Freund lässt mich mit meiner Trauer alleine. Er kann damit nicht umgehen?
Hallo, ich bin so enttäuscht von meinem Freund. Vor ca sechs Wochen ist mein Vater verstorben. Es kam, trotz Krankheit, sehr plötzlich, dass sich sein Zustand so dramatisch verschlechterte, dass wir hinterher die Entscheidung treffen mussten, ob die Geräte abgestellt werden. Diese Entscheidung blieb letztendlich an mir hängen, weil meine Mutter nicht dazu in der Lage war. Mir geht es sehr schlecht, ich habe zwar immer wieder Phasen, an denen es mir besser geht; aber ich habe mich ziemlich abgeschottet und bin in tiefer Trauer. Mein freund kann damit überhaupt nicht umgehen. Er hatte sich die ersten vier Wochen nach dem Tod meines Vaters nicht sehen lassen, weil er mich "in ruhe lassen wollte". Er hat mir zwar anfangs zugehört, wenn ich ihm mein Herz ausgeschüttet habe, aber mittlerweile ist er genervt. Er sagte gestern zu mir, dass ich mich langsam damit abfinden muss und das er es auch nicht mehr hören könnte, es würde ihn zu sehr belasten. Ich war sprachlos. Ich fühle mich völlig im Stich gelassen. Ich kann doch nicht auf Knopfdruck meine Trauer ausschalten und zur Tagesordnung übergehen. Habt ihr so etwas schon erlebt, dass sich der Partner in so einer Situation sich dermassen zurückzieht?
9 Antworten
Ich denke mal, ihr seid beide noch recht jung, da hat man mit solchen Situationen noch nicht viel zu tun gehabt. Da ist es normal, dass man sich mit solchen Problemen überfordert fühlt. Dein Freund kann mit der Situation einfach nicht umgehen. Die Vorstellung, dass so etwas auch in seiner Familie, mit seinen Eltern passieren könnte, macht ihm Angst.
Normalerweise schiebt man solche Gedanken weit von sich, und nun wird er damit direkt konfrontiert. Bei den Großeltern akzeptiert man das noch eher, die sind ja schon alt. Aber bei den Eltern ist das was anderes. Manche Menschen versuchen, solche Erlebnisse zu verdrängen, wollen nicht daran denken, nicht darüber nachdenken, wollen möglichst schnell wieder zur Tagesordnung übergehen. Andere, so wie du, wollen und müssen trauern, um den Verlust zu verarbeiten. Besonders, nachdem du die Verantwortung für eine Entscheidung treffen musstest, die für niemanden leicht ist.
Meine Mutter war über 100, war die letzten 5 Jahre dement und bettlägerig. Als man sie eines morgens bewusstlos im Bett fand habe ich entschieden, dass sie nicht mehr ins Krankenhaus gebracht wird, dass nach 2 Wochen die Flüssigkeitszufuhr eingestellt wird, und dass sie in Ruhe und Frieden einschlafen kann. Diese Entscheidung war vernünftig und richtig, aber ich habe 1 Jahr gebraucht, um das zu verarbeiten.
Lass dir Zeit für deine Trauerarbeit, aber auch wenn du jetzt enttäuscht bist: Lass auch deinem Freund die Zeit, mit der Situation fertig zu werden.
Naja, dein Freund geht es vielleicht auch damit nicht sehr gut oder er hat selber Angst davor das ihm das gleich passieren könnte oder ,oder, oder...aber ich denke er könnte dich trozdem mehr unterstützen, versuch nochmal mit ihm zu reden vielleicht hilft das.
Lg V.
Dein Freund ist selbst vollkommen und absolut hilflos. Das äußert sich in diesen Sätzen.
Vielleicht hat er selbst noch nie einen Trauerfall direkt erlebt, oder er reagiert typisch Mann. Weiter geht's im Leben, nach vorne schauen um jeden Preis, ja nicht auseinandersetzen mit diesem Problem.
Er kann mit dieser Situation tatsächlich nicht umgehen und ist absolut keine Hilfe für dich. Das solltest du akzeptieren, so wie er aktzeptieren sollte, wenn du dir eben andere Gesprächspartner suchst. Was nicht zwingend andere Männer sein müssen.
Wenn du reden möchtest, dann tu es. Aber bei und mit Menschen, die mitfühlend genug sind, daß sie dir Kraft geben.
Erklär ihm das auch bitte genau so!
Es ist keine Charakterschwäche seinerseits, er hat es nie anders gelernt. Dafür kannst und solltest du ihn nicht abstrafen, wenn dir etwas an ihm liegt.
Mach ihm jedoch klar, daß seine Sprüche dich verletzen.
Mir geht es auch so. Wir hatten genau den Urlaub gebucht, den papa sich für uns gewünscht hat. Und Mama wollte, dass ich dahinfahre. Mein Partner war nach 2 tagen von meiner trauer entnervt. Seit der Beerdigung fragt er ständig, wat is schon wieder, wenn ich alleine weine. Ich habe keine grosseltern mehr und mein Mann ist durch einen blöden unfall verstorben. Wir haben einen Sohn, der war 6. Unser zweites Kind habe ich tot zur Welt bringen müssen. Ok mein freund hat seine Frau auch verloren, aber keine Emotionen. Erst war ich richtig für seine Tochter und Familie. Dann zu fett und jetzt zu denn. Ich arbeite in der Saison als Servicekraft , brauche Kraft, dann durch kurti sind kranke zähne, dann Papas Tod usw. Jobcenter
wie alt seid ihr denn?
und ja, bei mir war es "nur" mein opi. aber mein damaliger freund verhielt sich genauso wie deiner. mir tat das auch sehr weh. nachträglich lernteich, dass jeder mensch anderes trauert: von gar nicht bis hin zu einem lebenslang andauernden trauma, also nie endender trauer. schade, dass dein freund dich überhaupt nicht versteht.