Frage zur Ermordung der Zarenfamilie Juli 1918?

7 Antworten

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In Russland herrschte Bürgerkrig und ein extrem großes Problem für die "weißen" bestand darin, dass sie zwar alle die Bolschewisten nicht leiden konnten, aber ebenso wenig konnten sie sich auf eine gemeinsame Strategie und gemeinsame Ziele eignen, die verscheidenen weißen Generäle wären nämlich gerne jeweils selbst Anführer gewesen.

Wäre der Zar oder der Kronprinz frei gekommen, hätten diese möglicherweise als Galeons- und Integrationsfigur für die weißen Kräfte und auch Teile der Bevölkerung dienen können und das war für die Bolschewisten ein Horrorszenario.

Das man mit der Monarchie abrechnen wollte, auch weil man den Zaren selbst als Kriegsverbrecher wahr nahm ist ein Aspekt, wenn es aber nur darum gegangen wäre, hätte man einen Schauprozess mit anschließender Hinrichtung durchgezogen.

Die Tatsache, dass man das heimlich und leise erledigte, spricht eher dafür, dass man die Person des Zaren und der alten Dynastie für hochgefährlich hielt und die gesammte Dynastie aufgrund dessen loswerden zu wollen, möglichst aber ohne die noch zarentreue Bevölkerung aufzuscheuchen.

Hätte man sie ins Exil abgeschoben, wären sie womöglich postwendend in eines von einem weißen General kontrollierten Territorium zurück gekehrt und der Zar hätte möglicherweise die Schirmherrschaft über die weiße Bewegung übernommen und das zarentreue Volk in den von bolschewisten Kontrollierten Gebieten gegen diese aufgestachelt.

Nun, zum einen wollten Uljanov und die Bolschewiki auf Nummer Sicher gehen und jede Gefahr zu beseitigen.

Denn wären sie lediglich im Exil gewesen, dann hätte die Chance bestanden dass sie von hinten eingriffen oder irgendwann wieder eingesetzt werden würden, immerhin gab es auch Truppen von außerhalb die dort gegen die Bolschewiki kämpften.

Hätten diese Erfolg gegen die Bolschewiki gehabt, hätte man den Zar sofort wieder einsetzten können.

Zum anderen hätte er als Identifikationsfigur gegolten, somit wollten die Bolschewiki einen Keil tief ins Herz ihrer Gegner treiben und bewirken dass diese geschwächt und moralisch angeschlagen waren.

Außerdem war es so am einfachsten, zumal Lenin nicht grade für sein großes Herz diesbezüglich bekannt war.

Zu dieser Zeit herrschte dort Bürgerkrieg, und es kamen Interventionstruppen aus den USA, aus Großbritannien und allen möglichen Ländern, um zusammen mit der Weißen Garde gegen die Bolschewiki Krieg zu führen, die alten monarchistischen Verhältnisse wiederherzustellen und die angeblich "von Gott auserwählte" Zarenfamilie wieder einzusetzen. Daran hätte sich auch nichts geändert, wenn die Zarenfamilie im Exil gewesen wäre. Es hätte immer die Gefahr bestanden, daß man sie wieder einsetzen wollte. So zynisch es klingen mag, aber ein angeblich göttlicher Machtanspruch läßt sich mit sachlichen Argumenten kaum aushebeln. Genau das ist ja der Sinn der engen Verfilzung zwischen Staat und Kirche (Röm 13, 1-7).

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/giftgas-fuer-die-bolschies

https://de.wikipedia.org/wiki/American_Expeditionary_Force_Siberia

https://de.wikipedia.org/wiki/Polar_Bear_Expedition

https://de.wikipedia.org/wiki/Sibirische_Intervention

Der User Schachbrett hat es richtig beantwortet. Es ging darum, ein für allemal das Zarengeschlecht auszulöschen, um eine Restauration zu verhindern.

Nicht zutreffend ist die Aussage eines anderen Mitglieds, Deutschland hätte sich im Krieg mit Russland befunden - mitte Juli 1918 galt schon der Friede von Brest-Litowsk.

Hier kannst Du auch eine Diskussion zum Thema verfolgen: http://geschichte-forum.forums.ag/t523-17-juli-1918-die-erschiessung-der-zarenfamilie


Mastrodonato  10.01.2020, 13:07

Der LInk oben ist heute nicht mehr gültig, Der verlinkte Beitrag ist heute am einfachsten durch Eingabe in den google "geschichte forum forumieren de erschiessung zarenfamilie" zu finden.

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Siehe Macchiavelli: Im Exil hätten sie eine Rückkehr vorbereiten können, das hätte die pro-Zaristischen Fraktionen im Land bestärkt...