Erfahrungen mit dem Pharmaziestudium an der LMU München?
Ich schreibe gerade mein Abitur in Bayern und möchte danach gerne Pharmazie studieren. Ich habe mich auch schon gut informiert, allerdings würden mich persönliche Erfahrungen sehr interessieren: Wie ist die Ausstattung/ Organisation/ Professoren an der LMU? (Könnt ihr sie empfehlen?) Ist das Studium wirklich so extrem schwer und zeitaufwändig? (Musstet ihr eure Hobbys dafür aufgeben?) Hat man einen großen Nachteil, wenn man nur Biologie und Physik, aber kein Chemie in der Oberstufe hatte? Mit welchem Schnitt habt ihr einen Platz bekommen? Wie seht ihr die Jobaussichten/ Zukunfsperspektive nach dem Studium? Würdet ihr es wieder studieren? Gibt es alternative Studiengänge, bei denen es sich lohnt sich darüber zu informieren? Danke :)
3 Antworten
Ich studiere zur Zeit noch Pharmazie an der LMU und kann das sehr empfehlen.
Zur Ausstattung der Labore habe ich nicht so den Vergleich. Ich habe davor nur mal an der TUM studiert, und ich muss sagen, dass die Labore dort z.T. moderner eingerichtet waren, weil die einen Gebäudeteil kürzlich renoviert hatten. Der CuP-Campus der LMU ist aber allgemein einigermaßen neu, und daher kann man sich eigentlich nicht beschweren. Die meisten Laborgeräte funktionieren einwandfrei.
Einziger Kritikpunkt: Irgendein schlauer Gebäudeplaner hat die Abzüge in der Küche mit den Abzügen der Labore verbunden, sodass es jetzt aus Sicherheitsgründen (oder was auch immer) nicht möglich ist, in der Küche zu kochen. In der Mensa direkt am Campus gibt es daher nur Aufgewärmtes. Wenn du frisch Gekochtes willst, musst du rüber zum Bio-Campus.
Die Organisation des Studiums ist auch ganz angenehm. Man muss sich nicht um vieles selbst kümmern. Der Stundenplan ist vorgegeben, also muss man sich nicht (wie viele andere Studenten) mit dem lsf rumschlagen. Das Studentenbüro am Campus ist nur vormittags besetzt, aber da muss man eigentlich nicht oft hin. Der Studiendekan, der sich um alles kümmert, ist wirklich sehr nett und man kann in seiner Sprechstunde immer zu ihm kommen, wenn man ein Problem oder eine Frage hat.
Die Professoren sind soweit auch ganz gut. Natürlich gibt es auch welche, die einfach nur ihren Job machen, aber viele sind auch sehr engagiert und man merkt ihnen die Begeisterung für ihr Fach an. Gerade in den ersten Semestern werden in einigen Vorlesungen Experimente vorgeführt. Viel wichtiger ist aber, dass viele der Assistenten (die teilweise Seminare leiten) und der Tutoren (die mit den Studenten Übungen machen) wirklich bemüht sind. Der Prof rattert mehr oder weniger einfach den Stoff runter. Wenn man was nicht verstanden hat, fragt man dann aber die Assistenten und Tutoren.
Das Studium ist schon relativ zeitaufwändig, wobei es auch darauf ankommt, wie sehr du dich zu Hause reinhängst. Man steht nachmittags meist im Labor, was dann schon relativ anstrengend ist, weil man hinterher oft noch Protokolle schreiben muss. Zur Zeit habe ich aber kein Laborpraktikum, weshalb ich jeden Tag gegen 13 Uhr "Feierabend" habe. Ich lerne dann aber schon immer noch jeden Tag, um mir das Wochenende möglichst frei zu halten und um dann weniger zu tun zu haben, wenn das Praktikum wieder anfängt.
Du solltest nie deine Hobbys für irgendetwas aufgeben. Vielleicht musst du sie zwischendurch ein bisschen schleifen lassen, aber nicht aufgeben.
Ich hatte nur Bio in der Oberstufe. Chemie ist für das Studium schon sehr wichtig, aber es spielt keine Rolle, ob du es in der Schule hattest oder nicht. Die ganzen Grundlagen werden in den ersten beiden Wochen des ersten Semesters wiederholt. Da musst du dann sofort gut mitlernen, was vielleicht anfangs ein bisschen stressig ist. Aber danach haben die Leute, die Chemie in der Oberstufe hatten, kaum einen Vorteil mehr. Wenn du willst, kannst du auch schon mal einen Blick in den "Mortimer" (Chemie-Bibel fürs erste Semester) werfen.
Ich hatte 1,5 im Abi, aber es sind auch viele mit 2,0 oder schlechter sofort rein gekommen. Und dann gibt es ja auch noch das Nachrückverfahren.
Die Jobchancen sind sehr gut. Pharmazie ist eins der Studienfächer mit der geringsten Arbeitslosenquote unter den Absolventen. Die meisten gehen direkt in die Apotheke, du kannst aber auch in Forschung und Industrie gehen.
Alternative Studiengänge wären vielleicht Chemie, Lebensmittelchemie oder Studiengänge aus den Life Sciences (molekulare Biomedizin usw., gibt es aber nicht in München). An der LMU gibt es außerdem noch Pharmaceutical Sciences, was ganz ähnlich ist wie Pharmazie, aber nach Bachelor/ Master läuft. Ich habe eine Zeit lang Pharmascience und Pharmazie als Doppelstudium gemacht, weil ich mich anfangs nicht entscheiden konnte. Dann wollte ich mir die Möglichkeit, in die Apotheke zu gehen (das geht nur mit Staatsexamen) aber nicht verbauen, und mich schließlich für Pharmazie entschieden.
