Einzelne Wörter als direktes oder indirektes Zitat?
Ich schreibe momentan an meiner Hausarbeit und komme an einer Stelle nicht weiter.
Die Passage lautet: "[...] lässt sich plausibel machen, daß der historische Übergang von Mündlichkeit zu Schriftlichkeit einer Entkopplung von Interaktion und Kommunikation gleichkam, der Übergang von Schrift zu technischen Medien dagegen einer Entkopplung auch von Kommunikation und Information."
Ich habe nun geschrieben: Bei mündlichen und schriftlichen Medien geht es um einen Prozess der Ausdifferenzierung, das heißt, dass bei dem Umbruch zur Schrift eine Lösung von Interaktion und Kommunikation stattgefunden hat und der Umbruch zur Technologie die Lösung von Kommunikation und Information verursacht hat.
Nun habe ich ja die Kombinationen "Interaktion und Kommunikation" und "Kommunikation und Information" wortwörtlich übernommen. Muss ich das dann direkt oder indirekt (nur mit Vgl.) zitieren?
Danke!
3 Antworten
Du musst diese beiden Wortpaare nicht als wörtliche Zitate kennzeichnen, da diese ja keine von dem Autor eingeführten Fachbegriffe sind. Es genügt, wenn du den ganzen Abschnitt mit einem Literaturhinweis als indirektes Zitat ausweist.
Noch zwei kleine Anmerkung zu deiner Umformulierungen: Du hast bei der Umformulierung den Begriff Ausdifferenzierung eingefügt, möglicherweise um nicht das doch sehr prägnante und damit auffällige Wort Entkopplung übernehmen zu müssen. Ich persönliche halte Ausdifferenzierung hier aber für keine sehr gute Lösung, weil das meines Erachtens ein anderer Prozess ist, als der, der hier gemeint ist. Vielleicht suchst du lieber ein anderes Wort, wie etwa Lösung oder Entfernung.
Auch bei der Stelle, bei der du technische Medien in Technologie ungeformt hast, ist mir das aufgefallen. Die so entstandene Phrase "Umbruch zur Technologie" ist jetzt gegenüber der ursprünglichen Formulierung "Übergang zu technischen Medien" deutlich unpräziser und meines Erachtens sogar fast unverständlich, wenn man den Ausgangstext nicht kennen würde.
Achte also bei der Umformulierung bzw. der Übernahme darauf, dass du nachvollziehbar bleibst und bei deinen Veränderungen trotzdem den Sinn beibehälst.
Das aber nur am Rande ;)
Beste Grüße!
Hier finde ich, solltest du schon überlegen, ein wörtliches Zitat anzuzeigen, denn du nutzt die Formulierung "Speicherung und Übertragung, Inschrift und Post" wortwörtlich. Diese Formulierung ist aber schon nicht mehr alltäglich oder zufällig.
Übrigens könntest du auch in deinem Ausgangsbeispiel wörtlich zitieren, wenn im Zitat ein erkennbarer Sinnzusammenhang besteht. Etwa:
Der Autor sieht im Übergang von der mündlichen zur schriftlichen Kommunikation eine "Entkopplung von Interaktion und Kommunikation".
Es kommt also auch einfach auf die Formulierung an und darauf, was man zitiert.
Hallo mely97,
nein, musst du nicht. Dein Beispiel ist klassisch für ein sogenanntes indirektes Zitat. Du hast das Originalzitat umformuliert und in deine eigene Arbeit eingebaut. Die Kombination "Interaktion und Kommunikation" sowie "Kommunikation und Information" musst du nicht als wörtliches Zitat kennzeichnen, weil es keines ist. Beide Kombis stehen genauso bestimmt in vielen Texten hintereinander und haben für sich genommen keine Aussage.
Meiner Meinung nach nicht. Es handelt sich bei den 3 Wörtern nicht um eine spezielle Formulierung aus dem Originaltext. Von daher nicht.
Danke für die ausführliche Antwort und Ergänzung!
Verhält es sich dann bei der Passage: "Sofern das Medium Schrift aber auch, wahrscheinlich zum erstenmal, Speicherung und Übertragung, Inschrift und Post koppelt [...]"
und ich schreibe: Diese verbindet die Speicherung und Übertragung, Inschrift und Post." genauso? Wenn ich es richtig verstanden habe, sind das auch keine vom Autor eingeführten Fachbegriffe und ich könnte das demnach auch als indirektes Zitat angeben?