Direkt Notfallsanitäter lernen oder erst Krankenpfleger?

4 Antworten

Von Experten Rollerfreake und iwaniwanowitsch bestätigt

Hi,

Direkt Notfallsanitäter lernen oder erst Krankenpfleger?

Wenn das Ziel ohnehin der Rettungsdienst ist, sollte man sich entsprechend um eine rettungsdienstliche Ausbildung bemühen - ein Umweg über die Pflege bietet hier letztendlich keinen Vorteil.

Ich habe irgendwo gehört, dass es Sinnvoller ist, erst eine Ausbildung als Krankenpfleger (bzw. jetzt Pflegefachmann) zu machen und sich dann, wenn noch interesse besteht, zum Notfallsanitäter umschulen/Weiterbilden zu lassen.

Das ist, schlicht und ergreifend, falsch.

Eine grundsätzliche Anerkennung der Ausbildung oder von Ausbildungsteilen erfolgt nach dem NotSanG und der NotSan-APrV eben nicht - eine Anerkennung ist auf Antrag möglich und, in der Praxis, von so geringem Umfang, dass es sich nicht lohnt.

Der Notfallsanitäter ist nun einmal eine eigenständige, dreijährige duale Berufsausbildung, und keine Weiterbildung - Umschulungsangebote und -möglichkeiten als solche gibt es nicht.

Wenn dann die ganzen Rettungsmaßnamen in Fleisch und Blut übergegangen sind, fällt es einem im Rettungsdienst doch sicher einfacher.

Genau das ist der Punkt: genau das lernt die Pflege überhaupt nicht.

Der Pflegefachmann wird als Fachkraft in der Pflege ausgebildet, und nicht als Rettungsdienstler. Notfallmedizin nimmt in der Pflegeausbildung einen unheimlich kleinen Teil ein, und ein selbstständiges Abarbeiten von Notfällen, rettungsdienstliche Materialkunde, Einsatztaktik oder eben auch die "Rettungstechniken" lernt der Pfleger einfach gar nicht.

Wozu auch? In Klinik, stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanter Pflege sind derartiges Wissen und Fähigkeiten in dem Maße auch einfach nicht vonnöten.

Die Pflegefachkraft ist in Bezug auf den Rettungsdienst im Endeffekt genauso aufgeschmissen wie der komplette Neueinsteiger.

Aus dem Nähkästchen geplaudert: in meinem NFS-Jahrgang waren zwei Leute mit abgeschlossener Pflegeausbildung - damals noch Altenpfleger und Gesundheits- und Krankenpfleger. Auf Antrag bei der zuständigen Behörde wurde einmal gar nichts anerkannt, einmal nur das 80-h-Pflegepraktikum. Das Procedere hat sich auch mit der generalistischen Ausbildung in der Pflege nicht geändert.

Fazit

Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps - eine Pflegeausbildung ist im Rettungsdienst genauso wenig unmittelbar "verwertbar" wie umgekehrt.

Wenn der Rettungsdienst das Ziel ist: rettungsdienstliche Ausbildung.

Nachdem der Einstieg in den Rettungsdienst direkt über den Notfallsanitäter vergleichsweise selten möglich ist, sei angeraten, zuerst die Qualifikation zum Rettungssanitäter zu erlangen, den Führerschein Klasse C1 zu machen, ein bis zwei Jahre Einsatzerfahrung zu sammeln und sich dann um einen Ausbildungsplatz zum NFS zu bemühen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Wie Andere bereits geschrieben haben, es gibt keine Umschulung/ Weiterbildung vom Gesundheits- und Krankenpfleger bzw. jetzt seit zwei Jahren Pflegefachmann zum Notfallsanitäter.

Beide Berufe setzen eine dreijährige Berufsausbildung voraus, das ist aber mehr oder weniger auch ihre einzige Gemeinsamkeit. Beide Berufsbilder haben vollständig andere Ausbildungszielbestimmungen, siehe hierzu §4 Notfallsanitätergesetz (NotSanG) und §5 Pflegeberufegesetz (PflBG). Notfallsanitäter*innen erlernen die eigenverantwortliche Erstversorgung von Notfallpatienten und die Assistenz bei der ärztlichen Notfall- und Akutversorgung, Pflegefachkräfte hingegen hauptsächlich die pflegerischen Tätigkeiten sowie die Assistenz bei Maßnahmen des Arztes. Zudem führen Notfallsanitäter*innen auch heilkundliche/ invasive medizinische Maßnahmen wie Medikamentengaben eigenverantwortlich durch, Pflegefachkräfte tun dies nur auf Anordnung von Ärzten. Die Berufsbilder miteinander zu vergleichen ist daher wie Äpfel und Birnen miteinander zu vergleichen, es ist schlichtweg unmöglich.

