Findet ihr die Regulierung, Einschränkung, oder das Verbot von Werbung ist eine Einschränkung der persönlichen Freiheit?
Ich beziehe mich in erster Linie auf die persönliche Freiheit des Verbrauchers.
Gekommen bin ich auf die Frage, da ich im Rahmen des geplanten Werbeverbots für bestimmte Lebensmittel einen Artikel der NZZ gelesen habe, in dem die Autorin offenbar genau diese Ansicht vertritt:
Ausserdem ist ein derartiges Werbeverbot unmöglich so zu gestalten, dass es nur Kinder betrifft. Es lässt sich kaum kontrollieren, wer welche Endgeräte nutzt und Unterhaltungsformate geniesst.
Spätestens hier geriete die Vorsichtsmassnahme für Kinder zur Bevormundung von erwachsenen Bürgern. Nun mag man einwenden, dass Übergewicht für Menschen jeden Alters nachteilig ist. Es gehört aber zur Freiheit des Einzelnen, darüber zu entscheiden, was und wie viel er zu sich nimmt.
Ich kann nicht nachvollziehen, in wie fern das Verbot von Werbung einen Verbraucher (dem Einzelnen, von dem wohl im Artikel die Rede ist) vorschreibt, "was und wie viel er zu sich nimmt." Insbesondere wenn man bedenkt, aus ihrer Natur heraus, nicht zum Informationsgewinn, oder zur Meinungsbildung beiträgt, sondern explizit darauf ausgelegt ist den Verbraucher zum Kauf des Produkts zu bewegen.
Mich würde interessieren, ob mir hier jemand, die für mich doch sehr abstrakte Position der Autorin näher aufschlüsseln könnte, so dass ich sie vielleicht besser nachvollziehen kann?
4 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/LF1885/1692465066684_nmmslarge__0_0_1600_1600_3f71fd9d54d916d1224690a5d026a7bb.jpg?v=1692465067000)
Um mal mit der Freiheit anzufangen: bei allen Produkten für die ein potentielles Werbeverbot überhaupt zu Diskussion steht, besteht eine gewisse körperliche Abhängigkeit. Bei Alkohol/Tabak ist es offensichtlicher als bei Zucker, aber trotzdem stimuliert er das Belohnungssystem im Gehirn. Somit lässt sich in Frage stellen, ob die Entscheidung zum Kauf wirklich frei ist. Vor allem unter der Volljährigkeit bestimmt also das Belohnungssystem aber auch externe Faktoren wie Gruppenzwang und Werbung die Entscheidung mehr als der eigene Wille. Dieser bildet sich erst im Laufe des Erwachsenwerdens heraus, aber auch unterschiedlich stark ausgeprägt.
Das fängt schon damit an, das Alkoholkonsum (obwohl Krebserregend) oft als selbstverständlich angesehen wird und auch mit Geselligkeit und guter Laune verbunden wird. Die Entscheidung zu konsumieren ist hier also selbst beim Erwachsenen nicht frei, von der körperlichen Abhängigkeit mal abgesehen.
Minderjährige brauchen besondern Schutz und deshalb befürworte ich das Werbeverbot, da Werbung auch oft manipulative Mittel einsetzt, um die Entscheidung zu beeinflussen.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Traveller5712/1629890425058_nmmslarge__42_194_875_875_9f49f49df1e9c8206fcf7c81ec1c6c82.jpg?v=1629890425000)
Ernsthaft - man will für "bestimmte Lebensmittel" Werbung verbieten - aber für Drogen wie Alkohol und Tabak nicht??? Spätestens jetzt muss einem das Ganze doch irrsinnig vorkommen.
Grundsätzlich: Ich bin tatsächlich FÜR ein Werbeverbot - aber ein generelles! Wenn in einem Supermarkt Schilder mit den Angeboten der Woche hängen, wäre das keine Werbung.
Aber alles, was ausserhalb eines Einkaufsmarktes stattfindet, muss verboten werden. Denn es dienst ausschliesslich der direkten und gezielten Beeinflussung des Menschen und seines Kauf- und Konsumverhaltens und damit des Lebens der Menschen selbst.
Werbung ist nichts anderes als Propaganda und hat nur ein Ziel: BEEINFLUSSUNG!
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/11_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Werbung ist nicht das persönliche Recht des Verbrauchers, sondern des Anbieters, wodurch er den Verbraucher (oft ohne, dass er sich dessen bewusst ist) beeinflusst.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/zetra/1444745143_nmmslarge.jpg?v=1444745143000)
Nein nicht generell.
Aber Werbung ist ja gleichbedeutend mit der Propaganda, ansonsten gäbe es ja keine Verbote, wenn diese wenig Nutzen sollte ueber Erfolg oder Misserfolg der Werbung.
Es müsste differenziert werden, was es auch schon wird. Die Tabakwerbung ist verboten und das zum Schutz der Bevölkerung und bedeutet somit keine Einschränkung, weil es bitter noetig ist.
Nach dem jetzigen Verbot für Außenwerbung für herkömmliche Tabakprodukte, wird es ab dem 1. Januar 2023 auch ein Werbeverbot für Tabakerhitzer und ab dem 1. Januar 2024 für elektronische Zigaretten und Nachfüllbehälter geben.07.03.2022
![](https://images.gutefrage.net/media/user/zetra/1444745143_nmmslarge.jpg?v=1444745143000)
![](https://images.gutefrage.net/media/user/zetra/1444745143_nmmslarge.jpg?v=1444745143000)
In jedem Film wird die Altersangabe, um Kinder etc. vor Ungemach zu schützen, damit sie keinen Schaden erleiden. So müsste auch die Werbung, ganz allgemein gestaltet werden, das sie nicht zum Ueberfall wird.
Lungenkrebs usw. ist ist dann auch keine Privatsache, denn die Gemeinschaft muss die teilweise hohen Kosten, welche dadurch eintreten, regelmäßig bezahlen.