Diplomarbeit: am Thema vorbeigeschrieben. Was tun?

8 Antworten

Sechs Wochen sind ne Menge Zeit, die einem natürlich sehr kurz vorkommen kann, wenn man sich in etwas hinein gesteigert hat.

Ich rate dir also als Erstes, ein oder zwei Tage Abstand von der Arbeit zu nehmen. Treibe ausdauernd Sport, feiere bis spät in die Nacht (Wenn möglich ohne zu großen Konsum von Drogen jedweder Art, Alkohol mit eingeschlossen). Der Hintergrund dieses Ratschlages ist, dass Angst auf physischen Vorgängen in deinem Körper basiert und somit nicht mit Gedankenkraft "weggedacht" werden kann. Wohl aber kann körperliche Anstrengung dem Angstgefühl entgegen wirken.

Als nächstes rate ich dir dazu, dich eines Rückhaltes zu versichern, was geschieht, wenn du durchfällst. Wie würden deine Verwandten und Freunde reagieren? Was würden sie von dir halten? Wichtig ist, dass du sie das beantworten lässt und es dir nicht selbst im stillen Kämmerlein denkst, was sie antworten würden, wenn sie genauso wären, wie du sie dir in deiner Angst ausgedacht hast. Rede also mit Freunden und Familie über deine Angst.

Falls du das aus welchen Gründen immer nicht kannst, sprich mit einem Psychologen darüber. Dafür sind diese Menschen da.

Zu deiner Arbeit schlage ich vor, zunächst einmal zu überprüfen, ob das Desinteresse deines Profs echt ist, oder ob deine Angst dich das glauben macht. Angst ist ja ein fieses Flittchen. Wenn sie einmal da ist, manipuliert sie alles und jeden, um stärker zu werden. Angst schafft Angst!

Ist dein Prof wirklich desinteressiert, sprich mit seinen studentischen Aushilfen und bitte diese um Hilfe oder tritt ihm in seine unapetitliche Körperöffnung, damit er seinen Job macht ;-)

Falls du deine Arbeit wirklich in den Sand gesetzt hast, mache dir einen Leitfaden. Auch griechische Helden haben sich ohne Wollknäuel verloren. Den Minotaurus erschlagen kann jeder. Zurück finden ist das Geheimnis - will heißen: jeder Student KANN eine Abschlussarbeit bestehen. Ob er sie besteht, hängt davon ab, ob er sich von der eigenen Angst und dem inneren Schweinehund leiten lässt oder Herr der Lage bleibt.

Mach dir einen Arbeitsplan! Beginne bei Null und schreibe die wichtigsten Thesen in logisch zwingender Reihenfolge auf. Arbeite sie ab, beginnend mit dem Wichtigsten. So stellst du sicher, dass dir nicht mitten in der Arbeit aufgeht, dass du morgen abgibst und das Hauptkapitel noch fehlt, du anstelle aber 6 Wochen lang eine wundervolle EInleitung geschrieben hast.

Bestehen ist alles! Deswegen ist es das erste Ziel, die Mindestanforderung zum Bestehen so schnell als möglich zu erreichen. Wenn du einmal sicher bist, die knappe 4 in der Tasche zu haben, kannst du dich zur 1 hoch arbeiten! Wenn du nur bis zur 2 kommst, wurscht. Aber wenn du einen Teil auf 2 hast und den Rest auf 6 weil nicht vorhanden, dann ist es wieder die knappe vier :-)

Halte beim Arbeiten Pausen ein. Arbeite keine 14 Stunden am Tag! Das überanstrengt und macht psychisch labil. Esse regelmäßig. Wenn möglich, ritualisiere das Arbeiten, indem du immer auf dem selben Platz sitzt, immer mit demselben Füller schreibst oder so. Rituale geben Sicherheit. Du musst allerdings darauf achten, nicht zu sehr daran fest zu halten. Wenn du den Füller verlierst/der Platz besetzt ist, darf das keine Katastrophe sein!

Ach, und lasse dir einen Ausweg offen!

"Brian: Ich bin nicht der Messias!

Gläubiger1: Ich sage, du bist es Herr, und ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt!

