Entwicklung Bayerns (Personenverbandsstaat/ Territorialstaat)?
Hey,
Wir haben uns im Unterricht kurz zwei Karten von Bayern angeschaut. Einmal Bayern um 1200 und um 1350. (Siehe Anhang) Und da wir bald eine Arbeit schreiben in Geschichte, wollte ich mich nochmal mit der Entwicklung Bayerns anhand dieser zwei Karten beschäftigen. Aber ich weiß bei der ersten Karte nicht genau, was genau diese Punkte bedeuten. Unten in der Leiste stehen ja die Namen der Grafen/Adelsgeschlechter. Sind die Punkte dann die Lehn, die sie an Vasallen verliehen haben? Und auf der zweiten Karte, wenn ich das recht verstanden habe, sieht man sozusagen das Territorium/ die Städte der Adelsgeschlechter, oder? Denn zu dieser Zeit war ja Deutschland ein Territorialstaat. Wäre sehr nett, wenn mir da jemand weiterhelfen könnte!:)


1 Antwort
Auf beiden Karten sind einige Städte (als kleine rote Kreise mit dazugeschriebenen Namen) die Grenzen Bayerns in der Gegenwart als schwarze Linie eingetragen.
Bayern um 1200 (rechte Karte)
Die „Punkte“ (genauer: kleine Kreise, Dreiecke und Vierecke) stehen für Besitzungen. Wer diese Besitzungen hat, ist in der Zeichenerklärung unten auf der Karte angegeben: Grafen von Andechs, Grafen von Bogen, Grafen von Falkenstein, Grafen von Hirschberg, Grafen von Ortenburg, Grafen von Wasserburg, Wittelsbacher, Staufer.
Die genauen Lehensverhältnisse bei den Besitzungen gehen aus der Karte nicht hervor.
Im Lehnswesen stand der König des Heiligen Römischen Reiches (lateinisch: Sacrum Imperium Romanum) an der Spitze, der im Mittelalter Kaiser werden konnte, indem ihn der Papst in Rom dazu krönte. Im Herzogtum Bayern stand ein Herzog an der Spitze (seit 1180 aus dem Adelsgeschlecht der Wittelsbacher). Dazu, inwiefern die Adelsgeschlechter einzelne ihrer Besitzungen an Untervasallen als Lehen verliehen haben, sind auf der Karte keine Informationen angegeben.
Bayern um 1350 (linke Karte)
Als farbige Flächen sind Gebiete in Bayern gekennzeichnet, in denen unterschiedliche Leute herrschen. Es gibt: Wittelsbacher Herrschaft, Adelsherrschaft, geistliche Territorien.
Aus dem Adelsgeschlecht der Wittelsbacher kam der Herzog von Bayern. Die Wittelsbacher hatten persönlich ein großes Herschaftsgebiet. Andere Adelsgeschlechter besaßen einige Gebiete. Außerdem gab es Gebiete geistlicher Fürsten (hohe kirchliche Würdenträger, vor allem Bischöfe).
Deutschland war damals kein Territorialstaat, sondern sein politischer Organsiationsrahmen war das Heilige Römische Reich (lateinisch: Sacrum Imperium Romanum). Eine Entwicklung in Richtung zu einem Territorialstaat vollzog sich in einzelnen Teilen, indem deren Obrigkeiten (z. B. die Herzöge von Bayern) ihre Herrschaft ausbauten und sie zu Landesherren wurden. Ein Unterschied zur anderen Karte ist der gestiegene Anteil, über den die Wittelsbacher herrschen. Der Anteil anderer Adelsgeschlechter ist zurückgegangen. Die Wittelsbacher haben hinzubekommen, indem sie Lehen ausgestorbener anderer Adelsgeschlechter einzogen (in die eigene Verfügungsgewalt übernahmen) bzw. Besitzungen erbten oder durch vertragliche Vereinbarung bekamen.