Extreme Faulheit überwinden?
Hallo gutefrage.net - Community,
ich bin ein ziemlich fauler Mensch, d.h., dass ich mich um Gelegenheiten nicht kümmere. In der Schule hatte ich jedoch keine Probleme damit, habe mein Abitur mit Bestnoten bestanden.
Seitdem ich die Schule abgeschlossen habe, tue ich nichts Produktives. Ich kann die Faulheit, die ich mir über Jahre angeeignet habe, nicht überwinden.
Hat jemand Erfahrung mit der Überwindung von Faulheit. Wie habt ihr es geschafft?
2 Antworten
Ich projiziere jetzt mal ganz absichtlich sehr viel hinein in dieses Thema, weil ich so einige Menschen in der Vergangenheit kennengelernt habe, die mit all dem zutun hatten, was mir gerade alles bei diesem Thema durch den Kopf geht ... was davon zutriffst, musst Du selbst entscheiden. Vielleicht hilft es Dir ja...
Die Struktur an die Du Dich gewöhnt hast, ist nicht von heute auf Morgen entstanden. Sie entwickelte sich über wahrscheinlich viele Jahre hinweg. Und deshalb wirst Du das wahrscheinlich auch nur mit der Zeit Stück für Stück ändern können.
Wenn es Dir an Disziplin fehlt, dann ist das etwas, was Dir sehr schwer fallen wird, Dir anzutrainieren. Aber so solltest Du es imho sehen, als eine Disziplin die Du erlernen musst, Dir antrainieren musst! Dh erst mal aktiv und willentlich diese Entscheidung zu treffen. Jeden Tag zu powermässig kraftvoll sagen, ich fange an den Willen zu entwickeln, etwas zu verändern, den Willen zu entwickeln, aktiver zu werden, den Willen entwickeln, mir Disziplin anzutrainieren! Ich fange damit jetzt an und will es lernen, ich will es erlangen!
Du musst Dir von Anfang an gleich darüber im Klaren sein, dass das nicht von heute auf Morgen zu ändern ist und dass Du mit Sicherheit immer wieder auf die eine oder andere Art, länger oder weniger lang, wieder in das alte Muster zurückfallen wirst. Das darf Dich aber nicht entmutigen oder schocken. Du musst hier geduldig mit viel Weitblick ans Werk gehen. Das Wetter ändert sich in den Übergangsmonaten/Jahrezeiten auch nicht kontinuerlich in die eine oder andere Richtung. Das geht zickzackmässig rauf und runter, das folgt ganz natürlichen Gesetzen und so ist das mit der Psyche und Seele auch. Und wenn Du dann wieder zurückfällst in das alte Muster, musst Du wieder anfangen sagen, ich will etwas ändern! Du musst immer wieder den Entschluss fassen und aufstehen vom Stuhl, dh Kraft und Willen in Dir erzeugen und aufbringen und versuchen damit zu handeln, aktiv zu werden.
Diese Entscheidung muss immer wieder aufs neue bewusst und willentlich kraftvoll getroffen werden, auch wenn es wieder einschläft. Du musst Dir bewusst werden, und das auch erst mal auf eine bestimmte Art annehmen(!), ein gewisses Bewusstsein dafür entwickeln, es auch bewusst beschauen können, dass Du eine solche Schwäche hast, passiv zu sein, dass Du so tickst und dass Du lernen musst über die Zeit hinweg, aus einem passiven Element ein Stück weit ein aktives zu machen und das wird immer wieder Kraftanstrenungen bedürfen und mit Rückschlägen verbunden sein. Du solltest aber auch auf keinen Fall diese Eigenheit verurteilen oder sie fertig machen gedanklich emotional, sondern sie neutral sehen. Dich imho als einen Menschen betrachten, der einfach in gewissem Sinne unfertig ist, unvollständig, der einen Mangel hat, dem bestimmte Stärken fehlen (Stichwort Stärken/Schwächen) der die Aufgabe hat, diese fehlenden Bestandteile aufzuarbeiten. Dh ich würde mir Aufgaben setzen, die Dich zum aktivwerden auffordern, bewegen und zwingen. Dh erst mal planen, was man tun will. Gestaffelt man Schwierigkeitsgrad und dann beginnen und unbedingt zu Ende bringen. Und ich finde es wichtig, dass man diese bewusst gesetztn Aufgaben so bewusst als möglich erlebt und gestaltet. Hier kommt es nicht so sehr darauf an, wie gut man das tut oder erledigt, nur dass man etwas bewusst, aktiv und zielgerichtet tun kann und vor allem: Dass man sich darum kümmern kann und es auch zu Ende bringen kann! Sich um etwas sorgend kümmern kann, sich etwas annehmen kann, wie eine Mutter die sich um ihr Kind sorgt. Das bewusst umsetzen zu können, dass es einem wichtig ist, dass es bedeutsam ist.