Brian: Aber ich sage es euch doch, ich bin nicht der Messias!

Gläubiger 2: Nur der wahre Messias leugnet seine Göttlichkeit!

Brian: Was? Das ist unfair. Ihr müsst mir doch einen Ausweg lassen! Also gut, ich bin der Messias!

Gläubige: Er ist es! Er ist es! Heil dir Messias!"

  • Monty Python, Life of Brian

Hoffe, irgendwas davon hilft dir.

Viel Glück!


hotguenther 
Beitragsersteller
 02.06.2011, 11:37

Vielen Dank für die nette und hilfreiche Antwort. Ich habe sie gespeichert, damit ich immer wieder drauflinsen kann. :)

0

Du hast doch sicher einen Professor, der dich betreut, Wende dich an ihn und klär mit ihm ab, ob deine Arbeit in Ordnung ist oder ob er Verbesserungsvorschläge hat. Jetzt kann es dir noch helfen!


hotguenther 
Beitragsersteller
 01.06.2011, 22:03

Das habe ich versucht. Er scheint mir einfach sehr desinteressiert.

0

Am Besten, du gehts erst einmalz u deinem Betreuer und sprichst mit ihm darüber und dann findet ihr sicher gemeinsam eine Lösung, wie du weiterverfahren sollst. Kopf hoch, an der Uni, das sind auch nur Menschen, das wird schon!

Es gibt nur zwei Möglichkeiten:

Entweder Titel ändern (Thema dem anpassen, worüber Du tatsächlich geschrieben hast) oder neu schreiben.

Vor allem brauchst Du erstmal Abstand und jemanden, der Deine Arbeit begutachtet. Vielleicht findest Du jemanden bei machdudas? Das ist aber nicht umsonst. Und Du musst schon dazu schreiben, um welches Fach es sich handelt.

Wenn eine Arbeit was taugen soll, dann muss sie klar gegliedert sein!

Also überlege Dir eine Gliederung und setze die Texte dann Schritt für Schritt ein.

Dein Problem ist offenbar, dass Du Dir zuwenig Gedanken über die Struktur Deines Gedankengebäudes gemacht hast, sondern einfach drauflos schriebst.

Zur Wissenschaft gehört aber immer auch Systematik - solange Du das nicht bringst, hast Du nicht die Reife zum Akademiker.


hotguenther 
Beitragsersteller
 02.06.2011, 15:24

"Dein Problem ist offenbar, dass Du Dir zuwenig Gedanken über die Struktur Deines Gedankengebäudes gemacht hast, sondern einfach drauflos schriebst."

Das möchte ich nicht abstreiten. Und ich werde mich bemühen, deinen Rat in Zukunft zubeherzigen. Allerdings hilft er mir in meiner momentanen Situation nur wenig.

Ich brauche keinen Tadel, sondern Hilfe.

0

Ich gehe mal davon aus, dass Du gute Gründe gehabt hast, die Arbeit in eine bestimmte Richtung voranzutreiben und nicht in eine andere, objektiv ebenso denkbare.

Dann geh doch in die Offensive und schreibe in Deine Arbeit hinein, warum Du gerade diese Richtung gewählt hast und grenze sie von anderen Richtungen klar ab. Wenn Du mutig bist, schreibe ruhig auch, dass sich aus den Ergebnissen Deiner Arbeit ableiten lässt, dass die Untersuchung der anderen Richtung eine weitere Untersuchung/Arbeit wert wäre.

Es gibt keine wissenschaftliche Arbeit, die alle Richtungen gleichermaßen abdeckt und zu einem abschließenden Ende bringt - dazu müsste sie unendlich umfangreich sein. Man kann immer nur einen Stück des Weges gehen, wohlwissend, dass es auch noch andere, parallele Wege gibt, dass der Weg noch nicht am Ende ist und dass man den Weg sogar in die umgekehrte Richtung gehen kann.


hotguenther 
Beitragsersteller
 02.06.2011, 11:41

Danke für deine Antwort. Du verfolgst einen klugen Gedanken und hast absolut recht damit. Ich versuche diesen Impuls umzusetzen. Danke.

0