Findet ihr Kaiser Wilhelm II. gut?

8 Antworten

Innenpolitisch hat er durchaus ein paar Dinge auf die Reihe bekommen: Sozialgesetzgebung, Beendigung des Kulturkampfs und sogar die Einbindung der Sozialdemokratie, auch wenn er immer anders geredet hat. Außenpolitisch war er aber eine Katastrophe.

Findet ihr Kaiser Wilhelm II. gut?

Das könnte ich nicht behaupten. Er war interessant.

Ich finde, er war ein guter und fähiger Kaiser.

Das hätte er sein können, wenn - ja, wenn er sich auf das beschränkt hätte, wozu er begabt war: zu herrschen, zu repräsentieren und sich sowie sein kaiserliches Amt medial zu vermarkten.

Er war als Politiker zu unstet, hatte kein wirkliches Konzept. Sein Anspruch, als Kaiser selbst regieren zu können, war überzogen, er war mit der damaligen komplizierten Politik, ein Erbe Bismarcks, überfordert und persönlich nicht befähigt, ein Reich wie das deutsche zu regieren. Leider merkte er es nicht, denn sich selbst und seine Fähigkeiten zu reflektieren war seine Sache nicht, sonst hätte er vielleicht begabtere Menschen in Regierungsverantwortung berufen und ihnen die aktuelle Tagespolitik überlassen. Umso schlimmer noch, dass er bei seiner Personalpolitik auch kein Gespür für fähige Menschen hatte und diejenigen, die es waren, mit seiner kaiserlichen Macht und persönlichen Überheblichkeit in ihrer Tätigkeit behindert, kaum gefördert hat. Reichskanzler wie Caprivi oder Bethmann-Hollweg und andere Politiker im Reichsdienst konnten ein Lied davon singen. Politisch versagte er, als er Deutschland in den Ersten Weltkrieg eintreten und diesen ohne Grund zu einem Krieg der europäischen Großmächte ausweiten ließ. Als Oberbefehlshaber der Streitkräfte des Reiches war er strategisch und taktisch überfordert. Die Risiken des Schlieffenplans ohne Alternativen erkannte er nicht, und als sich zu Kriegsbeginn eine andere Strategie, nämlich offensiv im Osten und defensiv im Westen zu kämpfen, abzeichnete, war er nicht fähig und mutig genug, die entsprechenden Befehle auch gegen den Rat der Militärs um den jüngeren Moltke zu geben und durchzusetzen. So nahm der Weltkrieg seinen fatalen Verlauf.

Wilhelm war modernen Entwicklungen durchaus aufgeschlossen, etwa dem Automobil und der Fliegerei, vielseitig interessiert, ein Förderer u. a. der Archäologie und naturwissenschaftlicher Forschung, er nutzte moderne Medien wie den Film. Zugleich aber war er im Denken rückwärtsgewandt und dem Zeitgeist widerstrebend, indem er sich und seine kaiserliche Stellung als Gottesgnadentum missverstand. So verachtete er die Demokratie und den Reichstag. Erst der verlorene Weltkrieg zwang ihn dazu, ein parlamentarischer Monarch zu werden, aber da war es zu spät, die Monarchie zu retten.

Nein, ein guter Kaiser war Wilhelm II. nicht, und seine Fähigkeiten waren begrenzt!

Abschließend möchte ich dem Fragesteller dieses sehr gute Buch zur Lektüre empfehlen: https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1007713926

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ne Monarchisten waren nie gut, die haben auch die Weimarer Republik (mit) vernichtet.

Nein, er war kein guter Staatsmann, im Unterscheid zu Bismarck, den er ja entließ. Wilhelm war kein Schurke, wie er von Briten und Franzosen im Krieg hingestellt wurde, aber er war eitel, großsprecherisch, unklug, ungeschickt, taktlos und ohne diplomatisches Fingerspitzengefühl.

Im Krieg spielte er eine immer kleinere Rolle. Er war eben keine kämpferische, zielstrebige und mutige Natur.

So fähig dass er Bismarck entlassen und es sich durch seine Hochseepolitik komplett mit der britischen Krone verscherzt hat, die dann später im 1. WK gegen ihn stand