erster Moment gleichgeschlechtlicher Anziehung und Verlust?
Ich bin ein 31-jähriger Mann und habe vor 3 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben besondere Emotionen für einen Mann empfunden. Ich dachte immer, dass ich heterosexuell wäre, aber als ich in ihn verliebt war, war ich schockiert. Selbst das versehentliche Berühren seiner Haut hatte eine besondere Wirkung auf mich. Wir konnten nie klar darüber sprechen; am Ende unserer Freundschaft wußten wir (denke ich), was passiert war. Ich erinnere mich daran, dass er mich angeschrien hat und sagte, ich sei nicht seine „Freundin oder Frau“. Ich solle aufhören, ihm so nahe zu sein, weil er sich „anormal“ fühlte. Er schrie mich an und ging. Ich habe nichts verstanden und blieb mit meiner Traurigkeit und Einsamkeit zurück. Damit begann mein Trauerprozess, und nun dauert er bereits ca. 6-7 Monate an. Neulich habe ich in einem Buch einen schönen Satz gelesen: “Ich erinnere mich nicht mehr so oft an dich wie früher, aber manchmal vermisse ich dich mit der gleichen Intensität wie am ersten Tag.” Ich glaube, dieser Satz drückt momentan meine Gefühle am besten aus. Ich vermisse ihn immer noch sehr, und meine innere Leere ist nach wie vor groß. Ich bin seit 3,5 Jahren in Therapie. Es ist noch schwierig für mich, weil ich nicht nur meinen besten Freund verloren habe, sondern auch als Mann mit meinen Verwirrungen zurückgeblieben bin, ohne meine sexuelle Orientierung geklärt zu haben.
Gibt es jemanden wie mich, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat? Was sollte meine Perspektive sein, und was sind deine Vorschläge?
1 Antwort
Es ist noch schwierig für mich, weil ich nicht nur meinen besten Freund verloren habe, sondern auch als Mann mit meinen Verwirrungen zurückgeblieben bin, ohne meine sexuelle Orientierung geklärt zu haben.
Nein, deine sexuelle Orientierung sollte sich mit diesem Erlebnis geklärt haben, dazu war er da. Hetero bist du jedenfalls schonmal eindeutig nicht, wenn du Gefühle für einen Mann hattest.
Du hast Erfahrungen, die andere im Teenageralter gemacht haben, sehr spät gemacht. Ich habe mich früher auch in einen guten Hetero-Freund verknallt. Es ist viel passiert zwischen uns aber es kam halt nie zum Sex. Eine Liebe zu einem Hetero ist eben immer eine einseitige Fahrspur, was das ganze noch steigert. Denn die Krankheit Liebe verstärkt sich, wenn man das nicht bekommt, was man gerne hätte.
Es hilft dir nur, das erlebte zu verarbeiten und dann deinen Weg weiterzugehn. Es gibt so viele Männer auf der Welt und irgendwo ist bestimmt auch derjenige, der dir deine Gefühle auch erwiedern kann. Einfach nicht die ganze Zeit in die Vergangenheit schaun und darüber grübeln, sondern die Augen in die Zukunft richten.
Mein Vorschlag wäre, dass du dir mal Apps wie Grindr oder Scruff installierst und dir sexuelle Erfahrungen suchst. Wenn du genug Mut hast, kannst du auch mal in eine Gay-Sauna gehn (man muss ja nix da machen, nur für mal zu schaun).
Ja wie gesagt, willkommen beim Coming Out. Du gehst jetzt durch das, was jeder schwule Jugendliche so mit spätestens 18-19 durchmacht. Die Entscheidung dazu entweder eine Lüge zu leben um es einfacher zu haben, oder zu dir selbst zu stehn und vielleicht ein paar vermeintliche "Freunde" zu verlieren und deine Eltern zu enttäuschen... Aber lass dir eins gesagt sein, niemand muss dein Leben leben außer dir selbst. Nicht deine Eltern und auch niemand anderes. Du bist deines eigenen Glückes Schmied und solltest dein Leben nicht nach anderen ausrichten.
Flirten mit einem Mann und Beziehung mit nem Mann ist nicht anders als auch mit einer Frau. Vielleicht sogar einfacher, weil man viel mehr gemeinsame Interessen hat.
Ich dachte auch ich werde nie ne Familie haben... und nun ein paar Jahrzehnte später hab ich nen 18-jährigen Sohn (hetero) und wohne mit meinem Mann in nem Haus mit Vorgarten. Lass dich nicht von anderer Leute Vorurteilen, wie ein Leben verlaufen muss, ängstigen.
Ja, du hast Recht. Ich komme jetzt wirklich mit Anfang 30 in die Pubertät. Ehrlich gesagt, haben mich diese Gefühle anfangs sehr erschreckt. Unbewusst habe ich wohl versucht, mich dazu zu zwingen, hetero zu bleiben, aber es ist mir nicht gelungen. Ich habe auch die Sorge, dass ich nie eine Familie haben werde. Ich lebe nicht in Deutschland oder einem europäischen Land. Mein Land ist sehr konservativ, und gleichgeschlechtliche Ehen sind nicht erlaubt. Sogar zu sagen, dass man homosexuell ist, sich in der Öffentlichkeit aufzuhalten, sich zu küssen oder Händchen zu halten, ist auch nicht erlaubt. Aber zuerst muss ich meinen Frieden mit diesen Gefühlen und der Situation schließen. Hoffentlich kann ich den Frieden finden, den du bereits erreicht hast. Vielen Dank für deine Worte.
Wenn du nicht in Deutschland lebst aber so gut Deutsch sprichst wie du schreibst, wäre zu überlegen, das Land zu wechseln. In Deutschland ist es ein guter Asylgrund, wenn du angibst wegen deiner sexuellen Ausrichtung in deinem Land unterdrückt/verfolgt zu werden.
Vl ist es für jemanden einfach, aber für mich wirklich nicht. Das bedeutet, dass ich meine Sichtweise auf mich selbst, auf das, was ich bin, ändern muss. Vielleicht war das schon immer, wer ich war, aber ich habe es erst jetzt herausgefunden. Ich bin nicht homophob, aber ich habe zu viele schlechte Worte gegenüber homosexuellen Menschen gehört, sogar meine eigenen Verwandten verwenden so viele homophobe Beleidigungen, meine Eltern warten darauf, dass ich heirate. Es ist jetzt so kompliziert. Ich habe noch nie mit einem Mann geflirtet, ich weiß nicht, wie man das macht, wo man anfängt, wie man sich entscheidet. Ich bin schon erschöpft.