Nein, nie. Ich bin immer noch sehr glücklich mit meiner Entscheidung.
Hey, wie viele Semester benutzt man den "Mortimer" (das Buch, das du vorgeschlagen hast). Möchte mir mal einen Eindruck verschaffen wie lange man für sowas Zeit hat.
Vielen Dank schonmal :)
Eigentlich nur im ersten Semester. Da lernt man alle Grundlagen der allgemeinen und anorganischen Chemie. Soweit ich weiß gibt es im Mortimer noch ein paar Seiten zur organischen Chemie. Das braucht man im ersten Semester noch nicht, organische Chemie hat man erst im zweiten oder dritten Semester. Allerdingt ist der Teil im Mortimer dazu viel zu wenig ausführlich.
Jetzt ist die Frage ja schon länger her. Ich habe vor ca 10 Jahre mein Studium beendet und kann rückblickend nichts positives berichten.
Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass ich es hinter mich gebracht habe. Ich habe so einen Horror vor diesem Studium, dass ich noch nicht einmal mehr für Seminare von der BLAK in die Räumlichkeiten der LMU zurückkehren möchte.
Was war so schlimm:
Hier wurde sehr viel mit Macht/Angst gespielt und Willkür. Der Student ist der kleine Brösel und "die andere Seite" (Professoren (Braxxxx + Wanxxx) + Anhang) spielt an den Hebeln, um möglichst viel Druck zu erzeugen.
Bsp.: Bücher wurden den Studenten vor die Füße auf den Boden geworfen. Im Labor wurde ohne ersichtlichen Grund Druck gemacht/ausgesiebt.
Eine Studentin musste auf die Beerdigung einer engen Verwandten und die Prüfung am selben Tag sollte dann als durchgefallen gelten.
Ich konnte einmal nicht rechtzeitig zum Semester erscheinen. Und es ging wirklich nicht. Der Flugverkehr war ca 1 Woche lahmgelegt.
Mit jedem Tag wurde mir mehr Angst gemacht, dass das Semester jetzt "gelaufen sei". Wieder zurück habe ich alle Inhalte erstmal auswendig gelernt. Gefragt hat der Prüfer mich nur Themen, die er mündlich im Seminar dazugesagt hat und die nicht in den Unterlage standen.
Das ist natürlich eine subjektive Meinung.
Das Lernen und die 60-Stundenwochen waren schlimm. Aber das was mir so zugesetzt hat, war der Psychoterror und du siehst es hängt mir nach all den Jahren immer noch nach.
Also, nachdem keiner antwortet, schreibe ich mal was dazu. Ich studiere an der LMU Pharmaceutical Sciences (Vllt. hast du bei deiner Recherche ja schon was darüber gelesen). Ist prinzipiell der klassischen Pharmazie sehr ähnlich nur eben nicht als Staatsexamens Studiengang sonder Bachelor/Master und bezüglich bestimmter Themengebiete gibt es Unterschiede. Aufgrund der sehr engen Verwandtschaft der beiden Studiengänge beziehe ich die folgende Information mal auf beide.
Insgesamt ist mir bezüglich der Ausstattung und Organisation etc. nichts besonders negatives aufgefallen. Ja, es ist ein sehr zeitaufwendiges Studium und sicherlich nicht das Leichteste. Ich finde aber nicht, dass man plötzlich kein Leben mehr hat neben der Uni, wobei ich möglicherweise nicht das beste Beispiel bin, weil ich manchmal das Lernen ein wenig vernachlässige und dementsprechend mehr Zeit habe ;). Aber naja, je nachdem wie dir das Studium liegt, musst du nicht gleich auf alles andere verzichten. Außerdem sind beim Staatsexamen die Noten, die du auf normale Klausuren bekommst ja eigentlich nicht sehr wichtig. Du musst nur bestehen. Und eine 4,0 bekommst du auch ganz gut hin ohne allzu extrem lernen zu müssen. Am Anfang des Studiums hast du aber allerhand zu lernen, auch weil du es nicht gewöhnt sein wirst, dass der Stoff so umfangreich ist und du dir sehr viel selbst erarbeiten musst. Ist am Anfang schon eine Herausforderung. Dass du in der Oberstufe kein Chemie hattest, ist zwar etwas ungünstig, aber mit genug Motivation trotzdem keine unüberwindbare Hürde.
Insgesamt zielt das klassische Pharmaziestudium schon eher darauf ab, dass du dann in einer Apotheke arbeitest, aber du kannst eigentlich auch in die Industrie gehen. Ich habe z.B. überhaupt keine Lust in einer Apotheke zu arbeiten (mal abgesehen davon, dass ich das mit meinem Studium gar nicht darf, es sei denn ich mache die Staatsexamen noch nach). Als Alternative empfehle ich dir meinen Studiengang. Wie gesagt, vom Konzept her sind beide ähnlich, aber es gibt auch deutliche Unterschiede.
Und du hast nicht bereut, dass du dich für Pharmazie und nicht für Pharmaceutical sciences entschieden hast, oder? :)