Dh sein Bewusstsein, seine Aufmerksamkeit zielgerichtet ausrichten zu können, sich auf etwas konzentrieren und besinnen können. Immer im Bewusstsein, dass es dabei im Grunde immer um die gleiche Sache geht am Ende, am Ende aus einem passiven Element ein aktives zu machen, Stärke und Disziplin zu lernen, sich anzueigenen und damit auch ein Stück weit Kompetenzen.
Ich halte es für wichtig, hier Aktivitätsthemen zu wählen, einerseits Dinge, die einem leichter fallen und wo es nicht so schwer fällt, motiviert zu sein, aber gleichzeitig ist es auch wichtig, Themen zu wählen, die fremd sind, die einem gerade eben nicht leicht fallen, weil man denen dann wenn man sie sich bewusst als Aufgabe setzt, mit einem anderen Bewusstsein begegnen kann und muss!
Denn das hat alles zutun mit Hinwendung! Du musst Du Dingen hinwenden, denen Du Dich bisher abgewendet hast. Und das kann man am besten lernen, in dem man sich ihnen ganz hingibt, sich so bewusst, ruhig als möglich hingibt und sie so bewusst wie möglich vollführt. Da steht aber häufig bei den Leuten zB innere Unruhe im Weg oder ein mögliches Sucht- oder Abhängigkeitsverhalten zu anderen Dingen, die allen Raum einnehmen und eine Hinwendung zu den wirklich wichtigen Dingen verhindern.
So ist Dein Problem bestimmt auch verbunden mit einem Verhalten zu bestimmten Abhängigkeiten hin. Und Du hast vielleicht daher auch die Aufgabe, von diesen Abängigkeiten ein Stück weit loszulassen, damit Raum entstehen kann für neues, was im Grunde wichtiger wäre oder an sich wichtig ist für mehr Gleichgewicht, Gesundheit und Zufriedenheit. Und hier kappern viele Leute ein Leben lang, dass sie das nicht schaffen, von vielen Dingen loszulassen und ein vernfünfiteres Verhalten bzw. Konzept zu erlangen und zu leben.
Du musst Dir darüber im Klaren werden, dass diese Kräfte, dh die Bequemlichkeit ein sozusagen Übermächtiger Gegner ist, der (Vergleich) im Ring brutal stark ist. Und eben diesen Gegner, diese ungeheuer starke Kraft in Deinem Wesen oder Unterbewusstsein musst Du lernen zu bezwingen oder anders gesehen Du musst lernen ihn dazu zu bringen, neue Dinge zu lernen bzw. neue Dinge zulassen zu können. Denn ein solches Verhalten, dass sich das Leben nur um bestimmte Dinge dreht, ist auf Dauer nicht gesund und ein Weg der nicht selten in Unglück und Krankheit mündet.
Es geht also darum, ein Lebensmuter zu ändern, umzuschreiben. Zu erkennen, wo man sich verrant hat und warum man diese einseitige Haltung überhaupt hat. Die Fähigkeit des Loslassens ist, wenn man sie mal erlernt hat, eine unglaublich wertvolle Fähigkeit. Die Fähigkeit sich hinwenden zu können, in Ruhe und Demut, in höchster Aufmerksamkeit, mit dem Bewusstsein auch warum das nötig ist, ist eine Fähigkeit, die viele leider erst in ihrem späteren Leben erlangen. Viele Menschen müssen erst krank werden und lange Zeit leiden, ehe sie bereit und willig werden, ihr Verhalten zu ändern, das sie erst über längere Zeit in Probleme oder Krankheit gebracht hat.
