Dissoziation

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt viele Abstufungen einer Dissoziation, jeder kennt das eigentlich an sich. Man will bzw. kann etwas nicht wahrhaben. Später merkt man, dass die anderen doch recht hatten. Ja man kann merken, dass man gerade dissoziert oder dissoziert hat. Man weiss sogar wie man sich dabei gefühlt hat. Aber eben, die Abstufungen sind sehr verschieden und müssen nicht die ganze Persönlichkeit betreffen. Zum Beispiel ist jemand Opfer eines Verbrechens geworden, kann es sein, dass er plötzlich den Heimweg nicht mehr findet und sich nicht mehr orientieren kann. Das passiert dann öfters auch dann, sobald ein Geruch oder ein Wort wahrgenommen wird, der mit der Tat im Zusammenhang steht. Man spürt wie es beginnt und man kann lernen wie man sich dabei Hilfe holt oder sich selber helfen kann.


Hallo Marieke, deine Frage ist zwar schon ein paar Tage her, aber ich möchte Dir dennoch noch antworten. Du hast ja schon gute Antworten bekommen, und es wurde ja auch erwähnt, dass es viele Abstufungen von Dissoziationen gibt. Ich selber kenne auch die unterschiedlichsten "Zustände" und möchte Dir davon berichten. Wenn ich komplett in einen Flashback (wiedererleben einer traumatischen Situation) abgleite, ist es so, dass ich komplett in dieser Situation "festhänge", d.h. ich erlebe alle Gefühle von damals wieder und auch alle Sinneserfahrungen. Gerüche, Gefühle, körperlichen Schmerz etc. Ich nehme dann absolut nichts mehr von der realen Außenwelt wahr. Im stationären Aufenthalt hat das Personal z.B. versucht, mich mit Hilfe von Kältepacks "zurückzuholen", da ist es mir z.T. dann passiert, dass ich das in den Flashback "eingebaut" habe. Das heißt, ich hab nicht realisiert, das ist ein Coolpack, sondern irgendetwas bedrohliches. Dann kenne ich aber auch Zustände, in denen ich einfach wegdrifte, aber trotzdem noch mitbekomme, was um mich herum geschieht. Vor meinem inneren Auge laufen schon dann traumatische Bilder ab, aber ich bin noch handlungsfähig. Manchmal ist es so, als sehe ich dann meine Umgebung wie durch Nebel, oder alles läuft in Zeitlupe ab. Ich hab dann das Gefühl, ich nehme die Umwelt wie durch einen Filter wahr. Geräusche fühlen sich an, als kommen sie von weit her, manchmal das Gefühl, als muss ich mich durch eine zähe Masse bewegen. Also meine Bewegungen fühlen sich schwerfällig, zäh, verlangsamt an. Die Entfernungen verschieben sich, z.B. ein gegenstand oder ein Mensch, der in Wirklichkeit dicht vor mir steht, nehme ich so wahr als sei er unendlich weit weg. In Wirklichkeit sind meine Bewegungen aber ganz normal, ich nehme es nur anders war. Der fachbegriff dafür lautet Derealisation. Oft geht mir dann auch das Körpergefühl verloren. Ich nehme meine Körperteile nicht mehr wahr und spüre auch kaum noch Schmerz. Kann z.B. nicht mehr zwischen heiß und kalt unterscheiden etc. Das gehört zur Unterkategorie Depersonalisation, aber das weißt Du sicher schon vom googeln. Wenn ich komplett dissoziiert bin, also in einen anderen Persönlichkeitsanteil wechsele (ich habe eine DIS), dann kann ich mich hinterher an gar nichts erinnern, es ist einfach ein schwarzes Loch, in dem es für mich weder Zeit noch Raum gibt. Ich befinde mich beim "zurückkommen" dann gedanklich immer noch in der Situation, an die ich mich als letztes erinnere und muss mich erstmal orientieren, wo ich jetzt gerade eigentlich bin. Ich weiß dann erstmal nicht welche Uhrzeit, welche Tageszeit etc. wir in der Realität gerade haben, d.h., ich hab keine Ahnung wieviel Zeit vergangen ist. Das macht mir dann große Angst, aber es setzt auch "automatisch" ein "Mechanismus" ein, um möglichst wenig aufzufallen, d.h. ich versuche unauffällig zu analysieren, in welcher Situation ich mich befinde. In anderen Situationen, in denen ein Wechsel stattfindet, kann ich manchmal aber "zugucken", was derjenige Anteil, der im Außen agiert, gerade tut. Das fühlt sich ein bisschen so an, als sieht man sich selber zu, so eine Art neben-sich- stehen, ohne jedoch eingreifen zu können. Z.B. höre ich "mich" etwas sagen, und denke gleichzeitig "Meine Güte, das kannst Du doch nicht bringen, das ist ja peinlich oder unhöflich etc....:) Es ist ein bisschen so, als sehe ich mich durch die Augen eines anderen menschen, gleichzeitig aber nehme ich die Umwelt schon aus meiner eigenen perspektive wahr. Hm, kompliziert, aber besser kann ich es nicht erklären. Vielleicht hat Dir das ja noch ein bisschen weitergeholfen. Wenn Du Fragen hast, frag ruhig, ich werd versuchen, die nächsten Tage noch ein paarmal reinzuschauen. Lg elmsfeuer


