Gehen Psychotherapeuten nach diesem Prinzip (weinen)?
eine bekannte war mal in Therapie und meinte dass ihre Therapeutin darauf gewartet hat, dass sie weint. Und das Thema was sie zum weinen gebracht hat, war dann sozusagen der Auslöser für ihre Probleme. Stimmt das ? Gehen Psychotherapeuten nach diesem Prinzip ? Sie meinte auch dass die Therapeutin selber weinen musste.. eigentlich dürfen die das doch nicht. Oder doch ? Habe ich jedenfalls mal gehört...obwohl das sind ja auch nur Menschen und die Therapeutin war zu dem Zeitpunkt schwanger und da spielen die hormone ja verrückt.
3 Antworten
Hallo,
Das Therapeuten darauf warten bzw. hoffen das Patienten weinen, kann wirklich der Fall sein. Ganz einfach weil es Patienten gibt, die sich selber und ihre Gefühle nicht richtig spüren können oder die eine Maske tragen und deshalb keine Gefühle zulassen können. Aber nur weil ein Patient bei einem bestimmten Thema weint, ist dass nicht automatisch auch der Auslöser für seine Probleme. Das wäre viel zu einfach und in der Psychologie ist nichts einfach. Wir alle haben ein Unterbewusstsein und darauf können wir auch nicht/nur beschränkt zu greifen. Therapeuten dürfen auch Gefühle zeigen und über sich selber reden, solange es keine Grenze überschreitet und die Therapie nicht negativ beeinflusst. Tränen in den Augen, sind vollkommen ok und menschlich, ja auch bei Therapeuten. Nur ein Nervenzusammenbruch und richtige Heulanfälle, wären nicht mehr inordnung.
Liebe Grüße
9Dunkelheit9
Weder sind alle Psychotherapeuten gleich, noch wendet man für jeden Fall die gleichen Methoden an.
Und dass eine Therapeutin derart empathisch reagiert, bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie unfähig wäre, bei der Beurteilung der Sachlage Abstand zu bewahren. Es liegt aber die Vermutung nahe, dass sie ein ähnliches Trauma erlebt und dieses nicht verarbeitet hat...
Eine hypersensible Psychologin sollte während ihrer Schwangerschaft gravierende Fälle meiden, denn mitfühlende Traurigkeit überträgt sich auch aufs ungeborene Kind.
Es ist erwiesen dass psychische Probleme in Familien gehäuft vor kommen Und erblich sein können. Zum einen kann depressive Stimmung zu anderen Personen übertragen werden aber oft geschieht auch eine Art Anpassung an die Stimmung anderer.. und so „gewöhnt“ man sich daran und entwickelt selber dann so eine Persönlichkeit.. ich rede dabei aus eigener Erfahrung
Das ist richtig - aber man kann sich von solchen Vernetzungen auch emanzipieren, indem man innerlich Abstand gewinnt - was meist durch äußeren Abstand gelingt.
Aber noch was anderes:
Natürlich kann man rausfinden, wo es bei jemandem in der Seele hakt, indem man diverse Themen anspricht und sieht, wobei jemand den Tränen nahe ist. Man kann niemandem helfen, ohne wunde Punkte zu berühren. Ich hätte nur Bedenken, wenn der Psychotherapeut glaubt, dies eine sei die einzige Ursache - oft gibt es mehrere Faktoren, die an einer Störung beteiligt sind.
Im übrigen kann weinen sehr heilsam sein, weil sich dadurch die mit dem Tauma verbundene Anspannung löst. Hinterher fühlt man sich befreit. Das bleibt aber nicht so, wenn man das belastende Geschehen nicht auch geistig verarbeitet. Ausheulen und dann verdrängen ist keine zureichende Lösung.
Und das Thema was sie zum weinen gebracht hat, war dann sozusagen der Auslöser für ihre Probleme. Stimmt das ?
nein, pauschal mit Sicherheit nicht!
natürlich ist besondere Emotionalität bei einem bestimmten Thema ein Indiz, dass man einen wunden Punkt getroffen hat, aber zu behaupten, dass das der Auslöser aller Probleme sei, ist grober Unfug
Emotionalität kann auch nur mit den Hormonen des Klienten zu tun haben
Gehen Psychotherapeuten nach diesem Prinzip ?
nein, das ist unprofessionell
Sie meinte auch dass die Therapeutin selber weinen musste..
das ist unprofessionell
die Therapeutin war zu dem Zeitpunkt schwanger und da spielen die hormone ja verrückt.
das wäre menschlich
Da ich stille Mitleserin dieses Themas bin, habe ich jetzt gerade den inneren Wunsch daraufhin zu fragen, was mich mein ganzes Leben lang bewegt. Ich hoffe das geht nicht zu sehr in die emotionale Richtung.
Deshalb kennzeichne ich ab jetzt eine Warnung! *könnte triggern*:
Als meine Mutter im ca. 6. Monat mit mir schwanger war, ist von meiner Tante der dreijährige Sohn sehr tragisch ums Leben gekommen. Er wurde von einem LKW der wohl rückwärts fuhr, in einer Einfahrt übersehen.
Könnte es sei, dass ich von dem Schock meiner Mutter und meiner Tante irgendwie was emotional abbekommen habe? Ich gehe mit Trauer und Tod anders um, als die meisten Menschen, die ich kenne. Mir fällt es jedesmal bei Verlusten, egal welcher Art, wieder sehr schwer aus dem Trauern und der Depression rauszukommen.
Und das fällt mir jetzt gerade besonders auf, als ich zur Trauer etwas mehr lesen musste, als mir gut tut, so wie hier bei gute Frage, dass ich halt fast mein ganzes Leben mit solchen furchtbaren Trauergefühlen verbringen muss oder vllt. gar nicht anders kann. Als ob es schon Gewohnheit wäre. Würde meine tiefliegende Trauer und auch unbegründete Schuldgefühle erklären. Wie kann ich damit besser umgehen?
Danke für eure Antwort und Hilfe.