Fleischsorten-Tabus?

3 Antworten

Ich kenne mich nicht aus, leiste aber trotzdem einen Beitrag:

Fleisch wird ja nicht erst seit gestern vom Menschen gegessen. Und früher galten Tiere vor allem als Lieferant von Nahrung (z.B. Fleisch) und Material (Haut, Fell Knochen, Federn, etc.)

Ich gehe also davon aus, dass es sich im Laufe der Jahrhunderte einfach herausgestellt hat, welche Tiere sich am besten zur Zucht zwecks Verzehr eignen, am gesundheitlich unbedenklichsten gegessen werden können und am schmackhaftesten sind.

Erst danach, viel später, dürfte sich ein Denken entwickelt haben, welches heute vielleicht den einen oder anderen in Deutschland davon abhält, einen Hund, eine Katze oder einen Wellensittich zu essen.

Dieses Denken dürfte noch keine 200 Jahre alt sein, wenn überhaupt.

Wenn ich zum Beispiel von meinen Eltern (84 und 90 Jahre alt) höre, wie emotionslos noch bei ihren Eltern mit sämtlichen Tieren auf dem eigenen Hof umgegangen wurde (inklusive des Hofhundes), dann behaupte ich mal, es sind noch keine 100 Jahre.


SMOGAN  04.12.2023, 16:03

DOCH ! Dieses Denken ist viel, viel älter.

Siehe Mosaische Gesetze, Reinheitsgebote !

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WeiSte  04.12.2023, 16:56
@SMOGAN

Du hast natürlich recht.

Ich meinte auch eher diese Denkweise des Haustieres als Familienmitglied, das man natürlich nicht isst.

Das war ja auch nicht der Grund für die Reinheitsgebote.

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Bevor wir jetzt "Brehms Tierleben von A bis Z" durchgehen:

Die Auswahl von Fleischquellen wird aus moralischen, traditionellen, ethischen, rechtlichen, gesundheitlichen, ökonomischen, religiösen und / oder Artenschutzgründen eingeschränkt.

Zuerst einmal gibt es das Tierschutzgesetz, dass es verbietet, ein Wirbeltier ohne "vernünftigen Grund" zu töten, wobei für Hunde, Katzen und Primaten nur wissenschaftliche Zwecke erlaubt sind.

Somit landen Hund, Katze und Affe schon mal nicht auf dem Teller.

Dann darf die Schlachtung eines warmblütigen Tieres nur durch eine sachkundige Person unter vorheriger Betäubung durchgeführt werden.

Du wirst aber keine Hamster- oder Meerschweinchen-Schlachter finden, damit sind die auch von der Speisekarte gestrichen.

Schlangenfleisch wäre durchaus legal, in Deutschland aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht tragfähig. In den USA findest Du hingegen durchaus Produkte wie "Canned Rattlesnake Meat".

Wale und Delfine stehen unter Artenschutz, der Protest gegen Japans "wissenschaftliche" Walfangflotte ist durchaus gerechtfertigt (in Wahrheit ist das Fischereisubvention). Ein Import nach Deutschland würde sofort als Verstoß gegen das Artenschutzabkommen bestraft werden.

Füchse, Wölfe und Luchse sind Raubtiere, stehen damit an der Spitze der Nahrungspyramide mit dem höchsten Risiko für gefährliche Infektionen und dürfen daher lebensmittelrechtlich nicht in Umlauf gebracht werden. Als Beispiel sei der Fuchsbandwurm genannt, der auch auf den Menschen übertragen werden kann.

Also lässt man auch davon die Finger.

Waschbär hingegen kann durchaus verarbeitet und gegessen werden: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/jerichow/fleischer-jagd-waschbaer-buletten-100.html

Die Vogeljagd mit Schrot ist auf Kleinvögel wie Amsel, Drossel, usw sinnfrei und die Bejagung mit Fallen (Leimruten) ist EU-weit verboten.

Also landen diese Vögel auch nicht auf dem Teller.

Ansonsten hätten wir noch eine ganze Reihe von religiösen Nahrungstabus wie zB Hasen, Kaninchen, Muscheln und Schnecken im Judentum oder Schweinefleisch und Blut im Islam - um nur einige zu nennen.

Wie Du siehst, gibt es viele Gründe, warum Menschen unterschiedliches Essen bevorzugen.

Erst einmal generell:

1. Das Töten von Tieren ist rechtlich nur mit "vernünftigem Grund" erlaubt. 

  • Nahrungsgewinnung ist vor dem Gesetz zwar ein vernünftiger Grund, aber: Haustiere wie Hunde und Katzen fallen nicht unter die "Nahrungsgewinnung", da sie laut Lebensmittelhygieneverordnung nicht geschlachtet werden dürfen. Denn es ist verboten Fleisch von Hunden, Katzen und Affen "zum Zwecke des menschlichen Verzehrs zu gewinnen oder in Verkehr zu bringen". Siehe: https://www.gesetze-im-internet.de/tier-lmhv/__22.html
  • Für das Töten eines Haustieres (welches man nicht isst), gibt es keinen "vernünftiger Grund". Es sei denn, das Tier ist krank und es quält sich. Dann ist es erlaubt das Tier töten zu lassen (durch eine sachkundige Person die auch für diese Tiere zuständig ist. Also einen Tierarzt, siehe unten), damit es nicht unnötig leidet. 

 

2. Es darf auch nicht jeder ein Tier töten. 

Es wird vom Gesetzgeber verlangt dass die betreffende Person auch weiss was sie tut, so dass das Tier dabei nicht unnötig leidet.

Leute die es nicht dürfen (weil sie z.b. nicht zuständig sind oder nicht die nötige Sachkunde haben) können dafür mit bis zu 3 Jahren Gefängnis bestraft werden. Siehe §17 Tierschutzgesetz.

Sachkundig sind z.b. Leute wie 

  • Tierärzte. Weil die ein betreffendes Studium gemacht haben und das mit ihrem bestandenen Studium nachweisen können.
  • Oder, im Falle der Jagd, auch Jäger. Weil die das im Rahmen ihrer Jägerausbildung gelernt haben und das dem Staat gegenüber durch das Bestehen der staatlich anerkannten Jägerprüfung nachgewiesen haben.
  • Und auch manche Schlachter haben die betreffende Sachkunde im Rahmen ihrer (bestandenen) Berufsausbildung nachgewiesen und dürfen deshalb im Rahmen ihres Berufes Tiere töten.
   Zu Deinen Punkten:
Und andere Fleichsortenverbote? Affenfleisch? 

Nein, siehe oben. Affen fallen unter das gleiche Gesetz wie Hunde und Katzen.

    

Fuchs oder Wolf

Fuchs wäre möglich (da jagdbares Wild), ist aber hier nicht üblich. Er muss aber durch das Veterinäramt genau wie Schwein und andere Fleischfresser auf Trichinen untersucht werden (das ist Pflicht, Zuwiderhandlung eine Straftat).

Wolf geht ja nicht, da er nicht gejagt wird. Der ist besonders geschützt.

   

Und darf man alle Vögel, Amsel, Drossel, Fink und Star jagen und essen?

Nein. Singvögel sind geschützt. - Damit greift das Tierschutzgesetz.  

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger