"erwachsen sein heißt, seinen eltern verziehen zu haben, versteht ihr diesen spruch?

5 Antworten

In der Regel verstehen Kinder und Jugendliche fast nie, warum ihre Eltern ihnen zu bestimmten Dingen raten und auf manche Sachen großen Wert legen, der ihnen selber "total blöd" vorkommt. Daraus können dann die sattsam bekannten mehr oder weniger großen Spannungen zwischen den generationen entstehen. Kommen aber die ehemaligen kinder und Jugendlichen selber in das Erwachsenenalter, haben sie gar eigene Kinder, verstehen sie weit besser, was und warum ihre Eltern von ihnen etwas gewollt haben... :-)

Eltern machen nicht nur aus Teenagersicht, sonder objektiv betrachtet viele Fehler. Natürlich, sie sind schließlich Menschen und damit nicht perfekt. Teenager ärgern sich direkt darüber und Menschen, die sich selbst und ihr Leben reflektieren und hinterfragen, hadern manchmal ein wenig mit ihrer Vergangenheit und ihrer Erziehung, die für jeden Menschen ja sehr prägend ist.

Ein Beispiel: Eltern, die ihre Kinder sehr bemuttern, sich um sie kümmern und ihnen in allen Lebenslagen helfen, sind grenzüberschreitend und erdrückend für ihre Kinder. Mit ihrer Kontrolle erschweren sie es ihren Kindern, sich selbst zu entwickeln und eine eigene Identität auszubilden. Diese Menschen werden im späteren Leben vllt sehr ängstlich, brauchen immer wieder Bestätigung und positive Rückmeldung bei ihren Entscheidungen und können schlecht allein sein. Oder aber sie beginnen schon als Teenager sich ganz stark abzugrenzen und sind als Erwachsene in eigenen Beziehungen eher kühl und reserviert. Außerdem sind sie Kontrollfreaks, weil sie erlebt haben, wie unangenehm es sein kann, wenn andere die Kontrolle übernehmen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es den Kindern solcher Eltern schwer fallen, Grenzen zu ziehen, egal ob sie zu distanziert sind oder eher grenzüberschreitend bzw. sehr nähesuchend.

Wer jetzt also diese Probleme, die durch die Erziehung entstanden sind, betrachtet, kann wütend und verbittert werden und seinen Eltern schwere Vorwürfe machen. Damit begibt man sich aber in eine Opferrolle. Wer dagegen sein Leben selbst in die Hand nimmt und die volle Verantwortung für seinen Lebensweg übernimmt, der gibt nicht mehr seinen Eltern die Schuld, sondern sieht zu, dass er sein Leben so, wie es ist, auf die Reihe kriegt. Und dabei wird ihm mit seinem eigenen Lebenswandel auch die Einsicht erwachsen, dass seine Eltern nicht aus Bösartigkeit gehandelt haben, sondern dass sie ihr Bestes gegeben haben und ihre Kinder immer geliebt haben... und dass man nicht erwarten kann, dass Eltern perfekt sind.

Das heißt, wer seinen Eltern verzeiht, ist dem Teenageralter entwachsen, hat sich mit seinem Leben auseinandergesetzt, hat die Verantwortung für sein Leben in die eigene Hand genommen, hat Lebenserfahrung gewonnen, mit der er eine andere Perspektive auf seine Eltern werfen kann, ist dadurch etwas weiser und verständnisvoller geworden und hat seine Erwartungshaltung der Realität dieses Lebens angepasst... all das sind Haltungen, Handlungen und Entwicklungen, die wir allgemein mit dem Erwachsensein in Verbindung setzen.

wenn man ein teenager ist, ist man oft sauer auf und genervt von seinen eltern. mit diesem spruch wird ausgesagt, dass, wenn man mit seinen eltern "im reinen" ist, also nicht mehr sauer auf sie ist und ihre erziehungsmaßnahmen nun versteht, man nun erwachsen ist.

Als Kind verstehen wir Erwachsene und unsere Eltern nicht als "sich sorgend", sondern nur als bevormundend und hindernd/störend.

Mit eigener, zunehmender Reife können wir - aufgrund unserer Erfahrungen - nachvollziehen, WARUM unsere Eltern "es uns so schwer machten" und sind in der Lage, es Ihnen zu "verzeihen".