Erlkönig - Schubert und die Rolle des Klaviers?
Guten Tag,
und zwar habe ich eine Hausaufgabe im Musik Unterricht bekommen, die sich um den Erlkönig handelt bzw. die Vertonung von Schubert. Welche Rolle spielt das Klavier in Schuberts Fassung?
Nun weiß ich wirklich nicht, wie ich an diese Aufgabe herangehen soll. Was mir bisher durch den Kopf gegangen ist, ist, dass das Klaviervorspiel erst leise ist und dann sehr schnell und lauter wird in Schuberts Vertonung. Außerdem, wird die Freiheit des Erlkönigs dadurch verstärkt, dass die Achteln gegen die Achteltriolen spielen, sich jedoch „locker“ anhören.
Ich tippe mal, dass das Klavier im Allgemeinen als Begleitung genutzt wurde, da sehr viele Emotionen in dem Gedicht reflektiert werden können, sowohl mit dem Tempo als auch mit der Lautstärke und vermutlich weiteren Faktoren.
Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand helfen könnte.
LG
2 Antworten
Hallo student,
die Bezeichnung 'Begleitung' für das Klavier im Kunstlied ist im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts der des 'Partners' gewichen. Das ist zutreffender, denn die Bedeutung des Klavierparts ist bedeutender, als mancher selbstverliebte Sänger das gesehen hat und gelegentlich auch heute noch sieht.
Deine Frage berührt eine ganz tiefgreifende Frage zu Musik: Was kann Musik leisten, und was kann Musik ausdrücken? Musik kann einerseits Ausdruckswelten erschaffen, die sich Worten verschließen, andererseits kann Musik Emotionen nicht so konkret darstellen, wie Worte das können.
Welche Rolle spielt das Klavier in Schuberts Fassung?
Wenn Du nun die Klavierstimme betrachtest, solltest Du davon ausgehen, dass die Musik die Empfindungen (hier das bessere Wort als Emotionen) trägt, vertieft und unmittelbarer - Note für Note und Takt für Takt - darstellt als der Text, der doch immer nur beschreiben kann und dafür oft mehr Zeit braucht.
Außerdem wirst Du finden, dass Gesang und Klavierstimme mitunter zwei Ebenen darstellen: Die erzählende, lyrische im Gesang, die unentwegte Unruhe und Furcht im Klavier: Auch da, wo der Erlkönig schmeichelt oder der Vater beruhigt, ist das angstvolle Beben allgegenwärtig.
Vielleicht hast Du damit einen Einstieg in Deine Betrachtung?
Wenn Du noch Fragen hast - frage! 😉
LG
Arlecchino
Wenn man den Erzähler mitzählt, hat man vier Personen, nicht vier Ebenen.
Das Klavier schafft eine Empfindungsebene, die interpretiert und intensiviert, was auf der Erzählebene dargestellt wird. Natürlich bildet sie auch die Verschiedenartigkeit der Protagonisten ab.
Achso, dankeschön. Da habe ich ein bisschen was verwechselt. Vielen Dank für Ihre Hilfe
dass das Klaviervorspiel erst leise ist
Laut Notentext nicht, es beginnt bereits im forte. (Sollte es laut Schubert jedenfalls...)
dass die Achteln gegen die Achteltriolen spielen,
Kann ich mich grad nicht dran erinnern, wo genau? Am Anfang jedenfalls ist das nicht der Fall. Mit der Freiheit des Erlkönigs hat das triolische weniger zu tun, wie ich denke, es ist mehr eine klangliche Verbildlichung des Rittes.
Lies mal hier nach (sieht nicht allzu tiefgehend und sachlich aus, aber für einen ersten Überblick und Gedankenanstoß dürfte es reichen): http://www.deutsche-lieder-online.de/erlkoenig-franz-schubert.html
lg up
Das mit den Achteltriolen müsste in der fünften Strophe sein.
Mit der Lautstärke habe ich mich vertan, da haben Sie natürlich recht und danke für den Link, das werde ich mir gleich mal durchlesen!
Du meinst vermutlich das veränderte Begleitmuster in der linken Hand in Strophe 5, erklärbar durch den getanzten Reigen im Text. Triolisch läuft das ganze Stück durch, meiner Erinnerung nach gibt es da keine Achtel, die parallel laufen. An der Stelle sind es keine Oktavrepetitionen mehr, sondern Arpeggien. So klingt es dem Text entsprechend weicher und tänzerischer.
Achso, das kann natürlich sein..Vielen Dank!
Vielen Dank für Ihre Antwort! Ich bin nun ein wenig verwirrt, da es ja vier Ebenen gibt, oder nicht? Also den Erzähler, den Erlkönig, sowie den Vater und den Sohn. Oder meinen Sie etwas anderes? Wenn ich mich nicht irre, sollten sich musikalische Parameter des Klaviers sich bei jeder Ebene ändern. Also wie zum Beispiel das Tempo und die hohen und tiefen Töne bei dem Dialog zwischen Vater und Sohn.