Herbrich666545  01.08.2012, 19:25

Ich will auch Dissoziieren können, mir ist völlig egal was die Ärtze und andere leute sagen. Ich will Dissoziationen haben!!!!

Ich habe diesen Text durchgelesen und nimmand kann mir sagen ich wüßte nicht wo von ich rede. Ich will alles was nötig ist um Dissoziationen zu haben haben den ich will Dissoziieren können!!!!!

Marieke2712 
Beitragsersteller
 21.08.2011, 19:11

Hallo elmsfeuer, vielen Dank für deine tollen Ausführungen. Ja, so beschreiben, das kann nur jemand, der das alles am eigenen Leibe zu spüren bekommt. Ich habe auch vieles aus der Theorie parat, aber das ist eben was ganz anderes als das eigentlich Gefühlte. Ich habe viel Therapieerfahrung und mir wurde desöfteren gesagt, dass ich dissoziiere, nur ist mir das nicht wirklich bewusst. Etwas macht das ja jeder Gesunde auch. Nunja, dann wünsche ich uns beiden mal, dass wir im Leben klar kommen. Ich mache gerade eine Art Traumatherapie und finde das alles sehr sehr anstrengend.

Die dissoziative Identitätsstörung (DIS) – auch bekannt als multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) – ist bis heute eine der umstrittensten psychiatrischen Diagnosen. Sie bezeichnet das Vorhandensein von zwei oder mehr unterscheidbaren Identitäten oder Persönlichkeitszuständen, die wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der betroffenen Person übernehmen. Die dissoziative Identitätsstörung tritt meist zusammen mit einer Reihe anderer Symptome auf, sodass es häufig zu Fehldiagnosen kommt.

Als Ursache für die dissoziative Identitätsstörung kommt wiederholter Missbrauch in der Kindheit infrage. Die Aufspaltung in zwei oder mehr Teilidentitäten kann man als Versuch verstehen, mit dem erlebten Trauma zurechtzukommen:

Die Betroffenen trennen das reale Geschehen vom Bewusstsein ab. Die Behandlung der dissoziativen Identitätsstörung ist meist langwierig. Ziel ist es, eine größtmögliche Stabilisierung des Betroffenen zu erreichen.

Neben der Alltagsbewältigung stehen dabei das Kennenlernen und die Kooperation der Teilidentitäten untereinander im Vordergrund. Soweit möglich, ist es ratsam, die Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse in die Therapie der dissoziativen Identitätsstörung mit einzubeziehen. Viele Betroffene lehnen eine Integration und Verschmelzung der Teilidentitäten als Therapieziel ab.

Ein in der frühen Kindheit erlebtes schweres Trauma bildet die Grundlage für die dissoziative Identitätsstörung: Dieser Zeitpunkt gilt als Beginn der Aufspaltung in verschiedene Persönlichkeitsanteile. Die betroffenen Kinder erleben fortgesetzt Gefahr und Erniedrigung, denen sie nicht entfliehen können. Sie können auch nicht um Hilfe rufen, denn meist handelt es sich bei den Tätern um nahe Angehörige, die drohend fordern, nichts von den Erlebnissen zu erzählen.

Um diese Situation überstehen zu können, entwickeln die Betroffenen einen Mechanismus, um dem Schmerz zu entfliehen: Sie trennen das reale Geschehen vom Bewusstsein ab und denken sich so aus der Situation hinaus. Dieser Prozess geschieht unbewusst und lässt sich nicht steuern. Um die wiederholte Traumatisierung überstehen zu können, spalten sich die Betroffenen in zwei oder mehr Identitäten auf: Jede Identität übernimmt bestimmte Funktionen in den jeweiligen Situationen und kann in einer ähnlichen Situation wieder zum Vorschein kommen.

