Funktioniert Olaplex 3 wirklich?

3 Antworten

Nun . . . mal ganz davon abgesehen, dass wirkliche Pflegeprodukte wie z.B. der Haarbalsam und die Haarmaske von MARiAS Organic Hair um ein Vielfaches besser und wirklich pflegend wirken als Olaplex Nr. 3, das ja gemäß Hersteller kein reines Pflegeprodukt, sondern einfach das Zusatz-Produkt zur im Salon durchgeführten Behandlung mit Nr. 1 und 2 ist . . . die "Funktion" gemäß dem, was der Hersteller angibt, ist bei Olaplex Nr. 3 definitiv gewährleistet und es gibt wohl auch Kollegen/innen, die das Zeug deren Kunden (und auch sich selbst) an die Haare geben, um sie vermeintlich "aufzubauen".

Wenn ich bei einer Kundin mit stark angegriffenem Haar die MARiAS Haarmaske inkl. 20 - 25 Minuten Haarsauna einwirken lasse, sind die Haare beser als sie mit 10 Anwendungen von Olaplex Nr. 3 werden können.

Was die Preise betrifft, ist das ganz einfach erklärt. Shops wie z.B. zentraldrogerie (derzeit 18,40 EUR für Olaplex Nr. 3) beziehen die Produkte aus EU-Nachbarländern, in denen die EK-Preise schon deshalb niedriger liegen, weil sie dort einer ebenso niedrigeren Kaufkraft angeglichen sind.

Zudem scheint wohl auch Olaplex selbst nicht wirklich begeistert darüber zu sein, dass der Vertrieb für Deutschland, Österreich und die Schweiz europaweit die höchsten Abgabepreise an Friseure aufruft . . . und die liegen über dem, was eben die Online-Shops im Verkauf dafür verlangen. Somit können Friseure, die einen Vertrag mit New Flag oder DC Shampoo haben, die Produkte gar nicht wirklich deutlich unter 40 EUR verkaufen.

40 EUR sind nach Abzug der Ust. gerade noch 32,40 EUR, dann gibt es Mitarbeiter/innen, die mehr als deren monatlichen Soll-Umsatz schaffen, auf den Verkauf noch 4 oder sogar 8 EUR Provision erhalten und die Salon-Inhaber selbst wollen ja auch noch ein paar Taler am Produkt verdienen.

Salon-Inhabern bleiben generell im Durschnitt gerade mal 8,9 bis 10% vom Gesamtumsatz des Salons übrig . . . und dann sind noch keine nennenswerten Rücklangen gebildet, keine Einkommenssteuer abgerechnet, die privaten Lebenshaltungskosten noch nicht abgezogen, u.s.w. . . . es müssen also erst einmal ca. 20.000 EUR umgesetzt werden, damit die Inhaber brutto das haben, was ein Angestellter verdient . . . nur dass der Inhaber noch höhere Abzüge hat.

Sicher hilft Dir das nicht dabei, an einer Flasche Olaplex Nr. 3 20 EUR einzusparen und jeder will schauen wo er/sie bleibt . . . das sollte einfach nur das Verständnis dafür bewegen, weshalb einige Online-Shop Betreiber Salon-Produkte wesentlich günstiger anbieten können, als Friseursalons.

Nun ja, obwohl auch in den Olaplex Treatments 2 und 3 der eigentliche Wirkstoff (Crosslinker) enthalten sind, sind diese beiden Produkte wohl eher als Oberflächenkonditionierung des Haars gedacht, wodurch vorübergehend Haptik und Optik verbessert wird. Der Wirkstoff (Crosslinker) wirkt sich dagegen eher auf die Zugfestigkeit und Biegesteifigkeit des Haares aus.

Die Frage ist, ob der Wirkstoff (Crosslinker) hier in ausreichender Menge enthalten ist und in dieser Darreichungsform in genügender Menge ins Haar penetrieren kann.

Zu deiner eigentlichen Frage: Die eigentliche Verbindung (der Wirkstoff), die hier mit dem Haarproteinen reagieren kann, ist das Maleat - das Salz der Maleinsäure, auch als cis-Butendisäure bezeichnet. Die Reaktivität dieser organischen Säure liegt der Doppelbindung zugrunde, ebenso wie auch bei anderen Alkenen (z.B. Divinylsulfone), die in gleicher Art und Weise funktionieren.

