Gab es in der DDR keinen Denim-Jeansstoff? Mir wurde gesagt, dass das was in der DDR-Prodution als "Jeans" verkauft wurde keine waren, weil aus anderem Stoff?

6 Antworten

In den 70er Jahren sagte man noch "Niethosen", und sie waren zwar blau, aber aus recht dünnem Stoff. Die Farbe blich auch nicht aus. Also kein Vergleich mit echten Jeans. Auf Beschwerden der Jugendlichen jedoch, die nicht alle Westverwandschaft hatten und sich echte Jeans besorgen lassen konnten (bzw. im Intershop kaufen) beschloss man Anfang der 80er Jahre, Jeans aus schwererem Stoff mit auswaschbarer Farbe herzustellen. Diese hießen "Goldfuchs", "Wisent" und "Boxer". Am besten waren die "Boxer", mit denen ich ganz zufrieden war, wenn sie auch nicht ganz an echte "Lewis" heranreichten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die DDR Führung befand sich in einer permanenten Zwickmühle. Die Bevölkerung war durch die westliche Fernsehwerbung stark beeinflusst. Natürlich wünschte man sich auch all die schönen Produkte. Die staatliche Planwirtschaft war aber nicht in der Lage, schnell auf die Bedürfnisse zu reagieren. Also versuchte man, aus Sch...e Sahnebonbon zu machen. Das führte bei den Jeans zu dem bekannten lächerlichen Ergebniss. Man erfand einfach ein paar Label und dann ging die Massenproduktion von Jeans made in GDR los. Aus 100 Meter Entfernung sahen die Teile tatsächlich wie Jeans aus. Der Traum war nach der ersten Wäsche vorbei. Die guten Jeans hatten sich in Scheuerlappen verwandelt und taugten nur noch als Putzlappen. "Wisent" und "Boxer" waren out, aber so was von. Die Marktführer waren "Levi's" und "Wrangler", dann gehörte man dazu. Und so versuchte fast jeder sich das nötige Westgeld irgendwie zusammen zu schachern. Irgendwann hatte auch ich die 120 DM für einen Levi's Anzug zusammen. Ich investierte 800 Mark Ost-Mark. Das entsprach etwa einem Monatslohn

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Technisch wäre die Bekleidungsindustrie in der DDR in der Lage gewesen, richtige Jeans herzustellen, aber:

In den 50er- und 60er-Jahren sind Jeans in der DDR ein modisches No-Go. Sie gelten als kapitalistisches Teufelszeug und Hosen des Klassenfeindes. Im Handel gibt es sie offiziell nicht zu kaufen, höchstens als so genannte Bückware unterm Tresen. Doch Jeans werden vom SED-Politbüro äußerst argwöhnisch betrachtet. Sie stehen als Symbol für ein amerikanisches Lebensgefühl, für westliche Beatmusik und Rock’n’Roll; Jugendkulturen also, die die DDR-Führung vehement ablehnt. Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht wettert in einer Rede: "Müssen wir jeden Dreck, der aus dem Westen kommt, kopieren? Mit der Monotonie des Yeah, yeah, juh oder wie das heißt, sollte man Schluss machen!" Quelle: https://www.mdr.de/zeitreise/ddr/jeans-in-der-ddr-100.html

Solltest übrigens mal den ganzen Artikel lesen - sehr interessant!

Als das DDR-Regime Ende der 70er-Jahre gegenüber der Jeans toleranter wurde, gab es andere Probleme, die auf das politische System zurückzuführen waren.

In der Produktion gibt es immer wieder Engpässe. Mal fehlen Nieten, mal der richtige Stoff. Die Träger bemängeln, dass sich der beliebte Auswasch-Effekt nicht einstellt und die Hosen nicht farbecht sind. Als in den 80er-Jahren im Westen "stonewashed" Jeans Mode sind, reagiert man in der DDR mit der "Marmor"-Jeans. Doch das stellt die Produktion vor immense Probleme - im Fünf-Jahres-Plan war so eine kurzfristige Änderung nicht vorgesehen.

Ich sage dir mal was....DDR-Jeans sind das Hässlichste,was ich je gesehen habe.Es wurde zwar probiert und gemacht und getan,aber ein paar anständige Jeans sind nicht draus geworden.Sie mögen zwar robust gewesen sein,aber für einen Jugendlichen,der halbwegs ein wenig von sich 'her' machen wollte.....Nee !!Sie wurden aber gerne von Männern getragen,die im Garten arbeiteten oder so.Also ich habe diese Dinger nie gekauft....bzw. habe ich meine Eltern gesagt,dass ich solche Dinger nicht anziehe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Bei den Stoffen handelt es sich um Baumwollköper. Jeans nennt man üblicherweise mit Indigo blaugefärbten Köper, Denim die übrigen Färbungen. Allerdings wird es mit der Unterscheidung nicht so pingelig genommen. Beides gab es auch din der DDR. Die Verarbeitung und Schnitte unterschieden sich jedoch.