Einführung Schutzleiter

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Als das Schuko-System nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt wurde, spielte die Polung der beiden stromführenden Leiter für die Sicherheit noch keine Rolle: Damals war es noch nicht üblich, einen der Leiter zu erden. Bei der damaligen Anschlusstechnik (Drehstrom 3*127V) lag an beiden stromführenden Leitern eine gleichhohe Spannung gegenüber Erde an, und es war daher nicht sinnvoll, zwischen den beiden Leitern zu unterscheiden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schuko


appletman 
Beitragsersteller
 13.02.2012, 00:01

Danke für deine schnelle Antwort!

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Die DIN VDE 0100 ist im 1973 erschienen, in der steht, dass der PEN (früher: Klassische Nullung, "Nulleiter") in PE und N aufgetielt werden muss und alles andere ist seit der Zeit eigentlich in Neuanlagen nicht mehr zulässig ist.

Seit 1997 gibt es den Teil 600 der DIN VDE 0100, der vorschreibt, dass Anlagen regelmäßig zu prüfen sind. Das kann in privaten Haushalten nicht kontrolliert werden, kommt allerdings jemand aufgrund eines fehlenden PE zu Schaden, kann der Versicherungsschutz erlöschen und man muss selbst für den Schaden aufkommen.

Nachzulesen z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/TN-C-S-System#TN-C-S-System


appletman 
Beitragsersteller
 13.02.2012, 00:01

Danke für deine schnelle Antwort!

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Erst wollte ich hier nichts schreiben, weil ich keine wirklich passende Antwort geben kann, aber wo Du mich schon drum bittest, gebe ich halt doch meinen Senf dazu :)

Die Idee, die Erde als eigenen Leiter bis zum Gerät zu führen ist wohl tatsächlich sehr alt. Aber selbst nach WK2 wurde aus Sparsamkeit oft nur zwei-adrig verkabelt. "Beliebt" war auch, die Erde erst in der Schukodose mit dem Nullleiter zu verbinden. Es gab sogar Verkabelungen ohne Nullleiter; insbesondere bei Drehstrom. Das wird gelegentlich auch als "Bauerndrehstrom" bezeichnet. Zum Betrieb eines Gerät mit Drehstrom ist der Nullleiter auch tatsächlich nicht notwendig. Erst wenn man die drei Phasen einzeln auf eine Schukodose legen will, braucht man den Nullleiter. In solchen Fällen wurde dann umgekehrt auch eine lokale Erde als Nullleiter "missbraucht".

Natürlich war das höllisch gefährlich und unfallträchtig und ist aus gutem Grund verboten.

Eine andere Geschichte ist noch die Polung im Stecker. Im deutschen Schukosystem ist die Unterscheidung zwischen Null und Phase nicht vorgesehen. In anderen Ländern wie z.B. der Schweiz macht man das sehr wohl. U.a. auch weil dort eine Dreier-Dose auch direkt zum Anschluss eines Drehstromgeräts benutzt werden kann, während in deutschen Mehrfachdosen meist alle Buchsen an der gleichen Phase hängen.

Wann es überhaupt definiert wurde in Form von Normen, Vorschriften und Gebrauchsmustern müsste man wohl in alten VDE-Unterlagen und den entsprechenden Vorgängern recherchieren. Da habe ich aber leider keinen Zugang.


appletman 
Beitragsersteller
 28.03.2012, 16:14

Auf jeden Fall erst mal vielen Dank für deine vielen Hinweise! Jemand schrieb auch im Internet, dass die Einführung des Schutzleiters in Deutschland nach dem 2.Weltkrieg stattfand, was mir viel plausibler vorkam! Wie ist deine Meinung zu FI-Sicherungen? Beim Vorhandensein derselben sind Szenen wie im James Bond Film, wo der Bösewicht in der Wanne seinen letzten Breakdance hinlegt, unmöglich, oder? Danke! Jürgen

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nobswolf  28.03.2012, 16:32
@appletman

Badewannen sind ganz heikel. Im Wasser können schon sehr niedrige Ströme gesundheitliche Störungen verursachen. Die meisten FI sind auf 10-30mA Fehlerstrom ausgelegt. Sehr empfindliche Leute kann man damit schon um die Ecke bringen. Allerdings fliesst im Fehlerfall meist deutlich mehr Strom, so dass es recht unwahrscheinlich ist, dass der FI nicht auslöst.

Viel problematischer ist, dass FI sehr empfindliche Geräte sind und wirklich sehr häufig kaputt gehen. Sie machen also nur Sinn wenn sie regelmässig geprüft werden. Das macht man natürlich nur ungern, weil man heutzutage viele Geräte im Haushalt hat, die sehr lästig neu einzustellen sind wenn sie einen Stromausfall hatten.

Zu Deiner ursprünglichen Frage ist noch anzumerken, dass ein FI natürlich zwingend getrennte Null und Erde voraussetzt.

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appletman 
Beitragsersteller
 28.03.2012, 16:46
@nobswolf

So, letzte Frage für heute: Hast du eigentlich auch schon mal eine 230 V-Schlag bekommen (vermutlich schon)? Gruß, Jürgen

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nobswolf  28.03.2012, 22:14
@appletman

Kommt drauf an was man darunter versteht. Ich war noch nie mit dem Körper direkt zwischen Null und Phase. Das sollte man auch wirklich um jeden Preis vermeiden.

