Hallo Marieke, deine Frage ist zwar schon ein paar Tage her, aber ich möchte Dir dennoch noch antworten. Du hast ja schon gute Antworten bekommen, und es wurde ja auch erwähnt, dass es viele Abstufungen von Dissoziationen gibt. Ich selber kenne auch die unterschiedlichsten "Zustände" und möchte Dir davon berichten. Wenn ich komplett in einen Flashback (wiedererleben einer traumatischen Situation) abgleite, ist es so, dass ich komplett in dieser Situation "festhänge", d.h. ich erlebe alle Gefühle von damals wieder und auch alle Sinneserfahrungen. Gerüche, Gefühle, körperlichen Schmerz etc. Ich nehme dann absolut nichts mehr von der realen Außenwelt wahr. Im stationären Aufenthalt hat das Personal z.B. versucht, mich mit Hilfe von Kältepacks "zurückzuholen", da ist es mir z.T. dann passiert, dass ich das in den Flashback "eingebaut" habe. Das heißt, ich hab nicht realisiert, das ist ein Coolpack, sondern irgendetwas bedrohliches. Dann kenne ich aber auch Zustände, in denen ich einfach wegdrifte, aber trotzdem noch mitbekomme, was um mich herum geschieht. Vor meinem inneren Auge laufen schon dann traumatische Bilder ab, aber ich bin noch handlungsfähig. Manchmal ist es so, als sehe ich dann meine Umgebung wie durch Nebel, oder alles läuft in Zeitlupe ab. Ich hab dann das Gefühl, ich nehme die Umwelt wie durch einen Filter wahr. Geräusche fühlen sich an, als kommen sie von weit her, manchmal das Gefühl, als muss ich mich durch eine zähe Masse bewegen. Also meine Bewegungen fühlen sich schwerfällig, zäh, verlangsamt an. Die Entfernungen verschieben sich, z.B. ein gegenstand oder ein Mensch, der in Wirklichkeit dicht vor mir steht, nehme ich so wahr als sei er unendlich weit weg. In Wirklichkeit sind meine Bewegungen aber ganz normal, ich nehme es nur anders war. Der fachbegriff dafür lautet Derealisation. Oft geht mir dann auch das Körpergefühl verloren. Ich nehme meine Körperteile nicht mehr wahr und spüre auch kaum noch Schmerz. Kann z.B. nicht mehr zwischen heiß und kalt unterscheiden etc. Das gehört zur Unterkategorie Depersonalisation, aber das weißt Du sicher schon vom googeln. Wenn ich komplett dissoziiert bin, also in einen anderen Persönlichkeitsanteil wechsele (ich habe eine DIS), dann kann ich mich hinterher an gar nichts erinnern, es ist einfach ein schwarzes Loch, in dem es für mich weder Zeit noch Raum gibt. Ich befinde mich beim "zurückkommen" dann gedanklich immer noch in der Situation, an die ich mich als letztes erinnere und muss mich erstmal orientieren, wo ich jetzt gerade eigentlich bin. Ich weiß dann erstmal nicht welche Uhrzeit, welche Tageszeit etc. wir in der Realität gerade haben, d.h., ich hab keine Ahnung wieviel Zeit vergangen ist. Das macht mir dann große Angst, aber es setzt auch "automatisch" ein "Mechanismus" ein, um möglichst wenig aufzufallen, d.h. ich versuche unauffällig zu analysieren, in welcher Situation ich mich befinde. In anderen Situationen, in denen ein Wechsel stattfindet, kann ich manchmal aber "zugucken", was derjenige Anteil, der im Außen agiert, gerade tut. Das fühlt sich ein bisschen so an, als sieht man sich selber zu, so eine Art neben-sich- stehen, ohne jedoch eingreifen zu können. Z.B. höre ich "mich" etwas sagen, und denke gleichzeitig "Meine Güte, das kannst Du doch nicht bringen, das ist ja peinlich oder unhöflich etc....:) Es ist ein bisschen so, als sehe ich mich durch die Augen eines anderen menschen, gleichzeitig aber nehme ich die Umwelt schon aus meiner eigenen perspektive wahr. Hm, kompliziert, aber besser kann ich es nicht erklären. Vielleicht hat Dir das ja noch ein bisschen weitergeholfen. Wenn Du Fragen hast, frag ruhig, ich werd versuchen, die nächsten Tage noch ein paarmal reinzuschauen. Lg elmsfeuer

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