Erfahrungen mit Schüleraustausch?


09.04.2021, 23:08

Und mit welcher Organisation. Stipendium oder keins?

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Ich war letztes Jahr mit der Schule in Ungarn (Budapest) War ein sehr schönes Erlebnis!

Ich war für ein paar Wochen in Polen, in der Partnerschule. Entsprechend war es über die Schulen organisiert, da gibt es alle paar Jahre einen Austausch.

Es war eine schöne und spannende, aber teils auch merkwürdige Zeit. Man sollte dazu sagen, ich kann kein polnisch und die Gasteltern weder Deutsch noch Englisch. Mit meiner Gastschwester habe ich mich auf Englisch unterhalten, wobei wir da beide damals nicht die besten waren, sie konnte zudem ein paar Brocken Deutsch. Daher war es sprachlich nicht immer einfach, aber wir haben uns trotzdem irgendwie verstanden und auch angefreundet. Leider ist der Kontakt dann irgendwie eingeschlafen...

Auch wenn ich dort ein paar negative Erlebnisse hatte, würde ich es jederzeit wieder machen. Alles in allem war es nämlich trotzdem eine tolle Zeit und auch aus den negativen oder in dem Moment einfach unangenehmen Momenten konnte man für die Zukunft lernen und dran wachsen.

Um mal ein Beispiel zu nennen:

Waren es auch teils nur Kleinigkeiten, deren Haus war sehr alt und schlecht renoviert und man musste um warm zu duschen einen extra Boiler in der Küche etwas versteckt neben dem normalen Küchen-Durchlauferhitzer anmachen. Für sie war das so selbstverständlich, dass sie es nicht erwähnt hat. Das wusste ich nicht und habe dann 1,5 Wochen nur eiskalt geduscht, ehe sie mal zufällig direkt nach mir duschen wollte und merkte, dass ich ihn nicht an hatte. Mir war es damals unangenehm da ich nicht wusste, ob sie dort vielleicht wirklich kein warmes Wasser haben (im Bad hatte ich ja nichts gefunden und kannte nur den offensichtlichen in der Küche für warmes Wasser dort) und nicht negativ auffallen wollte. Gerade mit der sprachlichen Barriere hatte ich nämlich Angst, irgendwie unhöflich oder so zu wirken und so schlimm war das kalt duschen nun auch nicht. Ihr war es dann auch etwas unangenehm als sie es merkte und mich darauf ansprach, daher habe ich gelogen und gesagt, dass es an dem Tag so heiß war und ich mich kalt abduschen wollte, dass ich ihn nicht angemacht hatte, es dann aber doch etwas kälter als erwartet war und ich ihn nächstes mal wieder nutze. Nachts bin ich ihn dann in der Küche suchen gegangen und danach hatte ich warmes Wasser... Sie hat es mir zum Glück geglaubt und war dann beruhigt, sie hat sich nämlich oft wegen Kleinkram schon Vorwürfe gemacht oder sich für alles mögliche entschuldigt (z.B. das der Fernseher so als ist und sie kein deutsches Programm damit empfangen können), da sie super Gastfreundlich waren und mir als Gast immer alles Recht machen wollten. Teils sich sogar immer für Dinge ernsthaft entschuldigt haben, die sie gar nicht wissen konnten z.B. dass ich etwas beim Essen nicht mag und das nun eine der Beilagen war, dabei gab es immer genug Alternativen.

Ihre Oma hatte noch viel mit dem Holzofen gekocht um Strom zu sparen, daher war dann eben die Nummer mit dem fehlenden Warmwasser im Bad bei denen nicht so verwunderlich für mich.

Man sollte noch dazu sagen, dass uns vorher schon gesagt wurde, dass es eine recht arme Gegend dort ist und viele Häuser von der Ausstattung nicht unserem gewohnten Standard entsprechen.

Aber wie sagt, alles in allem war es ein super Erlebnis, was ich gerne wieder machen würde bzw. damals als Schüler gerne noch öfter gehabt hätte.

Man muss natürlich auch offen sein, eine gute Bekannte von mir war damals auch mit. Ihr ist oft alles immer nicht gut genug, dort war es dann ein richtiger Kulturschok für sie. Dazu verstand sie sich charakterlich mit ihrer Gastschwester gar nicht, was das Heimweh noch mehr antrieb. Immer wenn wir uns bei gemeinsamen Aktivitäten der Gesamtgruppe oder im Unterricht in der Schule sahen, war sie komplett fertig mit den Nerven und nur am meckern, sie hat es denen auch wirklich schwer gemacht und nichts war ihr gut genug. Statt dem offen gegenüber zu stehen und immerhin das Beste draus zu machen, hat sie sich selbst und der Gastschwester die Zeit zusätzlich versaut, dabei haben auch die versucht ihr wirklich oft wo möglich entgegenzukommen.

Von daher ist soetwas nicht für jeden etwas...

Ich habe mit 9 Jahren ein Austauschjahr in Frankreich gemacht. Früh? Ja vielleicht, aber ich kannte die Gastfamilie schon mein ganzes Leben, da sie Freunde meiner Eltern sind. Aus diesem Grund haben wir das ganze auch ohne Organisation bzw Stipendium durchgezogen, sondern alles selbst organisiert. Das ist aber sicher nicht der normale Weg!

Dadurch das ich die Sprache nur sehr wenig konnte, war der Anfang hart, aber in der Familie haben echt alle zusammen geholfen damit ich dieses Problem schnell aus der Welt schaffe. Und als Kind lernt man ja noch schneller Sprachen als ein Erwachsener. Am besten haben mir damals die Samstagnachmittage mit meinem "großen Bruder" (er war damals 2 Jahre älter als ich) in der Bibliothek gefallen. Da haben wir in der lesen geübt. Er, damit er besser vorliest und ich, damit ich mein Französisch verbessern kann.

Natürlich war es auch in der Schule oder mit den Freunden am Anfang nicht zu leicht, wenn man die Sprache nicht kann, aber am Ende hat mich das einfach nur unglaublich weitergebracht.

Letzten Endes hatte ich eine unglaublich tolle Zeit mit vielen schönen Erinnerungen und auch sprachlich hat es mich echt weitergebracht. Ich kann wirklich jedem nur empfehlen mal ins Ausland zu gehen, man bereut es nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin damals mit 12 nach Amerika gereist, einige Monate später kam dann der Austauschschüler nach Deutschland.

Im Nachhinein würde ich sagen, dass es mit die besten zwei Wochen meines Lebens waren.