Gab es im Mittelalter sowohl die feste Natrium-Seife als auch die flüssige oder Gel-artige Kaliumseife ("Schmierseife")?

2 Antworten

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Ja, es gab beides. Die Schmierseife war in Mitteleuropa praktisch ein Zwischenprodukt bei der Herstellung von fester Seife. Zu Laugenbereitung benutzte man Holzasche, die man mit Wasser auslaugte und dann eindampfte. Ergebnis war mehr oder weniger reine Pottasche (Kaliumcarbonat), die man mit Löschkalk zu Kalilauge umsetzte. Mit dieser liessen sich pflanzliche oder tierische Fette verkochen und so verseifen. Ergebnis im Kessel war Schmierseife (Kaliumseife). Eine frühe Quelle für das Verfahren stammt von Galenos von Pergamon im zweiten Jahrhundert.

Araber nutzten dagegen statt Pottasche natürliche Sodavorkommen (Sodaseen) zur Laugenbereitung und erhielten so direkt eine feste Natronseife.

In Mitteleuropa brauchte es dazu den Umweg über das Aussalzen. Dabei wird die Kaliumseife im Kessel mit Salz (Natriumchlorid) versetzt. Einerseits dient dies der Reinigung der Masse, da die Zutaten alle nicht rein waren; wegen ihrer geringeren Dichte schwamm die Seife obenauf, unten sammelte sich die überschüssige, salzige Lauge und das Glyzerin. Andererseits wurde dadurch die Kaliumseife zu einem großen Teil in Natriumseife umgesetzt, da die Natriumionen des Kochsalzes die Kaliumionen von den Fettsäuren verdrängten. Diese nun oben schwimmende Natriumseife wurde in Formen abgeschöpft, worin diese Masse dann fest wurde. Den Rest goss man weg. Die im Kessel oben schwimmende Seife nannte man auch "Seifenkern", daher heißen die so hergestellten Seifen auch "Kernseifen".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Eigene Seifenmanufaktur

Parralelwelt 
Beitragsersteller
 06.04.2024, 12:14

Wahnsinn

also Mittelalter ist etwas vage, was Zeit und Ort angeht, aber mehrheitlich war Schmierseife bekannt, da Seife damals aus Holzasche hergestellt wurde, die im wesentlichen aus Kaliumcarbonat besteht.

m.f.G.

anwesende


Parralelwelt 
Beitragsersteller
 05.04.2024, 23:11

Ja an Pottasche gleich Kalium habe ich auch gedacht

Allerdings in Gebieten an der See oder in der Nähe von Salzbergwerken wäre die Seife deutlich reiner als mit Asche

anwesende  08.04.2024, 10:57
@Parralelwelt

nein, nicht wirklich. Salz (also Natriumchlorid) wäre viel zu wertvoll gewesen, um es in "sinnloser" Seife zu verschwenden. Waschen und Körperhygiene war im Mittelalter aus verschiedenen Gründen nicht in.

Dazu kommt, daß Natriumchlorid nicht zur Seifenherstellung nach dem gebräuchlichen Verfahren des "Seifensiedens" verwendet werden kann.