Für oder gegen Gendern?

Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen

Gendern in keinem Lebensbereich 74%
Gendern in allen Lebensbereichen wie Arbeit/Uni/Schule 22%
Gendern nur in staatlichen/öffentlichen Texten oÄ 4%

8 Antworten

Hallo,

ich versuche durchgehend in der Form von Beidnennungen (Studentinnen und Studenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer usw.) zu gendern, nutze aber auch das generische Maskulin - vor allem bei langen Texten - mit dem ich persönlich als Frau keine Probleme habe. Da bin ich selbstbewusst genug, dass ich keine Lippenbekenntnisse brauche.

Das auf den (Gender)Stern oder sonstige Zeichen reduzierte Gendern sowie das Gendern durch substantivierte Partizipien (Studierende, Mitarbeitende, Lehrende usw.) sowie andere "Wortungetüme" lehne ich ab!

Deshalb nutze, spreche und schreibe ich den Genderstern auch nicht, und es nervt mich ungemein, wenn ich Nachrichtensprecher und Fernsehmoderatoren ihn aussprechen höre - was heißt aussprechen, es ist ja vielmehr eine Kunstpause.

Daneben verwende ich je nachdem, ob ich jemanden duze oder sieze, bei der Anrede die Pronomen du, dein, dir, dich oder Sie, Ihr, Ihnen, Sie. Ansonsten verwende ich die Personalpronomen ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie und die entsprechenden Possessiv- und Objektpronomen.

Das ist meiner Meinung nach völlig ausreichend; für manche Leute sogar schon viel zu viel.

AstridDerPu

Gendern in keinem Lebensbereich

Damit ist eine Minderheit ins Feld gezogen. Und alle machen mit.

Für mich: völliger Blödsinn. Beim BR spricht man inzwischen von Sternsingerinnen und Sternsingern. Wir waren immer nur "die Sternsinger". Punkt. Basta.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Gendern in allen Lebensbereichen wie Arbeit/Uni/Schule

Generell halte ich Gendern, also gendersensible(re)/genderneutrale(re) Sprache, für eine sinnvolle Maßnahme. Passend eingesetzt ist Gendern für mich dann, wenn es aus einer Kombination der verschiedenen Möglichkeiten und nicht aus dem strikten Einsatz einer einzigen Variante besteht.

Dazu gehört auch, dass man versteht, bei welchen Wörtern eine "gegenderte" Variante angebracht ist und bei welchen nicht, einem klar ist, dass nicht jede Situation/jeder Kontext eine gendersensible/-neutrale Anpassung der Sprache benötigt, und dass nicht jede Form gendergerechterer/-neutralerer Sprache (aktuell) gleichermaßen barrierefrei ist. In diesem Zusammenhang bitte auch meine hier gewählte Antwort verstehen.

Außerdem ist gendersensible Sprache kein Allheilmittel, sondern ein Baustein von vielen für eine Gesellschaft, in der Nicht-Männer sichtbarer sind als in unserer heutigen, da durch gendersensible Sprache der männliche Bias im Deutschen, welcher sprachwissenschaftlich nachgewiesen ist, abgemindert wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"

F7URRY  26.01.2023, 19:52
Dazu gehört auch, dass man versteht, bei welchen Wörtern eine "gegenderte" Variante angebracht ist und bei welchen nicht

Kannst du mir ein Beispiel nennen wo es angebracht ist?

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Adomox  26.01.2023, 19:54
@F7URRY

Bei Wörtern, die

a) ein moviertes Gegenstück besitzen (Lehrer vs. Lehrerin; aber nicht Mitglied vs. *Mitgliederin) und

b) Menschen mehrerer Geschlechter/unbestimmten Geschlechts beschreiben (Max ist Mann und Lehrer, aber nicht *Max ist Mann und Lehrer*in, dafür aber Lehrer*innen sind tolle Menschen).

Geht meist auch ohne Sternchen - das hier ist nur ein Beispiel.

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Man gendert ja schon lang: Es heißt Meine Damen und Herren... und wenn man sagen würde: Meine Herren und Damen... würde man auch schief angeschaut!

Meiner Meinung nach ist die Grundidee hinterm Gendern nicht falsch, nur wird es zurzeit (noch) ein bisschen übertrieben. Aber das ist so wie mit Spielzeug: Wenn's neu ist, spielt man übermäßig damit, dann wird's langsam langweilig und es pendelt sich auf einem vernünftigen Niveau ein. So wird's hier auch werden, da bin ich mir relativ sicher!

Es kommt allerdings auf die verwendete Form an. Beidnennungen und neutrale Formulierungen sehe ich als unproblematisch an.

Gendern mit Stern, Doppelpunkt, Sprechpause und Ähnliches lehne ich ab, da diese Formen nicht barrierefrei. Durch deren Gebrauch können Menschen benachteiligt und sogar ausgegrenzt werden. Das Verstehen von Texten und Sprache wird hierdurch unnötig erschwert. Betroffen sind hiervon Menschen die auf Screenreader angewiesen sind, Menschen aus dem Autismusspektrum, Nicht- Muttersprachler, Menschen die auf einfache Sprache angewiesen sind und alte Menschen. Das wird leider fast komplett ignoriert, was ich persönlich einfach nur Rücksichtslos finde. Aus diesem Grund sollte man im öffentlichen Bereich darauf verzichten.