"Ein Koloss auf tönernen Füßen", wer hat das gesagt?

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Die Redewendung ist seit Jahrhunderten gebräuchlich; es kann durchaus sein, dass sie auch von einem Vertreter des "Dritten Reiches" gegenüber der "UdSSR" verwendet wurde.

Sie geht zurück auf eine Traumvision ( https://www.bibleserver.com/text/MENG/Daniel2 ) von einer Kolossalstatue, deren Kopf aus Gold und weiter unten liegende Körperteile aus immer unedleren Materialien waren. Die Statue symbolisiert ein Weltreich oder eine Abfolge von Weltreichen, die immer unedler werden, bis am Ende ein von einem Hügel herunterrollendes Steinchen ausreicht, das Ganze zu Fall zu bringen.

Von daher wird die Redewendung gebraucht für etwas, das sehr imposant ist und möglicherweise auch teuer herzustellen war, aber durch eine Kleinigkeit zu Fall gebracht werden kann, weil man versäumt hat, eine solide Basis zu schaffen.

Auf tönernen Füßen...steht umgangssprachlich etwas, das keine sichere Grundlage hat, bedenklich, in Gefahr ist. Diese Redewendung geht auf Nebukadnezars biblischen Traum von den vier Weltreichen zurück:
Der babylonische König rief alle Seher und Weisen und Zauberer und Chaldæer zusammen, seinen Traum zu deuten. Da er ihnen aber nicht verriet, was er denn eigentlich geträumt hatte, war das unmöglich zu leisten und die Weisen sollten »gar vmbkomen vnd ewre Heuser schendlich verstöret werden« (Daniel 2.5). Daniel bat Gott um Hilfe und der erzählte ihm, daß der König von einem Koloß mit güldenem Kopf, silberner Brust und Armen, Bauch und Hüften aus Erz und eisernen Schenkeln geträumt habe - seine Füße jedoch wären teilweise nur aus Ton. »Videbas ita donec abscisus est lapis sine manibus et percussit statuam in pedibus eius ferreis et fictilibus et comminuit eos. Tunc contrita sunt pariter ferrum testa æs argentum et aurum et redacta quasi in favillam æstivæ areæ rapta sunt vento nullusque locus inventus est eis lapis autem qui percusserat statuam factus est mons magnus et implevit universam terram« - »Solches sahestu, Bis das ein Stein herab gerissen ward on hende. Der schlug das Bilde an seine Füße, die eisen vnd thon waren vnd zumalmet sie. Da wurden mit einander zumalmet das Eisen, Thon, Ertz, Silber vnd Gold vnd wurden wie Sprew auff der Sommertennen vnd der Wind verwebt sie, das man sie nirgend mehr finden kundte. Der Stein aber, der das Bilde schlug, ward ein grosser Berg, das er die gantze Welt füllete« (Dan. 2.34f). Gemeint war, daß auch das stolzeste Reich (Kopf aus Gold) dem Untergang (Füße nur aus Ton) geweiht sei, weil allein das Reich Gottes - hier der »Steines des Umsturzes« - sich ausbreiten und ewig dauern werde. Nebukadnezar huldigte daraufhin Daniel und dessen Gott und überhäufte ihn mit Reichtümern, Ämtern und Würden.

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