Fühlst du dich manchmal von der Enge in deinem Heimatland erdrückt?
6 Antworten
Nein, eigentlich war das in Deutschland nie der Fall...
Ich lebe mittlerweile in Tokyo, viele meiner Angehörigen machen sich immer Gedanken, daß man hier von den Menschenmassen erdrückt wird. Ganz im Gegenteil, da sich die Menschen hier sehr diszipliniert verhalten kommt einem gar nicht so vor, auch wenn auf die Fläche gerechnet im Ballungszentrum Tokyo sehr viel mehr Menschen leben.
Ja. Die Schweiz ist sehr kleinräumig, die Landschaft ist sehr beengt. Es gibt kaum einen Ort, wo man nicht an den nächsten Hügel sieht - aussern natürlich, man steht auf einem Berg.
Für uns Schweizer klingt es völlig absurd, dass es in Deutschland kein Tempolimit auf Autobahnen gibt.
Aber das ist nur, bis wir kapieren, dass wir das nicht mit der Schweiz vergleichen können: In Deutschland gibt es Autobahnbahnabschnitte, wo man einfach mal 100 km durchpowern kann, ohne auf nennenswerte Hindernisse welcher Art auch immer zu stossen.
In der Schweiz findet man keinen Autobahnabschnitt, der länger ist als 1 oder 2 km, bevor nicht die nächste Kurve, Abfahrt, Baustelle, Verzweigung oder sonstwas kommt.
Autobahnkreuze haben wir selten, dazu fehlt der Platz. Für drei Spuren auch oft, die sind auch selten so breit, wie in Deutschland.
Der Verkehr ist massiv dichter als in Deutschland, weil man einfach nie weit genug "draussen" ist - man ist immer in der Nähe irgendeiner Stadt. Und wenn nicht, dann gibt es dort keine Autobahn, sondern nur enge Strässchen...
In den Städten und Dörfern ist dasselbe: Wir haben kaum Alleen, breite Promenaden oder getrenntspurige Hautadern. Das ist alles eng und dicht gebaut.
Da wir keine Monarchie waren, gibt's auch keine grossen Anwesen, Plätze oder Prunkbauten, welche Weite suggerieren. Pärke stammen von Industriellen, die ihren Arbeitern Erholungszonen bieten wollten, die sind nicht pompös.
Wir haben ein paar Burgen, hauptsächlich von den Habsburgern, bevor sie Europa eroberten, weil ihnen wahrscheinlich die Schweiz zu eng war für ihre hochfliegenden Pläne...
Demonstrierendes Beispiel: Der Kurfürstendamm in Berlin
Die Bahnhofstrasse in Zürich (weltberühmte Luxusmeile, hier kauft die Elite von Dubai ein):
Ich habe Deutschland nie als „eng“ empfunden, und ich bin schon Großstadtkind. Dagegen ist die Tokyoter Innenstadt jedenfalls enger.
Nein. Hier ist jede Menge Platz. Wir haben uns bewusst in die Einöde zurückgezogen, "janz weit draußen". Das Stadtleben schnürte uns manchmal die Luft zum Atmen ab.
Unsere Tochter zieht es wieder zurück in die Großstadt, weil dort alles auf der Nähe ist, wie sie sagt.
Aber ich denke, wenn sie merkt, dass nicht nur das Gute auf der Nähe ist, sehnt sie sich gewiss nach einem idyllischen Platz zurück.
Noch halte ich dagegen. Aber wie lange noch in einem Land, dass zunehmend von Spießern bevölkert und regiert wird. Andererseits: wo können, wo wollen wir denn hin, wo es besser wäre?