Fotos von der Kindheit in der Psychotherapie?
Hallo zusammen,
hat jemand Erfahrungen in der Therapie mit Fotos gemacht in der Arbeit mit dem inneren Kind/ Erfahrungen in der Kindheit.
Meine Therapeutin hat mich gefragt, ob ich Fotos von meiner Kindheit und meinen Eltern mitbringen kann? Wisst ihr, wozu das dient. Eine Therapeutin, die ich kenne hat gesagt, dass Fotos Emotionen aktivieren und man besser an Gefühle dran kommt. Fotos von den Eltern wäre etwas zu viel, aber meine Babyfotos kann ich gerne mit ihr anschauen. Wir befinden uns derzeit in der Abschlussphase. Ich habe ihr erzählt, dass es mir zu viel wäre und meine Therapeutin sagte , dass ich mir darüber Gedanken machen kann und erst mal auch Fotos von mir mitbringen kann. Sie erwartet ein Kind und wird bald die Therapie deshalb beenden müssen und ich spüre ganz viel Traurigkeit,Wut und Eifersucht wegen dieser Situation. Ich habe meiner Therapeutin nach einem Gespräch mit einer Therapeutin ein Brief verfasst, in der stand, dass , dass ich meine Therapeutin vielleicht so erlebt habe , was man sich von einer Mutter gewünscht hätte. Jetzt kommt da ein anderes Kind, was das bekommt, was ich nicht bekommen habe. Das kann natürlich total traurig, das kann auch eifersüchtig und wütend machen. Sie sagte, dass ich dann den Gedanken habe, der mich blockiert, diese Gefühle auszusprechen. Nämlich, dass das gar nicht sein darf. Dass ich diese Gefühle und Gedanken nicht haben darf. Es ist für mich schambehaftet, dass ich diese Gefühle zu meiner Therapeutin entwickelt habe, dass man einem gar nicht sagen darf, wie wichtig der einem ist, was man sich alles wünschen würde.
Nachdem meine Therapeutin die Notizen /den Brief gelesen hat, kam der Vorschlag mit den Fotos.
Persönlich werde ich in der nächsten Sitzung meine Therapeutin auch fragen.
Liebe Grüße
Nil96
2 Antworten
Ich lasse mir auch gerne Fotos zeigen. Wem das schwerfällt, dem zeige ich dann zuerst ein oder zwei von mir. Das habe ich intuitiv schon gemacht, bevor ich irgendwie ausgebildet wurde.
Es ist sehr wirksam. Ich kann es nur empfehlen, wenn du Hemmungen hast, Gefühle zu zeigen. Aber es braucht auch Vertrauen.
Ich hab sie gelesen. Also dann sage ich auch mal ne Menge. Ich brauche für therapeutische Gespräche keinerlei Hilfsmittel. Ich kenne diese Therapiewirtschaft, die allerlei Techniken entwickelt und Hilfsmittel dafür. Aufstellungen, inneres Kind usw. etc.
Aber alles, was der Mensch wirklich braucht, trägt er bei sich, und kann es ausdrücken, ohne Hilfsmittel. Es sei denn, er wäre behindert und etwa stumm.
Wenn es ohne Hilfsmittel nicht läuft mit den Gefühlen, dann steht etwas im Wege bzw. fehlt. Ich suche da nicht in erster Linie beim Klienten, denn der kommt nicht als Profi daher. Ich schaue da erst beim Therapeuten.
Damit einer Gefühle ausdrücken kann, muss der andere ihm Empathie geben, die sie auffängt. Ist die da, geht das meist binnen Minuten (!)
Empathie basiert auf grossem Vertrauen. Und wenn Menschen Gefühle nicht zeigen, dann, weil sie misstrauen. Dass der andere Macht über sie bekomme, sie missverstehe, sie "wieder verletze" usw. etc.
Techniken und Spielzeug sind da nicht das Mittel. Therapeuten wissen i.d.R. noch nicht mal über die basale Bedeutung von Augenkontakt und Schweigen/Abwarten. Die 1.000 mal bedeutender sind, aber von nirgendwo mitgebracht werden können.
Wie meinst du das alles? Das heißt ja nicht, dass man kein Vertrauen hat zu seiner Therapeutin und die Therapeutin keine Empathie hat, wenn es der Klienten schwer fällt mehr zu zeigen oder zu sagen.
Ach, das war vielleicht einfach zuviel. Ich wünsch dir ein gutes Gespräch.
Fasse es doch bitte noch mal in drei Sätzen zusammen. Vielleicht versteht der FS dich dann besser. Ich habe es zumindest so verstanden: wenn der Patient sich nicht dem Therapeuten öffnen kann, dann liegt es am Therapeuten. Der Therapeut hat keine wirkliche Vertrauensbasis geschaffen. Habe ich das so richtig verstanden?
An wem es gelegen hat, ist unproduktiv, weil Schuldigensuche. Vergangenheit statt Zukunft. Führt nur zur Streit. Aber wenn es mit der Kommunikation nicht klappt, dann ist es am Therapeuten, herauszufinden, wie es in ZUKUNFT - in 2 Minuten, in 2 Wochen, wannn immer, gelingen kann. Dafür ist er der Profi
Okay, danke. Ich hoffe, dass deine Antwort auch dem FS hilft. Meine Erfahrung damit ist, dass es auch damit zu tun hat, ob die Chemie zwischen dem Patienten und dem Therapeuten stimmt. Wie sympathisch ist der Therapeut dem Patienten und umgekehrt? Das ist einfach meine ganz persönliche Erfahrung.
