Gab es bei der Franz. Revolution, drei Revolutionen oder nur eine ?

2 Antworten

Von Experte zetra bestätigt

Die Fanzösische Revolution 1789 – 1799 ist ein in sich nicht einheitliches, aber in Beziehung zueinander stehendes Gesamtgeschehen, ein zusammenhängender Ereignisablauf. Dabei hat es im Sommer 1789 drei Teilrevolutionen gegeben. Nach Trägergruppen, Wirkungsorten, Motiven und Zielen gab es unter ihnen Unterschiede. Sie liefen aber nicht getrennt und völlig beziehungslos nebeneinander ab. Es hat Reaktionen aufeinander gegeben

Die Beweggründe und Zielvorstellungen deckten sich dabei nicht vollständig, aber sie richteten sich gegen die bestehende Ordnung und standen in einem engen Zusammenhang. Eine Revolution bzw. ein Teil der Revolution konnte eine andere/einen anderen Teil unterstützen (das Volk von Paris ist z. B. bei mehreren Ereignissen stark hervorgetreten, die auch Auswirkungen auf die Stellung der Nationalversammlung hatten) oder neue Probleme stellen. Ihr Ausbruch und ihre Folgen hatten Beziehungen zueinander. Die Ereignisse standen in enger Verbindung und im politischen Raum wurde zur Kenntnis genommen, was sich anderswo abspielte, und darauf reagiert. So hat die Nationalversammlung nach Aufständen von Bauern gegen Adel und Klerus Beschlüsse zur Abschaffung der Feudalordnung getroffen. Daher gibt es gute Gründe, das Gesamtgeschehen als eine große Revolution zu verstehen.

Die Revolution kann außerdem in mehrere Phasen unterteilt werden.

In der französischen Geschichte hat es mehrere Revolutionen gegeben.

  • Französische Revolution 1789 - 1799
  • Julirevolution 1830
  • Februarrevolution 1848
  • Pariser Kommune 1871

Die Frage nach Teilrevolutionen bezieht sich offenbar auf Französische Revolution 1789 – 1799. Es ist möglich, Teilrevolutionen zu unterscheiden, aber diese standen nicht unverbunden und beziehungslos nebeneinander, sondern sie bildeten letztlich ein zusammengehörendes Gesamtgeschehen einer Revolution.

Es können im Sommer 1789 drei Revolutionen bzw. drei Teile oder Ebenen der Revolution unterschieden werden.

1) Revolution der Abgeordneten: Es ereignete sich eine institutionelle/parlamentarische/konstitutionelle Revolution mit der Nationalversammlung (am 17. Juni 1789 erklärten die Abgeordneten des Dritten Standes sich zur Nationalversammlung [Assemblée nationale]) als politische Kraft (die dabei eine „juristische Revolution“ eines konstitutionellen Staatsstreiches vollführte) und dem Einleiten eines Verfassungswerkes. Diese Revolution wird besonders stark von bürgerlichen Eliten getragen. Die bisherige Art der politischen Vertretung und Mitbestimmung wird für nicht ausreichend und ungerecht gehalten und das alte System nicht hingenommen.

2) Revolution der Bürger in den Städten: Es ereignete sich eine städtische Volksrevolution/munizipale Revolution der Stadtbürger (der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 gehört dazu). Die Bürger übernahmen die Verwaltung. Die neuen Inhaber der Führungspositionen in den Städten zogen Polizei, Justiz und Lebensmittelversorgung an sich, schufen Bürgergarden/Nationalgarden, nahmen Waffen aus den königlichen Depots.

3) Revolution der Bauern: Es ereignete sich eine antifeudale Revolution der Bauern/einfachen Landbevölkerung, gegen den Feudalismus mit Abgaben und Dienstleistungen an die Grundherren als Gruppe mit Vorrechten gerichtet, bei der Juli/August 1789 auch das Phänomen einer „Großen Furcht“ (Grande Peur) auftrat. Es kam zu Plünderungen, Forderungen und vor allem Zerstörung der Feudalarchive mit dem Ziel der Vernichtung von Urkunden. Die Bauern stürmten im Sommer 1789 (nach dem 14. Juli) Schlösser und verbrannten die feudalen Besitztitel (mit Verzeichnissen von Pachtzinsen, Naturalabgaben Arbeitsdiensten und Ähnlichem).

In Büchern zur Französischen Revolution stehen dazu Darstellungen und Überlegungen, z. B.:

Ernst Schulin, Die Französische Revolution. 5. Auflage. München : Beck, 2013 (Beck's historische Bibliothek). ISBN 978-3-406-65877-8 (S. 59 - 91)

Hans-Ulrich Thamer, Die Französische Revolution. Originalausgabe. 5., durchgesehene Auflage. München : Beck, 2019 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2347). ISBN 978-3-406-73397-0 (S. 29 – 39 [3. Drei Ereignisse – eine Revolution. Der Sommer 1789])

Michel Vovelle, Die französische Revolution – soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten. Mit einem Nachwort des Autors zur deutschen Ausgabe und einer Einführung von Rolf Reichhardt,. Aus dem Französischen von Peter Schöttler. München ; Wien : Oldenbourg, 1982 (Ancien régime, Aufklärung und Revolution ; Band 7). ISBN 3-486-51261-7 (S. 19 und S. 71 – 73)

https://langzeitarchivierung.bib-bvb.de/wayback/20190716085802/https://www.historicum.net/de/themen/franzoesische-revolution/einfuehrung/verlauf/artikel/ii-beginn-der/

„Mit der Revolution der Abgeordneten begann die "große Revolution", die sich im Sommer 1789 gewaltsam Bahn brach. Es handelte sich jedoch nicht um eine einheitliche Bewegung, sondern um die Aktionen verschiedener Trägergruppen mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten, die sich zwar gegenseitig stimulierten, aber nicht koordiniert waren und jeweils eigene Ziele verfolgten.“


zetra  07.11.2021, 15:20

Du arrangierst dich ja hier mit vollem Einsatz.

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Leon680241 
Beitragsersteller
 06.11.2021, 21:58

Danke !!

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Die französische Revolution ist zwar in mehreren Phasen verlaufen, muss aber historisch als eine Ereignisfolge betrachtet werden. Sogar als sehr epochale Ereignisfolge.

Auch der Dreißigjährige Krieg bestand aus eiiner Aneinanderreihung einzelner Konflikte und Kriegsereignisse in mehreren Phasen.


Leon680241 
Beitragsersteller
 06.11.2021, 21:56

Danke !!

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