Tatsächlich werden derartige, reaktive Verbindungen schon sehr lange verwendet, z.B. als Crosslinker in der Proteinchemie, in der Wollforschung und Wollverarbeitung oder auch in der Haarforschung. Es gibt einiges an Literatur zu diesem Thema. Zumeist werden jedoch die Amide dieser Maleinsäure verwendet: die Maleimide. Oder die oben genannten Divinylsulfone.

Allerdings reagieren diese Verbindungen im erfordlichen Maße lediglich mit anderen reaktiven chemischen Gruppen und zwar mit den Schwefelgruppen (-SH) des Cysteins, also den sogenannten Thiolgruppen (=Sulfhydrylgruppen) bzw mit deren deprotonierten Form (Thiolat-Ion).

Bei der Reaktion werden diese Schwefelgruppen mit Maleatgruppen modifiziert, sodass diese letztlich über eine stabile Thioetherbindung fest am Protein gebunden sind. Das ist allerding noch nicht die eigentliche Crosslinker-Reaktion, da in diesem Fall noch ein sogenannter Linker fehlt, also etwas, das vernetzend zwischen den Proteinen wirkt.

Tatsächlich hat unbehandeltes Haar einen höheren Gehalt an Thiolgruppen. Blondiertes Haar hat einen weitaus geringeren Gehalt an Thiolgruppen, dafür hohe Mengen der entsprechenden (nicht-reaktiven) Oxidationsprodukte, hauptsächlich Cysteinsäure (Sulfonsäure) sowie Oxidationsprodukte der Disulfidbrücken, nämlich Disulfidoxide. Ein höherer Gehalt an Thiogruppen resultiert aus reduktiven Haarbehandlungen.

Maleate/ Maleimide können nicht mit Disulfidbrücken reagieren und auch nicht mit den jeweiligen Oxidationsprodukten der Disulfidbrücken oder den Oxidationsprodukten der Thiolgruppen.

Daher ist das Produktversprechen, dass bereits geschädigte Disulfidbrücken wieder aufgebaut werden könnten, irreführend. Es kann nur so lange mit dem Haar reagieren wie noch intakte Thiolgruppen vorhanden sind.

Die zweite Aussage, dass neue Disulfidbrücken aufgebaut würden, ist ebenfalls irreführend, da bei diesen Reaktionen gar keine neuen Disulfidbrücken entstehen können, sondern lediglich artifizielle Brücken durch die entsprechenden Linkermoleküle. In diesen Produkten dient das PEGylierte Diamin Bis-Aminopropyl Diglycol als Linker zwischen den Maleaten.

Es gibt da verschiedene, erhältliche Linker (die eigentlichen Brücken) am Markt.

Bei den og. Maleimiden sind diese Linker sogar fest an den Maleaten gebunden. Bei der Verbindung, die Olaplex verwendet, ist der Linker nur ionisch an den Maleaten gebunden.

Ich habe hierzu auch vor einiger Zeit ein Patentschreiben eines Konkorrenzunternehmens gefunden, das die Annahme vertritt, dass sowohl das Maleat als auch das Bis-Aminopropyl Diglycol direkt als Linker zwischen den Haarproteinen fungiert und somit beide Komponenten eine entsprechende Wirkung eher über Ionen- und Wasserstoffbrückenbindungen entfalten, so wie auch andere organische Stoffe , die in der Haarpflege zum Einsatz kommen.

Fazit: Der Wirkstoff kann unter gewissen Umständen durchaus Reaktionen mit Haarproteinen eingehen, allerdings nicht so wie vom Hersteller angegeben (die jeweiligen Patente sind da eher an der Wahrheit). Und ob's viel bringt hinsichtlich einer Verbesserung der Zugfestigkeit gegenüber anderen Verbindungen, ist eine andere Frage. Gewünschte Haptik und Optik der Haare wird durch gewöhnliche Konditioniermittel erreicht, die in NO2 und NO3 enthalten sind.

Verursachte Schäden (durch Oxidation) kann es jedenfalls nicht wieder reparieren.

Da es mit intakten Thiolgruppen reagiert, die in unbehandelten Haaren sogar in höheren Mengen vorhanden sind, ist hier eigentlich sogar eine höhere Anzahl möglicher Reaktionen (Modifizierung der Thiolgruppen) zu erwarten.

Du brauchst in erster Linie Feuchtigkeit und keinen Aufbau, Olaplex ist aufbau.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Mehrjährige Berufserfahrung