Aber ich habe schon mal versehentlich Phase berührt. Der Strom fliesst dann halt durch Schuhe, Fussboden usw. in die Erde, so dass nicht wirklich Netzspannung am Körper anliegt. Aber auch das tut heftigst weh und man merkt es auch eine Stunde später noch.

Ich kann es nicht empfehlen; es macht keinen Spaß :) Warum willst du das wissen?

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appletman 
Beitragsersteller
 28.03.2012, 22:31
@nobswolf

...weil mir das mal als Kind passiert ist. Ich stand barfuß auf dem Teppich und berührte mit dem Finger die Phase am defekten Schalter einer Stehlampe. Ich faltete mich zusammen wie eine Ziehharmonika und hatte eine kleine Strommarke am Finger. Du meinst, es waren keine 230 V bzw. ich war nicht perfekt geerdet? Gruß, Jürgen

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nobswolf  29.03.2012, 09:06
@appletman

Naja... das ist ja keine Magie, so ein Stromschlag... Am einen Ende ist die Phase und irgendwo anders ist die Erde ... und alles dazwischen ist eine Serienschaltung von Widerständen. (Etwas genauer kann man noch die Kapazitäten dazu nehmen, bei Wechselstrom ist das alles etwas komplizierter.)

Wenn der menschliche Körper der einzige Widerstand ist, ist man ziemlich sicher hin; oder hat zumindest extremste Nervenschädigung und ist reif für's Krankenhaus.

Aber alles dazwischen wie Kleidung, Schuhe, Fussboden usw trägt über seinen Innenwiderstand einen Teil der Spannung, so dass nicht die volle Spannung anliegt.

Bzw anders herum betrachtet wird durch den erhöhten Gesamtwiderstand der Strom geringer. Das ist auch die praxisnähere Betrachtung, weil bei Netzspannung das wesentliche Problem die Nervenschädigung durch den Strom ist.

Physiologisch ist halt noch gut zu wissen, dass die Nerven und auch jede sonstige Zellkommunikation durch elektrische Ströme in Form von Ionen funktioniert (-> Ionenkanäle in Zellen). Wenn da nun von aussen Strom dazu kommt, gerät das alles durcheinander, verursacht Schäden, Ausfälle, bis hin zum Tod.

Insofern ist auch nicht ganz richtig, dass wir kein Sinnesorgan für Elektrizität haben. Natürlich kann man nicht "sehen" wo Strom fliesst. Es ist eben Strom und kein Licht. Das gleiche gilt ja auch für Temperatur. Aber wenn der Strom auf den Körper einwirkt, kann man ihn auch spüren, genau wie eben auch Temperatur.

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appletman 
Beitragsersteller
 29.03.2012, 10:35
@nobswolf

Hallo nobswolf,

danke für deine Ausführungen! Aber wenn du zu allem deinen Senf dazu gibst (ich mag Senf!), warum hast du dir nicht mal meine Frage zur Ringsummen-Normalform angesehen?! Jeder, dem ich den Artikel aus Wikidingsda gezeigt habe, hat nur den Kopf geschüttelt und wollte mich am liebsten ins Irrenhaus einweisen. Vielleicht kannst du ja was damit anfangen. M.E. könnte ich den Text widerlegen, aber ich verzichte darauf. Dieses Gebiet scheint kaum einer zu beherrschen... Gruß am Morgen...bringt Kummer und Sorgen Jürgen

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nobswolf  31.03.2012, 07:24
@appletman

Sorry... ich weiss ungefähr worum es da geht, aber das ist so weit weg von mir, da lasse ich lieber die Finger davon.

Versuch doch mal einen "richtigen Informatiker" zu finden, oder einen Designer für FPGA oder "old style" embedded-systems. Die müssten so etwas eigentlich verstehen.

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appletman 
Beitragsersteller
 31.03.2012, 10:39
@nobswolf

Danke, dass du geantwortet hast. Aber manches Mal habe ich schon den Eindruck, dass Leute mit Halbwissen Artikel für WIKIPEDIA schreiben!

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nobswolf  31.03.2012, 11:13
@appletman

Nee, gerade bei den mathematischen Sachen ist es meist eher so, dass die Leute zu tief in der Materie drin stecken um noch zu kapieren, was man hier einem Unwissenden erklären muss, damit er eine Chance hat es zu verstehen. Wie so oft ist die deutsche WP hier schlimmer als die englische.

Die Amis haben da ein schönes Sprichwort: "Man muss die Leute dort abholen wo sie nun mal sind"

Der deutsche Ansatz scheint da eher folgendem Motto zu folgen:

"Man muss Rekursion verstanden haben um Rekursion zu verstehen."

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appletman 
Beitragsersteller
 01.04.2012, 18:02
@nobswolf

Hhhmm, ich weiß nicht, ob jemand, der ein Buch über KV-Diagramme geschrieben hat, ein Unwissender ist. Aber wenn nicht mal der den Satz versteht, auch nicht so genannte "Ausbilder", dann stimmt etwas nicht! Wenn sich Techniker nicht mal mehr untereinander verstehen, ist das schon schlimm! Ich werde aber noch genauer zu dem unverständlichen Satz Stellung nehmen, nun gerade!

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