Die für eine dissoziative Identitätsstörung kennzeichnenden verschiedenen Identitäten unterscheiden sich meist deutlich: Sie haben verschiedene Namen, unterschiedliche Vorlieben und Verhaltensweisen. Es zeigen sich auch physiologische Unterschiede: So kann beispielsweise eine Teilpersönlichkeit allergisch auf eine Substanz reagieren, die andere aber nicht. Die Charaktereigenschaften der sogenannten Alters stehen häufig im Gegensatz zum Host. Das Ausmaß, in dem bei der dissoziativen Identitätsstörung die verschiedenen Identitäten untereinander kooperieren (d.h., untereinander Zugriff auf die Erinnerungen und Handlungen haben und den Wechsel der Teilpersönlichkeiten koordinieren können), ist bei den Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Unbehandelt verläuft die dissoziative Identitätsstörung meist chronisch, wobei sich die Symptome mit steigendem Lebensalter häufig verringern. Aber auch nach langjähriger Behandlung bleiben für die Betroffenen oft in Teilbereichen Probleme bestehen. Durch die Entwicklung der Behandlungsmethode EMDR (Eye Movement Desensitization Reprocessing) für traumatisierte Personen, bei der die Betroffenen vom traumatischen Erlebnis berichten und gleichzeitig schnelle Augenbewegungen ausführen, hat sich allerdings die Prognose in den letzten Jahren deutlich verbessert. Auch das Ausmaß der Traumatisierung beeinflusst den Verlauf der dissoziativen Identitätsstörung. So bestehen zum Beispiel für Betroffene, deren dissoziative Identitätsstörung durch ein verfrühtes Aufwachen aus der Narkose entstand, meist bessere Aussichten auf Heilung. Eine stark ausgeprägte Begleitsymptomatik (z.B. Essstörungen, Alkoholmissbrauch) kann die Behandlung oft erschweren.


Herbrich666545  01.08.2012, 19:26

Genau die will ich haben. Die Dissoziative Identitäts Störung!!!!

Marieke2712 
Beitragsersteller
 07.08.2011, 14:31

Hallo Michael,

diese Definition ist mir bereits bekannt und auch Ursachen + Therapie ect.. Soviel "spuckt" Google mir dann aus. Ich meine aber etwas anderes. Ich möchte das Gefühl dazu beschrieben haben, wenn eine Person in einer belastenden Situation (abspaltet oder heraustritt). Das setze ich überigens nicht gleich mit dem Krankheitsbild das Du beschreibst. Es kommt bei der von mir gemeinten Dissoziation nicht zu versch. Persönlichkeitsanteilen, sondern es handelt sich eher um einen Zustand.

Goodnight  07.08.2011, 16:44
@Marieke2712

Das Gefühl ist in etwas so, wie wenn du mit dem Flugzeug mitten in New York landest und keine Ahnung hast in welche Richtung du gehen sollst und eine riesige Menschenmenge zielstrebig an dir vorbei hastet, nur du weisst nicht wohin du gehen sollst.

Auf Arte habe ich dazu einen schönen Film gesehen, den ich meiner Antwort vorweg stellen möchte: Dissoziation ist auch eine Reaktion bei Flashbacks (Wiedererinnerung an Traumata).

In dem Film erklärte ein Psychologe einem traumatisierten Jungen, wie das Gehirn funktioniert. Er unterteilte es in:

Das Echsengehirn - das reagiert auf lebenswichtige Umstände - auch wie weglaufen etc Das Katzengehirn - es reagiert auf Gefühle

Das Professorengehirn - hier wird analysiert etc.

Das ist jetzt verkürzt zusammengefasst.

Dissoziation, so wie ich sie bei Flashbacks erlebe, fühlen sich innerlich an, wie ein inneres Erstarren - ohne Gefühle und der Konzentration auf einen Punkt, der nicht real sein muss aber kann. Von außen wirke ich abwesend und eingefroren. Wenn dies während eines Gesprächs geschieht, verändert sich wohl auch meine Stimme.

Meistens friere ich vorher und dann bewusst hinterher fürchterlich - auch im Hochsommer und auch wenn ich dann trotzdem warme Kleidung trage und heiße Getränke zu mir nehme.

ich hab zb. eine art der dissoziation, ich fühl mich nicht richtig anwesend, kann aber wie jeder normale mensch denken, und sachen machen.. ich hol mir demnächst hilfe, und ich weiß auch noch wann das passiert ist.