Gibt es einen bairisch-schwäbischen Mischdialekt?

2 Antworten

Ich zitiere dazu mal Wiki: "Eine genaue Zuordnung des Augsburgerischen zu einer Sprachgruppe gestaltet sich schwierig, da die Stadt die Grenze verschiedener Verbreitungsgebiete von Mundarten bildet und somit die dortige Sprache von vielfältigen Einflüssen geprägt ist. Prinzipiell ist der Dialekt den ostschwäbisch-alemannischen Mundarten zuzuordnen, ist aber auch mit mittel- beziehungsweise südbairischen Dialektformen durchsetzt. Vor allem die jüngeren Generationen sprechen heutzutage einen stärker vom Hochdeutschen und Bairischen geprägten schwäbischen Dialekt."

https://de.wikipedia.org/wiki/Augsburg#Dialekt

In der Sprachwissenschaft sind Begriffe wie "bairisch" oder "schwäbisch" Hilfskonstrukte. Sie dienen dazu, verschiedene Ortsdialekte zusammenzufassen, sie großflächiger bezeichnen zu können und dadurch besser handhabbar zu machen. Ihre Benennung ist mindestens ebenso stark historisch wie sprachlich motiviert. Die Übergänge zwischen den gesetzten, definierten Sprachgebieten gestalten sich in der Regel fließend, nicht abrupt. Sie gehen durch die Zu- oder Abnahme von für sie als charakteristisch angenommenen Merkmalen ineinander über, wobei diese Merkmale meist nur in Teilen des Gebietes gelten oder noch weitere Gebiete einschließen können. So ist das als schwäbisch geltende "sch" im Inlaut in Wörtern wie "Gascht" und "Fescht" (für "Gast" und "Fest") auch im westlichen Bairischen (bis nach Pasing) daheim und umfasst den ganzen Südwesten bis nach Luxemburg (vgl. die entsprechende Grenze in der Karte "Die deutschen Dialekte").
Die Benennung der erkennbar verschiedenen Dialekte erfolgte für den süddeutschen Großraum nach den alten Stammesnamen. Forschungen, wie die Bevölkerung selbst die Sprachräume aufteilt, sind erst in den Anfängen. Es gibt natürlich ein Wissen der Bevölkerung über Dialektmerkmale. So erkennt man den Ost- und Oberallgäuer an seinem "Laiter" und "brait" für "Leiter" und "breit", während die meisten der Baiern "Loata" und "broat" und ein großer Teil der Schwaben "Loiter" und "broit" sagen (vgl. Karte 21 im Sprechenden Sprachatlas). Auch Formen wie "Hããd" für "Hand" und "Kẽẽd" für "Kind" sind als Eigenheiten des Nordens von Bayerisch-Schwaben bekannt. Die Bezeichnungen für die Dialekte im Volk orientieren sich an alten Landschafts- und Siedlungsnamen. Man spricht "rieserisch", "allgäuerisch", auch "augsburgerisch", aber nicht "mittelschwäbisch". Die Dialekte zwischen Ries und Allgäu haben keine eigene Bezeichnung. Die Landschaftsbezeichnung "Mittelschwaben" ist nicht verbreitet und alt genug, um im Zusammenhang mit Dialekt verwendet zu werden.
Die schwäbisch-alemannische Grenze ist in ihrem ganzen Verlauf in der Region bewusst. Man weiß, dass im nächsten Dorf "ganz anders" gesprochen wird. Die Anfang des 19. Jahrhunderts geschaffene Grenze zu Württemberg hin mit der Iller als Grenzfluss spielte in der Entwicklung der alten Dialekte keine Rolle. Heute ist diese stärker wirksam. Der hinten ausgesprochene R-Laut, der sich in den letzten 60 Jahren im Württembergischen links der Iller durchgesetzt hat, verläuft in etwa an der Landesgrenze.
Zum Bairischen hin ist die Grenze nördlich von Augsburg bewusst und mit ihrer scharfen Bündelung der Dialektunterschiede am Lech auch relativ eindeutig. Im Süden ist sie dynamisch, aufgefächert, was zu einem langsamen, stufenweisen Übergang führt. Es wird berichtet, dass früher die Giesinger die Pasinger als Schwaben bezeichnet haben; die Pasinger glaubten natürlich fest daran, bairisch zu sprechen und meinten, das Schwäbische fange weiter westlich an. So ging es schrittweise bis zum Lech. Jeder rechnete und rechnet sich selbst noch zum bairischen Dialekt, zu den Baiern, zu den "richtigen" Baiern, die westlichen Nachbarn aber schon zu den Schwaben. Westlich des Flusses gab es dann keine Zweifel mehr daran, dass da schwäbisch gesprochen werde und dort Schwaben wohnten. In diesem Kontext sind Bairisch sprechen und Baier, Schwäbisch sprechen und Schwabe ohne Probleme austauschbar.

Siehe: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Alemannisch-Schw%C3%A4bische_Dialekte_in_Bayern


DerAugschburger 
Beitragsersteller
 07.07.2022, 22:18

Und was ist mit Städten, wie Augsburg und Landsberg am Lech die am Lech liegen? Spricht man dort in einem Stadtteil Bairisch und im anderen Bairisch?

Pseudonym333  07.07.2022, 22:21
@DerAugschburger

Keine Ahnung, ich war nur zweimal beim Fußball in Augsburg... Dialekte sterben eh aus.

Du kannst dich ja in Lechhausen und in Oberhausen umhören hehe... also nicht das Oberhausen im Ruhrgebiet.

thesunrider  15.07.2022, 12:13
@DerAugschburger

Dialekte sind eh in jeder Stadt etwas unterschiedlich, wahrscheinlich wird auch in Nördlingen oder in Günzburg wieder anders gesprochen als in Augsburg.