Ja und nein. Es kommt eben darauf an, ob eine Verbindung entsteht. Mir muss der Klient nicht sympathisch sein, damit ich ihm Einfühlung geben kann. Wenn er das gerne annimmt und das als "Sympathie" interpretiert, was entsteht, ok. Aber die meisten halten nichts von Einfühlung; sie lehen sie ja ab.
Wer lehnt Einfühlung ab, die meisten Therapeuten oder die meisten Patienten?
Sympathie abzulehnen, ist noch nachvollziehbar, wegen der inneren Abgrenzung, die dadurch in Gefahr geraten könnte. Aber Einfühlung sollte m. E. wichtig sein. Sonst fehlt das Verständnis für den Patienten. Wie soll Therapie ohne, dass der Therapeut seinen Patienten zu verstehen versucht, richtig funktionieren? Einfühlung ist doch der Versuch des Therapeuten das Befinden des Patienten und seine Reaktionen darauf, also die Innenwelt des zu Behandelnden, für sich nachvollziehbar zu machen.
Sei einfach nicht so theoretisch, dann wirds leichter. Wage einfach das Kunststück, dir vorzustellen: auch Psychologen sind nur Menschen. Die haben dieselben Schwierigkeiten mit dem EInfühlen wie auch alle anderen Menschen in dieser Zivilisation. Finden das fordernd oder überfordernd.
Damit es nicht als individuelles Versagen gilt, haben die Sozialberufe die Doktrin der "professionellen Distanz" entwickelt.
Ja, ich sehe sie auch als Menschen, die ihre persönlichen Bedürfnisse haben und auch Privatpersonen sind. Ich war auch schon mit Psychologen befreundet und habe miterlebt, dass es nicht immer ganz so einfach ist, diese Distanz aufrecht zu erhalten. Manchmal nimmt man Fälle innerlich mit nach Hause. Ich habe einen Beruf, wo ich oft von Leuten angerufen werde, die mir ihre Probleme und zum Teil auch noch die Geschichte erzählen, die zu diesen Problemen geführt haben. Manchmal löst es auch etwas in einem aus, weil es vielleicht ein eigenes Thema tangiert. Aber in den meisten Fällen ist es so, wenn ich die Arbeit verlasse, lasse ich diese Geschichten zurück und bin Privatperson. Jeder Therapeut ist Mensch und Mitglied in der Gesellschaft und innerhalb verschiedener sozialer Gruppen.
Tut mir leid, wenn ich theoretisch klinge. Aber manche "Theorie" fußt tatsächlich auf der eigenen Wahrnehmung und Erfahrung.
Bilder sagen mehr als Worte es können. Wie du schreibst, hattest du anscheinend nicht so die schönste Kindheit, aber deine Therapeutin möchte dir mit den Bildern vielleicht etwas zeigen was du nicht siehst. Lass dich drauf ein es schadet nicht, sie möchte dir ja nur helfen
Vielen Dank für deine Antwort.
Wie oben beschrieben, hat mir eine Psychotherapeutin gesagt, dass Fotos Gefühle aktivieren und man dadurch besser an Emotionen kommen dran kommt. Eine andere Therapeutin hat gesagt, dass sie sehr gerne Fotos von der Kindheit der Patienten verwendet, damit der Mensch besser ins fühlen kommt. Auch Mitgefühl mit der eigenen Person kann gefördert werden, wenn man sich regelrecht vor Augen führt, dass man früher ein überfordertes Kind gewesen ist. Es fällt vielen Menschen leichter, mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu sein, wenn man weiß, dass hinter den Emotionen des inneren Kindes ein reales Kind gewesen ist mit all seinen Gefühlen und Bedürfnissen.
Hättest du den die Fotos meiner Eltern auch gezeigt, da bin ich mir nicht so sicher.
Ich werde in der nächsten Sitzung meine Therapeutin auch fragen. Meine nächste Therapiestunde habe ich am 14. Oktober.
Hättest du denn Fotos von meinen Eltern in meinem Prozess miteinbezogen?
Ich bin mir da nicht so sicher, vielleicht wäre mir das zu viel/ zu nahe. Mit meinen Fotos habe ich kein Problem. Vielleicht ist das auch die Angst, dass eher Gefühle ausgelöst werden können. Oder, dass es zu viel/ zu persönlich ist die Fotos von meinen Eltern zu zeigen. Obwohl ich weiß, dass es primär um die Gefühle geht und nicht , weil meine Therapeutin meine Eltern sehen möchte. Ich vertraue ja meiner Therapeutin sonst hätte ich niemals diese Themen ansprechen können.
Würdest du Fotos zeigen, wo ich ein Säugling/ Kleinkind war oder im Grundschulalter?
Wie meinst du, dass das Vertrauen braucht. Diese habe ich ja, sonst hätte ich über diese Gefühle meiner Therapeutin nicht erzählen können, dass ich sie so erlebt habe, wie ich mir eine Beziehung zu einer Mutter gewünscht hätte und dass ihre Schwangerschaft Gefühle wie Traurigkeit, Eifersucht , Wut und Sehnsüchte in mir auslösen.
Magst du meine Antwort weiter unten auf die Frage von Nikita123645 lesen und mir darauf antworten? :) Ich danke dir schonmal.