findet ihr mündliche noten sinnvoll in der schule?

5 Antworten

Das kommt darauf an, wie mündliche Noten gebildet werden und ob und wie unterschiedliche Bedürfnisse, Charaktereigenschaften und die Gruppendynamik in der Klasse berücksichtigt werden.

Notenbildung: Mündliche Noten, die einmal jedes halbe Jahr so rein gefühlsmäßig gegeben werden, ohne dass LehrerInnen über valide, objektive Aufzeichnungen verfügen, sind an sich schon Käse. Zumal dann ein höheres Risiko besteht, dass die Noten nicht mehr objektiv sind und den gesamten Zeitraum widerspiegeln und Sympathien und Antipathien ein höheres Gewicht als nötig bei der Bewertung erhalten. Deshalb sollten Noten idealerweise auf möglichst objektiven, langfristigen Aufzeichnungen basieren. Ein subjektiver Einschlag ist immer dabei - bei schriftlichen Leistungsbewertungen aber auch.

Bedürfnisse, Charaktereigenschaften: nicht jeder Schüler ist mündlich "stark". Manche wissen viel, trauen sich aber nicht, vor der Klasse zu sprechen. Werden unangenehme Situationen produziert ("Tafelsituation") wird es dadurch nicht besser. Für manche Menschen sind Abfragen und "Prüfungssituationen" vor anderen subjektiv sehr schlimm - für andere weniger oder nicht.

Vergessen darf man nicht, dass es bei der mündlichen Note aber vorrangig um das Wissen geht, nicht um die Fähigkeit, vor einer Gruppe oder Klasse zu präsentieren und besonders extrovertiert zu sein.

Idealerweise sollte man als derjenige, der prüft bzw. bewertet, auch eher ein Gespräch, einen Austausch anstreben, bei dem das Wissen - wie nebenbei - abgefragt wird, anstatt eine Prüfungssituation, bei der möglichst viel Stress und Druck erzeugt wird und bei der viele Menschen plötzlich nicht mehr auf das vorhandene (!) Wissen, zugreifen können, weil Stress und Angst das verhindern.

Gruppendynamik:
Berücksichtigung sollte auch die Gruppendynamik in der Klasse finden. In manchen Klassen ist es eben so, dass Mitschüler ausgelacht werden, unangenehme Kommentare fallen, wenn jemand etwas gerade nicht weiß oder falsch wiedergibt. Oder auch, wenn er etwas weiß oder richtig liegt.

Dann kann schon die Angst vor diesen Reaktionen dazu führen, dass ein Schüler oder eine Schülerin "versagt" - was wiederum Reaktion innerhalb der Klasse auslöst, die befürchtet wurde. Oder dazu, dass sich ein*e Schüler*in lieber nicht mehr meldet und sein (richtiges) Wissen wiedergibt.

Einerseits kann sowas in Bezug zu bestimmten Schülern & Schülerinnen passieren, die in der Klassenhierarchie kein gutes Standing haben. Andererseits kann ein solches unangenehmes Klassenklima auch jeden in einer Klasse betreffen.

Als Lehrer sollte man unter anderem das oben genannte berücksichtigen - sowohl bei der Entscheidung, ob und wie eine Leistungsbewertung erfolgt, welche Mittel der Leistungskontrolle und Bewertung geeignet und angemessen sind, als auch bei der Frage, ob die eigene Leistungsbewertung(skriterien) objektiv genug ist und ob sie z.B. die oben exemplarisch genannten Fragestellungen angemessen adressieren bzw. berücksichtigen.

Jedenfalls, solange man meint, dass Notenvergabe und Leistungskontrollen, wie wir sie idR kennen und wie sie idR praktiziert werden, überhaupt eine sinnvolle Sache sind. Daran kann man nämlich auch Zweifel haben.

