Druckausgleich mit Taucherbrille machen?

4 Antworten

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Bei den meisten Taucherbrillen ist der Nasenerker so gestaltet, dass man die Nase zuhalten kann, indem man sie durch die Brille zusammendrückt.

Das mit dem Sauerstoffverbrauch ist etwas schwieriger. Ersteinmal musst du unterschiedliche Muskeln verwenden - was natürlich Sauerstoff verbraucht. Willst du eine bestimmte Tiefe oder Strecke tauchen, musst du zudem bedenken, dass die kurze Unterbrechung für das Valsalva deine Schwimmbewegungen unterbricht und dich somit aufhalten oder gar wieder etwas nach oben aufsteigen lassen. Die nicht optimale Bewegung im Wasser verbraucht mehr Sauerstoff als eine optimale auf Effizienz getrimmte Schwimmbewegung.

Besser wäre hier eine Druckausgleichstechnik, bei der die Hand nicht benutzt werden muss. Bei manchen Leuten reicht schlucken, andere können nach viel Übung durch Kieferbewegungen aktiv ihre Tuba Auditiva (Eustachische Röhre) öffnen. Für alle anderen bleiben nur Techniken bei denen man an die Nase fassen muss - den Druckausgleich seltener zu machen und zwischenzeitlich den Schmerz auszuhalten ist keine gute Idee. Einerseits ist der Schmerz ein Warnsignal und andererseits wird der Druckausgleich mit zunehmendem Druckunterschied schwerer. Im ungünstigesten Fall muss man dann nochmal ein Stück aufsteigen, damit es klappt.

Tatsächlich wird auch ein kleiner Teil der Luft aus deiner Lunge in das Mittelohr "gedrückt" und steht dann nicht mehr zur Verfügung. Allerdings hat die Paukenhöhle lediglich ein Volumen von ca. 1ml pro Ohr - und das ist schon teilweise mit Luft gefüllt. Ob du einmalig viel oder in mehreren Etappen wenig Luft ins Ohr strömen lässt, macht dabei keinen Unterschied. Zu bedenken ist auch, dass ein großer Teil deines Sauerstoffs beim Tauchen gar nicht aus der Luft kommt. Stattdessen nimmt die Sauerstoffsättigung des Bluts ab.

Je nach Technik kann es passieren, dass auch etwas Luft durch die Nase entweicht, aber das kann man durch etwas Übung verhindern.


XxScunnerxX 
Beitragsersteller
 23.08.2021, 12:29

Also erstmal danke für die ausführliche Antwort :)

Zu den "alternativen" Techniken: Du hast geschrieben, dass manche Leute den Druckausgleich auch mit bloßem Schlucken schaffen. Geht Gähnen (natürlich mit geschlossenem Mund) auch? Wenn ich das als Trockenübung mache, kommt bei mir auch dieses Knacken in beiden ohren, ich denke, das entspricht dem geräusch/Gefühl, wenn sich die Eustachische Röhre öffnet.

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holgerholg  23.08.2021, 13:57
@XxScunnerxX

Ja, beim Gähnen öffnet sich die Eustachische Röhre auch. Leider bekomme ich persönlich das Gähnen auf Kommando nicht hin, aber wenn es bei dir klappt, sollte das gehen.
Ob sich die Eustachische Röhre bei dir öffnet, kannst du probieren, indem du mit dem Valsalva-Manöver einen Überdruck erzeugst und guckst, ob dieser dann beim simulierten Gähnen verschwindet. Manchmal verschwindet der Druck aber auch schon sofort nach dem "Aufpumpen". Wenn das der Fall sein sollte, bleibt nur der Test in der Praxis :-)

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XxScunnerxX 
Beitragsersteller
 23.08.2021, 15:05
@holgerholg

Alter, tausend Dank für die Antwort. Ich find's echt toll, wenn Leute sich die Zeit nehmen, um Fragen so ausführlich zu beantworten wie du das machst. Ist heutzutage auf gutefrage keine Selbstverständlichkeit mehr :)

Eine Frage noch: Du meintest, dass sich mit dem Valsalva-Manöver ein Überdruck (wie er auch beim tauchen stattfindet) erzeugen lässt. Aber ist das Valsalva Manöver nicht die Aktion, die man durchführt, um eben diesen Überdruck loszuwerden?

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holgerholg  23.08.2021, 15:45
@XxScunnerxX

Das hängt davon ab von wo man guckt.

Beim Tauchen erhöht sich der Umgebungsdruck. Dadurch hat man im Ohr einen niedrigeren Druck, den man beim Druckausgleich erhöht. Man hat also außen einen Überdruck und im Ohr einen Unterdruck (das Trommelfell ist nach innen gewölbt), den man ausgleicht.

Ist der Druck ausgeglichen, kann man trotzdem Luft in die Ohren "pumpen". Dann erhöht sich der Druck in den Ohren. Man hat dann also im Ohr einen Überdruck (das Trommelfell wird nach außen gewölbt).

Den Überdruck hat man übrigens auch beim Auftauchen, da man ja unter Wasser den Druck im Ohr erhöht hat und beim Auftauchen der Außendruck wieder sinkt. Diesen Druck muss man allerdings nicht aktiv ausgleichen. Ist der Überdruck im Ohr groß genug, öffnet der Druck die Eustachische Röhre und lässt Luft aus dem Ohr strömen - ähnlich wie der Überdruck beim Valsalva-Manöver die Röhre öffnet und Luft ins Ohr strömen lässt. Ein kleiner Überdruck kann sich aber bei vielen Menschen kurzzeitig halten.

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Es verbraucht Sauerstoff insofern, dass man sich gedanklich auf den Ausgleich vorbereitet. Weiterhin die Muskelbewegung aus Zwerchfell, Arm, Hand und die Menge an Luft, die in die inneren Gehörgänge gepresst wird.

Ab 8m muss man auch Luft in die Maske pressen, also auch ein Ausgleich. Die Luft geht ebenfalls verloren.

Hallo XxScunnerxX,

Ich mache den Druckausgleich so, indem ich mir die Nase zuhalte und dann quasi so tue, als würde ich mir die Nase putzen. Wenn es klappt kannst du es auch in den Ohren spüren.

Beim Apnoetauchen sollte das keinen Sauerstoff verbrauchen (denke ich ;-) )

LG Fichtelmountain

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, die Standardtechnik lernt man beim Tauchkurs. Einfach das weiche Nasenteil zusammendrücken und durch die Nase ausatmen (versuchen).

Nein, da du ja nicht wirklich ausatmest, verbrauchst du keinen Sauerstoff.