Einstiegsroman Tolstoi?

2 Antworten

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Tolstois K+F ist eine eigene Riesenwelt (vgl. eine Inhaltsangabe des Romans)!

Als kleinere Welten vergleiche ich diesen Roman gerne mit Th. Manns "Buddenbrooks" und Joseph Roths "Radetzkymarsch".

Tolstoi ist bemüht, sich an historische Fakten zu halten, beschreibt dadurch bereits (bis 1863 Erstfassung) zum Beispiel, was für ein egomaner Volltrottel und reiner Glückspilz Napoleon Bonaparte in Wirklichkeit war. Ausgezeichnet erkannt!

Ich habe zuerst Krieg und Frieden gelesen und war begeistert.

Danach habe ich Anna Karenina gelesen und weiß noch, dass ich anfangs etwas von dem anderen Stil enttäuscht war. Später habe ich mich daran gewöhnt, und fand das Buch immer dann am besten, wenn es wie Krieg und Frieden war. Besonders wenn es Ähnlichkeiten zwischen den Figuren gab. Anna selbst fand ich nicht so sympathisch.

Als Einstiegsroman wiederum ist Anna Karenina eventuell besser geeignet. In Krieg und Frieden sind Essays über Kriegsführung eingebaut, und die ganze Struktur ist weniger romanhaft, eher episch.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – B.Sc., M.A., M.Sc. & Doktorand

Davidt809 
Beitragsersteller
 31.12.2022, 10:06

Das Problem ist, dass ich die ersten Seiten von k+f besser finde als Anna..hab schon 40 Seiten durch. Lese das jetzt zu Ende..:)

petermaier11  31.12.2022, 10:06
@Davidt809

Das ist doch kein Problem. :-) Dann lies Krieg und Frieden weiter, wie gesagt finde ich das auch das bessere Buch. In eine Welt eintauchen und Spannung haben kannst du damit auf jeden Fall.

Davidt809 
Beitragsersteller
 01.01.2023, 17:03
@petermaier11

Liest sich ok. Gar nicht mal so schwer. Nur das bißchen französisch nervt mich inzwischen und stört den Lesefluss. Spannung 6/10, aber mir gefällt der Stil. Deswegen bleibe ich dran und hab das Gefühl, ich schaffe beide Bände ohne große Probleme. Mag die geschichtlichen Hintergründe, gestern sogar etwas angetrunken paar Kapitel gelesen. Andere Weltliteratur finde ich viel schwerer zu lesen. Hat mich echt soooo gewundert

petermaier11  01.01.2023, 17:11
@Davidt809

Freut mich zu hören.

Stimmt, die französischen Einschübe sind selbst für jemanden mit Französischkenntnissen gewöhnungsbedürftig, vor allem, wenn sie nur in den Endnoten übersetzt sind.

Peter Sloterdijk hat mal so schön sinngemäß gesagt, dass Weltliteratur (und andere große Kunst) auf hohem Niveau langweilt, die Kunst des Ennui. ;-)

Deine Beobachtung, dass Tolstoi, Dostojewski und andere Weltliteratur relativ leicht zu lesen ist, teile ich und verwundert mich auch immer wieder. Zuletzt habe ich das erste Mal Thomas Mann (Zauberberg) gelesen und konnte das Vorurteil mit den komplizierten, langen Sätzen zumindest dort nicht bestätigt finden.

In Krieg und Frieden liebe ich einfach manche Figuren und ihre inneren Monologe.

Davidt809 
Beitragsersteller
 01.01.2023, 17:22
@petermaier11

Mich hat vor allem gewundert, daß von Anfang an Bilder im Kopf entstehen, trotz der typisch verschachtelten Sätze, atmosphärisch. Dadurch "lebt" die Geschichte, trotz des etwas französisch und "Längen". Wenn sich das jetzt nicht fortsetzt, bin ich natürlich traurig, habe aber dennoch Gefallen an den geschichtlichen Aspekten der Story, ob das reicht, um die 2000 Seiten durchzustehen. Mal schauen :-) Anna Karenina fand ich beim anknabbern nicht so gut, und ich las "schönster Roman aller Zeiten" etc. Ich hab schon einige Weltliteratur noch einigen Seiten weggelegt, und das ohne schlechtes Gewissen. Nur bei den Brüdern Karamasow tat es ganz schön weh, ich fand es ausgesprochen schön, aber irgendwie fehlte da etwas. Und ich kann es rückblickend nicht benennen was. Tolstoi hat was.