Mündliche Noten sind nicht sinnvoll! Aus meiner eigenen Erfahrung heraus werden sie nicht gerecht verteilt. Warum muss es sich immer nur drehen, wie oft man sich meldet oder sich anders im Unterricht einbringt? Die Leute, die den Unterricht perfekt stören, bekommen eine 2, weil sie sich nicht scheuen sich zu beteiligen während ich mit meiner sozialen Angststörung eine 3 oder 4 kriege, weil ich panische Angst vorm Reden vor anderen habe. (Der Großteil meiner Lehrer wissen davon)

Ich höre des öfteren, dass anderen der Schnitt verbessert wurde auf Grund von den mündlichen Noten, aber bei mir war es häufiger der Fall, dass sie mir einen schlechteren Schnitt beschert haben.

Es würde, finde ich, mehr Sinn machen, diese Noten nicht alleine anhand von Meldungen etc zu bestimmen, sondern auch am Verhalten, also ob man z.B. den Unterricht stört oder ruhig dasitzt und der Lehrer gescheit unterrichten kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich finde Noten in der aktuellen Form generell unsinnig in der Schule, weil sie für alles mögliche missbraucht werden, wozu sie nicht ansatzweise gedacht sind.

Laut den Schulgesetzen der Länder, die da alle in etwa gleich lauten, dienen sie einzig und allein dem Vergleich der Schüler untereinander in ein und derselben Lerngruppe. Und zwar nur um Aufschluss zu geben, wie gut die Schüler mitgekommen sind und wo man sie weiter fördern muss. Nichts anderes. Und nur das können sie leisten. Nur das kann auch der einzelne Lehrer leisten. Was auf der Hand liegt.

Trotzem geht das ganze Land einschließlich aller Arbeitgeber, Politiker und Verwaltungsbeamten stillschweigend davon aus, dass es sich um bundesweit vergleichbare objektive Messgrößen handelt, die am besten auf drei Stellen hinterm Komma zu ermitteln sind.

Das ist wortwörtlich Wahnsinn.

Wenn man mündlich fair bewertet, haben sie durchaus n Nutzen. Man belohnt den Schüler für seine Beteiligung. Ohne mündliche Noten hätte ich in Mathe, Physik und Musik ne 5 auf dem Zeugnis bekommen😅

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Lehramtsstudium

Wenn es keine mündlichen Noten gäbe, würde man es Vorlesung nennen.


HarmonyZ  09.12.2023, 23:06

Und das wäre etwas Negatives?

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NormaBlack  09.12.2023, 23:09
@HarmonyZ

Die Schüler müssten die Inhalte selbständig vor- und nachbereiten. Ich bezweifle, dass das bei der Mehrheit klappt.

Mit mündlichen Noten "zwingt" man sie zumindest dazu, dass sie sich beteiligen und nicht nur mit offenen Augen schlafen.

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HarmonyZ  09.12.2023, 23:23
@NormaBlack

Das versteh ich nicht, sorry. Wenn sich Schüler nicht mehr melden müssen, müssen sie die Inhalte, die der Lehrer erklärt, selbst vorarbeiten und nacharbeiten...? Wie kann ich mir das vorstellen? Der Unterricht ist doch exakt der selbe - nur dass man sich nicht melden muss. Man kann sich ja logischerweise melden, wenn man eine Frage hat. Man wird nur nicht mehr mit einer schlechten Note bestraft, wenn man zu schüchtern ist oder keine Fragen hat.

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NormaBlack  10.12.2023, 08:34
@HarmonyZ

Wenn Mitarbei nicht benotet wird, wird auch kaum einer mitarbeiten. Sondern einfach die Zeit absitzen und vielleicht auch noch Unsinn machen und stören.

Oder man macht jeweils am Stundenende eine Leistungskontrolle, um die Schüler zum Aufpassen zu "motivieren".

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HarmonyZ  11.12.2023, 01:39
@NormaBlack

Wie wär's mit erst mal ausprobieren, statt direkt davon auszugehen, dass alle Schüler sich nur schlecht benehmen? Ich war nie eine schlechte oder störende Schülerin, ich hab immer aufgepasst - nur war ich sehr schüchtern oder hatte einfach keine Fragen und hab mich daher nicht bis selten gemeldet. Mir hätte es geholfen, wenn es keine mündlichen Noten gegeben hätte. Und ich wäre trotzdem nicht auf die Idee gekommen ohne mündliche Noten plötzlich Schwachsinn zu machen.

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