Eine Anerkennung einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung oder von erfolgreich abgeschlossenen Teilen einer Ausbildung auf die Ausbildung zum Notfallsanitäter, ist zwar prinzipiell möglich, jedoch darf das in §4 NotSanG definierte Ausbildungsziel durch die Anrechnung nicht gefährdet werden und da beide Berufsbilder wie oben aufgeführt zu verschieden sind, gibt es keine umfangreiche Anerkennung einer erfolgreich angeschlossenen Ausbildung zum Pflegefachmann auf die Ausbildung zum Notfallsanitäter. Dies unterscheidet das Berufsbild des Notfallsanitäters auch grundlegend vom vorherigen Berufsbild des Rettungsassistenten. Nach dem Rettungsassistentengesetz (RettAssG), bekamen unter anderem Rettungssanitäter*innen und examiniertes Pflegefachpersonal automatisch XY Stunden auf die Ausbildung zum Rettungsassistenten angerechnet. Beim Notfallsanitäter, gibt es dies nicht, hier erfolgt eine Anerkennung maximal auf Antrag bei der zuständigen Behörde und am Ende, kommt es zu keiner merklichen Verkürzung der Ausbildungsdauer.

Die normale Ausbildung zum Pflegefachmann, vermittelt relativ wenig notfallmedizinische Inhalte und schon mal gar keine Inhalte im Bereich der präklinischen (außerklinischen) Notfallmedizin. Warum sollte sie dies auch tun. Tritt im Krankenhaus ein Notfall ein, gibt es genügend approbierte Ärztinnen und Ärzte, hier muss daher keine nichtärztliche Fachkraft großartig eine adequate Notfallversorgung leisten können. Mehr Notfallmedizin gibt es dann erst in Fachweiterbildungen, beispielsweise insbesondere in der noch relativ neuen Fachweiterbildung "Notfallpflege". Solche Fachweiterbildungen, dauern nach Abschluss der regulären, dreijährigen Ausbildung dann noch einmal zwei Jahre.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Ich habe irgendwo gehört, dass es Sinnvoller ist, erst eine Ausbildung als Krankenpfleger (bzw. jetzt Pflegefachmann) zu machen und sich dann, wenn noch interesse besteht, zum Notfallsanitäter umschulen/Weiterbilden zu lassen.

Naja. Es ist in dem Sinne sinnvoll

  • dass du zur Bewerbung zur NFS-Ausbildung volljährig bist, im Gegensatz zu Schulabgängern mit Mittlerer Reife... und die Zeit dazwischen nicht sinnlos verbummelt hast
  • dass du mal einen grundsätzlichen Eindruck von der Arbeitswelt im Gesundheitssystem und im 365-Tage-Schichtdienst bekommen hast. Gegenüber jemand komplett fachfremdem hast du also einen etwas besseren Eindruck, worauf du dich beim Rettungsdienst einlässt.

Gerade was letzteres angeht, sollte dir allerdings bewusst sein, dass es unter den vielen Bewerbern für NFS-Ausbildungsplätze auch zahllose Bewerber gibt, die mit der Qualifikation als Rettungssanitäter schon aktiv im Rettungsdienst arbeiten und entsprechend nicht nur wissen worauf sie sich einlassen, sondern direkt am ersten Tag an jeder Einsatzstelle produktiv mitarbeiten können.

Wenn dann die ganzen Rettungsmaßnamen in Fleisch und Blut übergegangen sind, fällt es einem im Rettungsdienst doch sicher einfacher.

Das wäre richtig - wenn man denn in der Pflegeausbildung und der späteren Tätigkeit irgendwelche Berührungspunkte mit der Notfallmedizin hätte. In der Praxis lernen Pflege-Azubis kaum mehr über Notfallmedizin, als im Erste-Hilfe-Kurs. Und hat im beruflichen Alltag überhaupt keinen Bezug dazu.

Sprich, abgesehen von etwas Grundsatzwissen über den menschlichen Körper fängt ein GKP, der Notfallsanitäter werden will, bei 0 an. Entsprechend ist es auch absolut nachvollziehbar, dass praktisch keine Ausbildungsinhalte anerkannt werden können

Ich finde die Leute beim Rettungsdienst schon immer toll :), weswegen ich das gerne machen Würde.

