Direkte wörtliche Rede - Vergangenheit, was ist richtig, was umgangssprachlich erlaubt?
Hallo zusammen,
es geht um die direke wörtliche Rede. Was ist korrekt, was umgangssprachlich erlaubt und noch akzeptabel? Was geht gar nicht :D ?
Beispiel A
- Er sagt: "Da ich den Weg nicht gekannt habe, bin ich den anderen hinterher gerannt."
- Er sagt:" Da ich den Weg nicht kannte, rannte ich den anderen hinterher."
Beispiel B
- Er sagt: " Ich bin dir gefolgt, aber ich bin kaum hinterhergekommen."
- Er sagt: " Ich bin dir gefolgt, aber ich kam kaum hinterher."
- Er sagt: " Ich folgte dir, aber kam kaum hinterher."
Dankeschön im Voraus
3 Antworten
Schreiben kannst du alles. Alles ist korrekt.
Sprachlich eher ungewöhnlich sind A2 und B3. Kaum jemand spricht im Präteritum, wenn er über Vorgänge erzählt (! kein Protokoll, sondern einfach erzählt!). So etwas hört man nur gelegentlich von Ausländern, die mit alten Büchern und/oder bei ebenfalls ausländischen Deutschlehrern, die nie in Deutschland waren, Deutsch gelernt haben.
- A1 ist ok, aber sprechüblicher ist eine Variante aus A2/A1: Da ich den Weg nicht kannte (= Feststellung), bin ich den anderen hinterhergerannt (= Vorgang).
- B1 ist ok: Ich bin dir gefolgt (= Vorgang), aber ich bin kaum hinterhergekommen (= Vorgang¹).
- B2 ist gut: Ich bin dir gefolgt (= Vorgang), aber ich kam kaum hinterher (= Feststellung²)
¹ Zu verstehen als: Ich bin zu langsam gelaufen.
² Zu verstehen als: Ich war zu langsam.
Im Deutschen ist die Differenzierung zwischen Präteritum und Perfekt nicht so klar wie in vielen anderen Sprachen. Da helfen manchmal nur ein paar Faustregeln, aber auch da gibt es immer wieder Gegenbeispiele. Die Dialekte wirken auch mit hinein. Generell kann man vielleicht sagen, dass Norddeutsche das Präteritum häufiger benutzen als Süddeutsche.
Klar, wenn das auch noch in Reimen geschrieben ist, dann geht der Reim natürlich vor. Ob nun eher Perfekt oder Präteritum sprechüblich ist, ist absolut zweitrangig. Toll, was du da machst! Deine Kinder werden das Buch lieben, aber richtig schätzen lernen sie es wahrscheinlich erst in sehr viel späteren Jahren.
🌿🌷Vielen Dank für deinen Stern! 🌺🍃
Das ist alles möglich. In der wörtlichen Rede, gerade bei fiktionalen Texten, kannst du eigentlich machen, was du willst. Da herrscht völlige Gestaltungsfreiheit.
Das ist super :D ich schreibe und illustriere nämlich ein Kinderbuch (für meine eigenen Kinder) und alles ist in Reimform und ich war jetzt am überlegen, ob ich gewisse Reime ändern muss.. was ärgerlich wäre, da mir die Reime gefallen. Jetzt bin ich am überarbeiten des Textes und bin stutzig geworden, was denn bei der direkten Rede geht und was nicht
alles
Vielen Dank, das ist sehr gut :D dann habe ich ja die freie Auswahl (ich schreibe und illustriere ein Kinderbuch für meine Kinder).
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich schreibe gerade ein Buch (nur für meine Kinder) in Reimform, und aufgrund der Metrik und begrenzten Länge des Reimes, habe ich da stellenweise dann das Präteritum verwendet. Jetzt überarbeite ich es gerade und fand es dann hier und da seltsam und habe mich gefragt, ob so überhaupt jemand spricht.
Prinzipiell ist alles im Präsens geschrieben, aber es gibt dann eine Szene wo zwei Charaktere miteinander sprechen, wie das Missverständnis entstanden ist. Vielen Dank auf jeden Fall