Frage zur "Unfreiwilligen Feuerwehr"? Kommen die Leute nicht drumherum wenn die einfach aus der betroffenen Gemeinschaft umziehen?

9 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Dieser Artikel schockiert mich total, dass es sowas in Deutschland gibt.

Warum schockiert Dich das? Es gab in Deutschland schon immer Dienstverpflichtungen... z.B. die Wehrpflicht der Bundeswehr, aber auch im Bereich der Feuerwehr. Und mit "schon immer" meine ich die letzten paar Jahrhunderte. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Pflichtfeuerwehr sogar an der Tagesordnung. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich nach und nach immer mehr freiwillige Feuerwehren gegründet, die diese Pflichtaufgaben übernommen und damit eine Zwangsverpflichtung überflüssig gemacht haben. Im und nach dem 2. Weltkrieg ist die Verpflichtung im Bereich der Feuerwehr dann kurz wieder aufgekommen, als nämlich zu viele Männer der Feuerwehren zum Militärdienst eingezogen wurden und teiweise gefallen sind. Da hat man dann z.B. Frauen verpflichtet, bis sich die Lage wieder normalisiert hat. Nun sind wir eben an einem Punkt angekommen, wo aus anderen Gründen (berufliche und private Flexibilität, Full-Service-Mentalität und Egoismus) zunehmend freiwillige Feuerwehren ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen können. Ergo: Die Kommunen sind gezwungen, wieder Menschen zum Dienst zu verpflichten.
Übrigens: Auch die Wehrpflicht der Bundeswehr ist nicht abgeschafft, sondern lediglich ausgesetzt worden. Finden sich irgendwann nicht mehr genügend Freiwillige, wird auch die Wehrpflicht wieder aufleben...

Bin aber zum Glück nicht betroffen, da ich in einer Großstadt wohne wo es solche Probleme nicht gibt.

Da täusche Dich mal nicht... das kann Dich in einer Großstadt genauso treffen wie in einer kleinen Gemeinde. 102 Großstädte (in der Regel über 100.000 Einwohner, teilweise ab 80.000 Einwohner) leisten sich den (gesetzlich vorgeschriebenen) "Luxus" einer Berufsfeuerwehr. Allerdings ist die BF auch in den Städten auf dir Kollegen der freiwilligen Feuerwehr angewiesen. Denn die BF sind dazu da, das Alltagsgeschäft, also den "Kleinkram" abzuarbeiten. Brennende Mülleimer, brennende Pkw, kleine Wohnungsbrände, Umweltschäden, Ölspuren, Brandmeldereinläufe usw. Solche Einsätze machen nämlich den Großteil der Feuerwehreinsätze aus und sind in einer großen Stadt aufgrund der großen Anzahl nicht mehr durch freiwillige Kräfte zu bewältigen. Kommt es aber zu größeren Einsätzen oder einer Häufung von Einsätzen (z.B. nach einem Unwetter), dann kommt die BF da personell sehr schnell an ihre Grenzen und ist auf die FF-Kollegen angewiesen.
In der Großstadt wiederum hast Du das Problem, dass die Menschen deutlich öfter umziehen und weniger sesshaft sind als in ländlichen Gebieten. Das erschwert dann eine Mitwirkung in der Feuerwehr, die schon aufgrund der langen Einarbeitungszeit eher auf langjährige bzw. dauerhafte Tätigkeit ausgelegt ist. Also haben es die städtischen freiwilligen Feuerwehren eher noch schwerer, ausreichend Mitglieder zu gewinnen. Das kann einzig durch die höhere Bevölkerungsdichte und damit größere Anzahl an Menschen im Einzugsbereich ausgeglichen werden. Was aber keine Garantie dafür ist, dass es auch zukünftig so ist.

Aber was wäre wenn die "Zwangsverpflichteten" einfach von ihrem Umzugsrecht gebraucht machen und soweit weg ziehen, dass der Einsatz gar keinen Sinn mehr macht? z.B: 500km?

Kein Problem. Anders als z.B. die Bundeswehr ist die Feuerwehr eine kommunale Einrichtung bzw. Behörde. D.h., Stadt oder Gemeinde A kann niemanden verpflichten, der offiziell als Einwohner der Stadt oder Gemeinde B gemeldet ist und umgekehrt.
Aber ganz ehrlich: Würdest Du Dein Haus verkaufen, Deinen Job kündigen und Dir dann in einer weit entfernten Stadt ein neues Leben aufbauen wollen, nur um keinen Feuerwehrdienst zu schieben? Es ist ja nicht so, dass Du viele Stunden am Tag einen vielleicht unliebsamen Dienst verrichten musst, sondern als "normaler" Feuerwehr-Indianer in der Regel zwei bis vier mal im Monat verschiedenartige Dienste und/oder Ausbildungen zu absolvieren hast und hin und wieder einen Einsatz... Zumal man ja auch nur auf eine bestimmte Zeit verpflichtet werden kann und für seinen Dienst eine Entschädigung erhält.

Und ganz ehrlich: Viele Verpflichtete stellen fest, dass ihnen die Arbeit sogar Spaß macht und melden sich dann irgendwann freiwillig...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hi,

Dieser Artikel schockiert mich total, dass es sowas in Deutschland gibt.

Was schockiert dich denn daran?

