Faust. Inwiefern ist es eine Gelehrtentragödie oder eine Gretchentragödie?

2 Antworten

Wenn man keine Ahnung von einem Buch hat, gibt's eigentlich eine einfache Lösung für das Problem: Man liest das verdammte Buch! Himmel-die-Berge, ich werde nie verstehen, warum das für viele Leute so aus der Welt ist! Ja, Faust ist ein bisschen anstrengender als ein Comic, aber es lohnt sich - Faust gilt nicht umsonst als Weltliteratur.

Zur Frage: Ich denke, Faust ist beides - die Gelehrten- und die Gretchentragödie. Diese beiden Figuren stehen zentral und im Kontrast: Er als der Intellekt, der stets weiter will, der Grenzen überwindet, der schließlich ein Opfer seiner Wißbegierde wird; sie als das Gefühl, das eben ungefiltert emotional auf die jeweilige Situation reagiert. Und in dem, dass die beiden solche Kontraste sind, entsteht ein weiteres Spannungsfeld.

Da, wo es um Faust geht, seinen Drang, alles zu erkunden, seine Zweifel an seinen Erkenntnissen - da ist es eine Gelehrtentragödie.

Da, wo es um die Liebesgeschichte zwischen Faust und Gretchen geht, ist es eher die "Gretchentragödie", denn sie allein trägt die Konsequenzen von Fausts Verhalten (das im übrigen nichts mit Gelehrtheit zu tun hat).