Freunde und Familie kann Dir dabei auch helfen, aktiv zu werden. Ich würde jetzt in dem Bewusstsein handeln und aktiv werden, dass ab jetzt alles was Du tust, dazu beitragen soll, dass Du als Mensch aktiv(er) wirst. Dass alles den Zweck haben soll, aus einem passiven Element ein aktives zu machen.
Sehr gut wäre natürlich hier auch ein Klinikaufenthalt, welcher Dich in eine völlig neue Umgebung versetzen würde, wo Du erst mal frei werden könntest von Deinem persönlichen Umfeld und Deinen alten Gewohnheiten, welche Dich in so starker Weise binden und festhalten. Oder geh in eine Selbsthilfegruppe, die Dir hilft, dieses Thema immer wieder lebendig zu halten in Dir und geh den Weg gemeinsam mit Menschen die ähnliche Schwierigkeiten haben. Du musst die Lösung leben! Ich denke auch gerne in Bildern, mir helfen solche Bilder sehr mich zu motivieren. wie Zb dass man an einen Pfahl gebunden ist oder in einer Höhle sitzt oder ähnliches und man die Fesseln durchschneiden muss und bereit und willig werden muss, die Höhle zu verlassen, vom Berg abzusteigen hinunter ins Tal, ins Leben. Dass dieser Schritt, diese Veränderung notwendig ist, weil einseitiges Leben auch häufig mit Leiden zutun hat früher oder später und man irgendwann einsehen muss, dass man sein Verhalten ändern muss, um nicht mehr leiden zu müssen.
Sei Dir also bewusst, es gilt immer wieder diese eine Entscheidung zu treffen, immer und immer wieder. Es geht darum, aktiv zu werden, aus einem passiven Element ein aktive zu machen, um ein ein zielgerichtetes aktives und bewusstes Tun.
Und vielleicht auch um einen Weg der Heilung oder Gesundung.
Du musst es wollen und durchführen.. den Weg gehen...
Danke, wünsche ich Dir auch! :-)) Das hatte ich gehofft, dass Du die Gedanken und Aspekte nicht persönlich nimmst, sondern es sind einfach Möglichkeiten an Aspekten oder Umständen die zutreffen können und bei Menschen die mit diesem Problemen kämpfen, gegeben sein können, eine Rolle spielen können, aber nicht müssen. :-))
Auch ein Marathonlauf beginnt mit dem ersten Schritt.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Es wird sicherlich ein langer Weg, aber ich bin bereit ihn zu gehen.
Ich habe eben realisiert, dass Bequemlichkeit sich durch mein gesamtes Leben (bzw. Lebensbereiche) zieht, und das seit klein auf.
Betrachten wir z.B. meine Lieblingsaktivitäten, das sind Brettspiele, Denken im Allgemeinen und das Analysieren (v. Songtexten, Literatur, etc.).
Außerdem bin ich in der Regel ein ziemlich wortkarger Mensch, welcher ungern in Gesprächen verwickelt ist.
Auch beim Essen sieht man Parallelen, ich bereite mir mein Essen nicht vor, sondern esse alle Komponenten eines Gerichts einzeln.
Zu guter Letzt meine Lernmethode, das Hören. Dabei höre ich mir Videos mit erhöhter Geschwindigkeit an, um in kürzester Zeit so viele Informationen wie möglich aufzunehmen.
Um ehrlich zu sein, bessere ich mich dahingehend (Faulheit). Ich setze mir aber (wohl) ein unrealistisches Ziel, was zumindest die Zeit anbetrifft. Geduld wäre somit die beste Option.
Also danke nochmal für die Antwort, und deine "Spekulationen" sind (ziemlich) wahr :), z.B., dass ich häufig in alte Muster verfalle.
Alles Gute dir noch!