Dann gehe in den Rettungsdienst. Mach' den Rettungssanitäter und einen C1-Führerschein und bewerbe dich um eine Stelle. Nach einem Jahr Berufstätigkeit fängst du an, dich um NFS-Ausbildungsstellen zu bewerben.


HansWurstAtHome 
Beitragsersteller
 02.03.2022, 11:27

Danke für deine Antwort.

Wieso meinst du, ich soll erst den Rettungssanitäter machen? Man kann sich doch auch quasi direkt nach der Schule als Notfallsanitäter bewerben. Oder meinst du, dass meien Chancen dann sehr gering sind?

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HansWurstAtHome 
Beitragsersteller
 02.03.2022, 11:31
@HansWurstAtHome

Bei den Vorausetzungen beim DRK für den Notfallsanitäter steht:

  • Mittlerer Bildungsabschluss (= Realschulabschluss) oder
  • Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Ausbildung von mindestens 2-jähriger Dauer
  • gesundheitliche Eignung zur Ausübung des Berufes
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RedPanther  02.03.2022, 11:55
@HansWurstAtHome

Es gibt offizielle Mindestanforderungen (welche nicht auschließen, dass es weitere Anforderungen gibt!)

und es gibt inoffizielle Auswahlkriterien ;)

Wenn es mehr Bewerber (die alle die Mindestanforderungen erfüllen) als Stellen gibt, ist klar dass man irgendwie schauen muss welche Bewerber am ehesten geeignet sind und am ehesten die Ausbildung auch durchziehen werden. Und dann ist jemand mit Vorerfahrung nunmal besser geeignet als jemand ohne Vorerfahrung.

Und wenn genügend Bewerber mit Vorerfahrung kommen, um die Stellen zu besetzen, ist klar dass jemand ohne Vorerfahrung effektiv keine Chance hat. Auch, wenn das niemand als offizielle Voraussetzung irgendwo hin schreibt.

Und das ist nunmal bei den meisten Rettungsdiensten, die NFS-Ausbildung betreiben, der Fall. Nicht bei allen, es gibt auch Rettungsdienste "irgendwo im Nirgendwo", die nicht von Bewerbern überlaufen werden, weil einfach niemand in der Region wohnt oder wohnen will.

Man kann sich doch auch quasi direkt nach der Schule als Notfallsanitäter bewerben.

Was die Bewerbung "direkt aus der Schule angeht", ist es zwar schön und gut, dass der Gesetzgeber sagt, dass die Ausbildung für Schulabgänger mit Mittlerer Reife gedacht ist und deshalb ab 16 begonnen werden kann... in der Praxis darf ein minderjähriger Azubi aber aufgrund des Jugendarbeitsschutzgesetzes keine normalen Rettungsdienst-Schichten (12 h) mitmachen und kann dementsprechend nicht so ausgebildet werden, wie es die Ausbildungsvorschriften vorsehen.

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umschule / weiterbilden geht nicht

so oder so ist der Notfallsanitäter eine Ausbildung die 3 Jahre dauert


HansWurstAtHome 
Beitragsersteller
 02.03.2022, 07:58

ratgeber-umschulung.de sagt "Eine Umschulung zum Rettungsassistenten bzw. zur Rettungsassistentin ist besonders für Personen geeignet, die bereits eine Ausbildung im medizinisch-pflegerischen Bereich absolviert haben, beispielsweise als Krankenpfleger oder Krankenschwester."

Den Rettungsassistenten gibt es nicht mehr. Das ist jetzt der Notfallsanitäter.

"Rettungsassistent/innen. Der/Die Rettungsassistent/in (RettAss oder RA) war in Deutschland der bisher einzige staatlich anerkannte Beruf im Rettungsdienst. Er wurde ab dem 1. Januar 2014 sukzessive durch den Notfallsanitäter abgelöst, der durch das Notfallsanitätergesetz eingeführt wurde." DRK

Das müsste beim Notfallsanitäter doch jetzt auch gehen

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Melinda1996  02.03.2022, 08:22
@HansWurstAtHome

Nein

genau das ist der unterscheid zwischen Rettungsassi und Notsan.

Es geht nicht mehr und ist eine 3 Jährige Ausbildung.

Selbst ich als Rettungssanitäter müsste diese 3 Jahre nochmal machen.

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