Mich würde es eher schockieren, wenn bei einem Wohnhausbrand in Dorf A die Feuerwehr aus dem 10 Kilometer entfernten Dorf B anrücken muss und dann noch einmal zwanzig Minuten auf die Feuerwehr der Kreisstadt C warten muss, bis mit der Menschenrettung begonnen wird.

Die Pflichtfeuerwehr ist eine "ultima ratio", wenn alle anderen Möglichkeiten, den Brandschutz durch freiwillige Kräfte sicherzustellen, gescheitert sind. Und auch dann werden nur "geeignete Personen" zum Dienst verpflichtet - und selbstverständlich auch ausgebildet.

Zudem: der Brandschutz ist eine kommunale Pflichtaufgabe. Die Gemeinde muss diesen sicherstellen; das heißt auch, gegebenenfalls eine Pflichtfeuerwehr einzuführen. Die Landesbrand- und Katastrophenschutzgesetze bilden hier die rechtliche Grundlage.

Pflichtfeuerwehren werden nur so lange aufrecht erhalten, bis genügend freiwillige Mitglieder eingetreten sind.

Bin aber zum Glück nicht betroffen, da ich in einer Großstadt wohne wo es solche Probleme nicht gibt.

Alle Großstädte, auch diejenigen mit einer Berufsfeuerwehr, haben freiwillige Feuerwehren, die ebenfalls im Brandschutz mitwirken.

Wenn diese freiwillige Komponente nicht ausreicht, können auch hier Pflichtfeuerwehren eingerichtet werden.

Aber was wäre wenn die "Zwangsverpflichteten" einfach von ihrem Umzugsrecht gebraucht machen und soweit weg ziehen, dass der Einsatz gar keinen Sinn mehr macht? z.B: 500km?

Es würde schon reichen, in eine andere Gemeinde zu ziehen. Ob man allerdings "Haus und Hof" aufgeben will, um sich vor ein paar Stunden Feuerwehrdienst im Monat zu drücken, steht auf einem anderen Blatt.

Mit "Sklaverei" hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun...

LG

Es würdewohl reichen ins Nachbardorf zu ziehen.

Solange es dort noch freiwillige gibt kann man ja dann aufm Sofa liegen

Was soll daran schockierend sein? Zu einer Hilfeleistung ist jeder verpflichtet. Wie würdest Du es denn finden wenn die Bude Deines Nachbarn abfackelt, aber niemand kommt der verhindert dass Deine auch noch abbrennt?


Bloodwyn 
Beitragsersteller
 11.10.2019, 17:48

Ich ruf 112 an. Das muss reichen.

Der Rest wird von der Versicherung bezahlt.

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Artus01  11.10.2019, 17:50
@Bloodwyn

Wie Recht Du hast, bei mir kommt der Strom auch aus der Steckdose.

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Bloodwyn 
Beitragsersteller
 11.10.2019, 17:52
@Artus01

Ne aus dem Atomkraftwerk von E-ON

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Artus01  11.10.2019, 17:54
@Bloodwyn

Ach, was Du nicht sagst .... Du scheinst reichlich uninformiert zu sein.

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26Sammy112  12.10.2019, 19:13
@Bloodwyn

Ok. Aber sage mir eines: Wenn Dein Vater, Deine Mutter, Dein Bruder, Deine Schwester, Sohn, Tochter oder Freundin... in seinem/ihren brennenden Haus verstirbt (die meisten sterben hierbei nicht an den Flammen, sondern weit vorher an den Rauchgasen) oder nach einem Unfall eingeklemmt im Auto, weil die Rettung zu lange gedauert hat und der Verunfallte nicht schnell genug im Krankenhaus behandelt werden konnte...
mit wie viel Geld von der Versicherung wärst Du denn für das Leben Deiner Nächsten einverstanden?

Vermutung meinerseits: Die Versicherung könnte Dir gar nicht genug bezahlen, um den Verlust zu ersetzen.

Aber genau das würde passieren, wenn jeder so denken würde wie Du. Jeder denkt nur an sich, gegenseitige Hilfe ist "out", auf Hilfe wartet man im Notfall dann vergebens.

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Dieser Artikel schockiert mich total, dass es sowas in Deutschland gibt.

Was denkst du warum das in den Feuerwehrgesetzen der Bundesländer so vorgesehen ist. Das ist übrigens längst kein Einzelfall Gemeinde verstärkt FF durch Pflichtfeuerwehr

Bin aber zum Glück nicht betroffen, da ich in einer Großstadt wohne wo es solche Probleme nicht gibt.

Da täuscht du dich, es gibt keine Großstadt die ohne Freiwillige Feuerwehr auskommt. Sollte die nicht schlagkräftig sein müsste die Stadt mehr Berufsfeuerwehrleute einstellen oder eben ebenfalls Bürger verpflichten. Stellt die Stadt mehr Feuerwehrleute ein bezahlst du das über höhere Steuern oder die Stadt spart das Geld an anderer Stelle (z.B. Kultur) ein.

Aber was wäre wenn die "Zwangsverpflichteten" einfach von ihrem Umzugsrecht gebraucht machen und soweit weg ziehen, dass der Einsatz gar keinen Sinn mehr macht?

Je weniger Einwohner der Ort hat desto kleiner braucht die Feuerwehr zu sein. Wenn alle Einwohner zwischen 18 und 63 weg ziehen was beleibt dann von der Stadt übrig?

Pflichtfeuerwehr