Faust Zusammenhang zwischen Prolog im Himmel und Garten?
Hallo,
wir behandeln gerade Faust I im Unterricht und sollen den Zusammenhang zwischen dem Prolog im Himmel und der Szene Garten diskutieren, uns dabei auf Idealismus und Materialismus beziehen.
Vorneweg, ich habe das gesamte Buch selbst gelesen, nicht nur gegoogelt.
wenn ich die Inhalte der Szenen zusammenfasse:
Prolog im Himmel:
- die Erzengel loben Gott und sein Werk,
- Mephisto beschwert sich über den Menschen, der seinen Verstand nicht sinnvoll einsetzt
- sie schließen eine Wette, ob Mephisto Faust vom rechten Weg abbringen kann, denn Gott glaubt, dass er den rechten Weg trotz allem immer kennen wird
Garten:
- Faust und seine geliebte Margarete unterhalten sich, Gretchen sieht sich erst als Minderwertige an, Faust lehnt das ab
- Gretchen erzählt von ihrer verstorbenen Schwester und davon, wie sie sich um das Kind und den Haushalt kümmern musste
- sie sprechen über ihre erste Begegnung, Gretchen konnte Faust nicht allzu böse sein
- Gretchen erfährt, dass Faust sie liebt
- derweil spricht Marthe mit Mephisto
- Marthe will nicht, dass jemand allein sein muss
- sie fragt Mephisto, ob er sich je verliebt habe, doch er umgeht die Frage
- Marthe beschwert sich über das wenige Geschehen im Dorf
so, nun ist mir nur der Zusammenhang echt nicht klar…und schon gar nicht in Bezug auf Materialismus und Idealismus.
Kann mir jemand helfen?
Danke schonmal :)
2 Antworten
Wenn ich mir das recht überlege, sehe ich keinerlei Zusammenhang in Bezug auf Idealismus und Materialismus in den genannten Teilen von FAUST. Die Lehrerin muss die Aufgabe falsch gestellt haben. Im "Himmel" ist man von jedem ...-ismus ohnehin frei - oder sollte man dem HERRN einen ...ismus zuordnen ? Gewiss nicht. Und schon gar nicht den Engeln, die ja nichts anderes tun, als Gottund seine Werke auf höchste zu loben. Idealismus ist das wohl kaum, sondern allenfalls Gottesvertauen ! Mephisto ist sicher kein Idealist; er darf aber als Teufel und Phantasiefigur auch nicht in menschliche Kategorien eingeordnet werden, auch nicht als Materialist. Schliesslich gehört es schlicht nur zu seinen teuflicschen Aufgaben, Menschen dazu zu bringen, sich ihm anzuvertrauen, gottlos zu werden und ihm ihre Seelen zu überantworten.
Und in der Gartenszene ist von der Dualität von Idealismus und Materialismus ebenfalls weder direkt noch sinngemäß die Rede. Ich weiß also wirklich nicht, worauf die Lehrerin hinaus will. Drumstelle die Frage an sie, ob sie vielleicht die Szenen verwechselt hat oder wie sie sich die Untersuchung vorgestellt hat.
Vielleicht hilft dir das schon weiter:
KOPIERT aus: Faust. Eine Tragödie – Wikipedia
Die beiden zu interpretierenden Szenen des Dramas "Faust. Erster Teil" >
Die Wette
"Der Prolog im Himmel beginnt mit einer Verherrlichung der Werke des Herrn (Gottes) durch die Dreiergruppe der Erzengel. Deren positive Sichtweise wird durch Mephisto spöttisch in Frage gestellt. Darauf folgend schließen Mephisto und der Herr eine Wette ab, die an die Hiobswette im Alten Testament angelehnt ist. Der Herr bringt die Sprache auf Doktor Faust, seinen Knecht (V. 299), der ihm bisher nur verworren diene (V. 308). Mephisto wettet, er könne Faust verführen, vom rechten Weg abzuweichen. Der Herr lässt Mephisto gewähren (Nun gut, es sei dir überlassen! (V. 323)), sagt aber voraus, dass Mephisto verlieren werde: Und steh beschämt, wenn du bekennen musst: / Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / ist sich des rechten Weges wohl bewusst (V. 327–329)."
UND
Die so genannte Gretchenfrage
"Gretchen spürt, wie distanziert Faust der Kirche gegenübersteht, und stellt ihm daher die „Gretchenfrage“: Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Widerstrebend und ausweichend erläutert Faust, wie unzulänglich ihm traditionelle Religiosität erscheine. An feste Begriffe wie „Gott“ oder „Glauben“ will er seinen Pantheismus nicht binden: Ich habe keinen Namen / Dafür! Gefühl ist alles; / Name ist Schall und Rauch / Umnebelnd Himmelsglut. Gretchen akzeptiert zwar Fausts Antwort, hält ihm aber vor, kein Christentum zu haben. In diesem Zusammenhang erwähnt sie ihre starke Abneigung gegen Mephisto, der ihr ein heimlich Grauen einflöße. Zum Abschied klagt Faust: Ach kann ich nie / Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen / Und Brust an Brust und Seel in Seele drängen? Er gibt Gretchen ein angeblich harmloses, letztlich jedoch (wie sich später herausstellt) tödliches Schlafmittel, das sie ihrer Mutter am nächsten Abend verabreichen soll, damit er Gretchen unbemerkt aufsuchen kann."
ALSO meine Deutung zum Nachdenken für dich >
In der ersten Szene herrscht der Idealismus: Der Geist, der stets verneint, wettet zwar mit Gott, aber er ist eben nur ein Teil jener Kraft, die stets das Gute schafft. Deshalb hat der kleine Mephisto bereits von Vornherein die Wette mit dem großen Gott verloren, der sagt: " Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / ist sich des rechten Weges wohl bewusst." Das heißt, das (transzendente) Ideale wird grundsätzlich vom Menschen angestrebt, auch vom (kurzzeitig) bösen (vgl. der Gerechtigkeitssinn kann zur Rachetat führen, vgl. alttestamentarisches Talionsrecht).
In der zweiten Szene herrscht der Materialismus: Die Gretchenfrage erhält Fausts Antwort: Die herkömmliche Religion mit einem christlichen Gott beeindrucke ihn nicht mehr. Er glaube nun mehr der Welt, an das Irdische als Gottheit (vgl. Pantheismus), eben an sich selbst und nur an die Erfüllung seiner eigenen Wünsche und Triebe. So gibt er ihr das Gift gegen die wachende Mutter. Nur noch das (immanente) Materialistische zählt für den von Mephisto zum Bösen hin verführten Faust.