Fallschirmspringen gegen Höhenangst?

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Prinzipiell ist das möglich, da der Boden viel zu weit entfernt ist. Beim Fallschirmspringen springst Du in der Regel aus 4.000 Metern Höhe ab. Dein Sehzentrum nimmt Tiefeninformationen über die Parallaxe (den Versatz) zwischen den beiden Bildern, die Deine Augen wahrnehmen, auf. Bei einer derart großen Höhe ist der Versatz zu gering, als dass er vom menschlichen Auge noch aufgelöst werden könnte. Der Boden scheint "unendlich weit weg".

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es trotzdem eine ziemlich "schockierende Erfahrung ist". Auch wenn Dein Gehirn nicht weiß, wie hoch das Ganze tatsächlich ist, weiß es doch, dass die Entfernung sehr sehr groß (quasi "unendlich groß") ist. Die Informationen, die Dein Sehsinn und Dein Lagesinn wahrnehmen, scheinen entkoppelt zu sein. Es fühlt sich an, wie ein "Sprung ins Nichts".

Und obwohl Fallschirmspringer behaupten, man hätte beim Fallschirmspringen kein "Fallgefühl", muss ich definitiv sagen, dass man innerhalb der ersten Sekunden, bis die "Terminalgeschwindigkeit" von 50 m/s (~180 km/h) erreicht ist, durchaus ein "Fallgefühl" wahrnimmt, was ja auch logisch ist, da man eine starke Beschleunigung erfährt. Nähert man sich an die "Terminalgeschwindigkeit" an, so verschwindet dieses Gefühl logischerweise und man hat das Gefühl, man sei im Grunde unbewegt und läge "auf einem Polster aus Luft".

Fallschirmspringen ist außerdem ein ziemlicher "sensory overload". An meinen ersten Sprung (Tandemsprung) habe ich nicht sehr viel Erinnerung, auch wenn ich den gesamten Sprung hindurch "wach war". Aber ich war wohl so auf Anschlag mit Adrenalin, dass mein Gehirn keine Kapazitäten mehr frei hatte, um Erinnerungen anzulegen. Von meinem zweiten Sprung (ebenfalls Tandemsprung) weiß ich schon wesentlich mehr. Leider ist einem Kollegen von mir bei seinem und meinem ersten Sprung etwas passiert. Er hat auf dem Weg nach unten das Bewusstsein verloren, obwohl er in diese Richtung nicht "vorbelastet" ist und auch sonst sehr viel Sport treibt und nie etwas passiert ist. Nachdem ich allerdings in diese Richtung "vorbelastet" bin (habe bereits achtmal in meinem Leben das Bewusstsein verloren, auch wenn diese Vorfälle alle schon sehr viele Jahre - fast ein Jahrzehnt - her sind und ich die medizinische Tauglichkeitsuntersuchung für Fallschirmspringer auch bestanden habe), hat mich das so sehr schockiert, dass ich mich nicht mehr traue, zu springen. (Es war einmal ein großer Traum von mir, eines Tages eine Wingsuit fliegen zu können. Dafür muss man sich allerdings zunächst zum Fallschirmspringer ausbilden lassen und anschließend mindestens 200 Freifallsprünge absolvieren.)

Ich versuche seitdem, per Freifalltraining in einem Windkanal die Angst wieder loszuwerden, damit ich mir diesen Traum eines Tages eventuell doch noch erfüllen kann. Bislang bin ich bei 40 Minuten "tunnel time" und bekomme rabbatierte Preise, weil ich so ein guter Kunde bin. ;-) Trotzdem ist die Angst nie wieder verschwunden. Die ganze Geschichte kannst Du, für den Fall, dass es Dich interessiert, in meiner Frage vom 19. März 2014, die ich auf dieser Plattform gestellt habe, nachlesen.

Bevor Du mit Fallschirmspringen beginnst, solltest Du zunächst einmal "eine Nummer kleiner" beginnen. Meist bereitet es ja bereits Probleme, Aussichtstürme zu besteigen, Rolltreppen im Einkaufszentrum / Kaufhaus über mehrere Etagen zu nutzen etc. Nimm Dir lieber eine Begleitung mit, um hier in kleinen (kleineren) Schritten erste Erfolge zu erzielen. Denn das ist für den Anfang wesentlich kostengünstiger als ein Fallschirmsprung.

Es gibt jede Menge Fallschirmspringer, die Höhenangst haben, also nicht auf Leitern steigen können, und nicht von Aussichtstürmen gucken können, mit dem Fallschirmspringen aber KEIN Problem haben.

Der Grund dafür lässt sich nur erahnen, ein Grund kann sein, dass man beim Fallschirmspringen so hoch ist, dass die Relation so sehr anders ist, dass die Angst gar nicht auftritt, insbesondere, da sich die Aussicht zwischen dem Absprung in 4000 m und der Schirmöffnung in 1500 m kaum verändert (man hat nicht das Gefühl, die Erde rase auf einen zu, sondern die Landschaft vergrößert sich langsam und kaum merklich).

Wie es bei jemandem mit extremer Höhenangst ist, ist aber schwer zu sagen, evtl. ist es sinnvoll dazu mal professionelle Hilfe aufzusuchen, und mit dem die Punkte einer möglichen Konfrontationstherapie durchzusprechen.

Sowas Erfordert dann ne ganz schöne Überwindung. Ich würde mich langsam rantasten. So vom 3m Turm springen oder so. Aber wenn deine Angst wirklich so extrem ist. Dann würdest du wohl kaum wirklich springen.

Wenn du höhenangst hast wirst du dich wahrscheinlich eher nicht trauen abzuspringen oder!? Geh mal lieber ne nummer tiefer und spring von der trittleiter oder so...


NoHumanBeing  30.11.2014, 15:52

Er muss nicht abspringen. Der Tandempilot/Ausbilder "wirft ihn schon raus", keine Bange. ;-)

Mich hat man bei meinem zweiten Tandemsprung nicht einmal mehr austreten lassen, weil "das Flugzeug gerade unten war", also "mussten" wir dann auch rein.

Da wird nicht lange gefackelt. Die machen "strammen Betrieb" und packen den Flieger auch ordentlich voll. ;-)

Das hat mich auch ziemlich "schockiert", dass das eine dermaßene "Massenabfertigung" ist und mein Master auf keinen Fall auf die nächste Load warten wollte. Aber ich hab's ausgehalten. ;-)

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