Digital vs. Analog Synthesizer?
Kann mir jemand bitte erklären, was der Unterschied zwischen einem analogen und einem digitalen Synthesizer ist?
Verstehe ich das richtig, ein analoger Synthesizer ist, mit dem ich Klänge modulieren kann, wohingegen ich beim digitalen Synthesizer die Klänge nicht verändern kann, weil diese bereits vorinstalliert sind. Ist das korrekt?
Sehr oft habe ich so Sachen gelesen, dass ein analoger Synth viel wärmer klingt, ein digitaler dagegen kühler. Sowieso bevorzugen viele Künstler einen analogen Synthesizer, aber warum ist das so?
Schön wäre es wenn mir jemand das Basiswissen etwas näher bringen würde, sowie die Vor- und Nachteile eines analogen und digitalen Synthesizers aufzählen könnte, dass Ganze ist für mich als Laien nämlich absolutes Neuland.
4 Antworten
Zunächst möchte ich die amazona.de und bonedo.de empfehlen. Die haben viel für Einsteiger erklärt.
Ein Synth besteht grob aus folgenden Bauteilen:
- Oszillator --> erzeugt Ton
- Filter --> entfernt bestimmte Frequenzen aus Ton
- Verstärker --> bringt gefilterten Ton auf Line-Pegel
Dazu gibt es Hüllkurven, die das Verhalten von Filter und Verstärker beeinflussen, also die Zeit, bis die volle Lautstärke erreicht ist, wie langer ein Ton nach loslassen der Taste nachklingt, etc.
Ich möchte analoge und digitale Synthesizer zunächst bei den Oszillatoren trennen. Analoge Synthesizer haben Oszis, die über Spannungen eine bestimmte Tonhöhe erzeugen (die heißen VCOs) (also z.B. 17,4 Volt ist ein a ich habe keine Ahnung von den realen Werten, das ist nur ein Beispiel). Dann wird eine Schwingung (=ein Ton) über Schaltkreise erzeugt. Dabei gibt es meist die Wellenformen Sägezahn (Saw/Sawtooth), Rechteck (Pulse/Square), Dreieck (Triangle) und Sinus. Für jede Schwingung gibt es einen Schaltkreis, der die dann erzeugt.
Bei digitalen Oszillatoren verwendet man digitale Oszillatoren (DCOs). Dabei können diese auch die üblichen Wellenformen wiedergeben, bloß werden diese digital generiert und nicht über Schaltkreise erzeugt. Andere digitale Synthesizer können auch kurze Tonschnipsel (=Samples) als Klangquelle verwenden.
Du meintest, dass man bei den digitalen Modellen den Klang nicht verändern kann. Dies ist ganz oft nicht der Fall. Bei normalen Keyboards kann man ihn nicht verändern, bei digitalen Synthesizern schon (also nach meiner Definition macht die Editierbarkeit der Sounds den Unterschied).
Der Ton kommt nun in ein Filter, welches zum Beispiel die hohen Teile des Tones reduzieren kann (Tiefpassfilter/Low Pass Filter).
Hier nun ein kurzer Schwenk in die Physik: Jeder Ton (außer Sinustöne) hat noch andere Schwingungen (Ober- und Untertöne). Sinus hat gar keine anderen, Dreieck hat bisschen mehr als Sinus, Sägezahn hat viel mehr als Dreieck und Rechteck hat am meisten. Man könnte die Wellenformen deshalb durch eine Addition von Sinustönen erzeugen ("Fourier-Transformation").
Also: Bei Sinus bringt ein Filter nichts, außer eine Lautstärkenveränderung. Bei allen anderen Wellenformen ändert sich der Charakter des Tons.
Bei Filtern gibt es auch die Möglichkeit, das Filter bei der Cutoff-Frequenz (deutsch: Grenzfrequenz) mitschwingen zu lassen.
Die Filter gibt es auch wieder in analoger Ausführung (als Schaltung) und als digitale Ausführung (Software). Es gibt aber auch digitale Synthesizer, die analoge Filter verwenden (dann bezieht sich digital auf den Oszillator).
Ob du die Sounds verändern/erstellen kannst, ist vom Modell abhängig. Die meisten digitalen Synthesizer lassen dies aber zu.
Nun zur Wärme:
Ein digitaler Synthesizer erzeugt perfekte Schwingungen, die genau die Wellenform abbilden und die Tonhöhe dauerhaft exakt halten. Die Filter arbeiten hier auch sehr genau.
Ein analoger Synthesizer erzeugt keine perfekten Schwingungen. Die entstandenen Schwingungen entsprechen nicht den Bilderbuch-Wellenformen. Die Oszillatoren entwickeln auch ihr Eigenleben. Sie verstimmen sich nach einiger Zeit. So entstehen gerade bei Polyphonen Synthesizern (die mehr als einen Ton gleichzeitig spielen können) "Schwebungen" im Klang. Auch die Filter sind alles andere als perfekt. Auch die Verstärker können übersteuern. Das Unperfekte ist diese Wärme.
Die Vor- und Nachteile von den beiden Gruppen kann man nicht wirklich formulieren. Es kann zwischen zwei analogen Synthesizern dort viel mehr Unterschiede geben als zwischen einem digitalen und einem analogen. Es kommt halt auf die Modelle an.
Korrektur erwünscht
Für Ambient für ich immer polyphon nehmen. Aber auch hier möchte ich Mal wieder auf das Musiker-Board Forum verweisen. Da gibt es in der Kategorie Synthesizer schon einem fertigen Bogen zur Kaufberatung den du ausfüllen musst und schon wirst du dort gute Unterstützung erhalten.
(Man könnte meinen, dass ich von denen bezahlt werde :). Der Ton ist dort ganz nett (besser als im HiFi Forum wo jeder alles besser weiß) und da sind Leute, die wirklich wissen wovon sie reden.)
Danke für den Tipp, werde in das von Dir genannte Foren auf jeden Fall mal reinschauen.
Sehr interessantes Thema, werde mich in die Materie mal ein bisschen einlesen, bin in Sachen Musikinstrumente nämlich nicht so versiert.
Ein analoger Snthesizer ist viel wahrscheinlicher polyphon als ein digitaler. Beim digitalen ist das wohl durch die Verarbeitungsbandbreite begrenzt, der Endklang muss ja schon digital gemixt werden.
Nein, die meisten (oder sogar alle) digitalen sind polyphon. Um Analoge Synths polyphon zu bekommen braucht man Frequenzteiler oder mehr (teure) Oszillatoren.
Schau mal hier: Hier sieht man einen alten analogen Moog-Synthesizer aus dem Jahr 1968 in Aktion. https://youtu.be/Fmie7MCsecI Dann hat man eine Vorstellung davon wie man einen analogen Synthesizer damals bediente.
Danke für das aufschlussreiche Video!
Ein Video sagt mehr als tausend Worte, schon weil ich mir als Laie nichts darunter vorstellen konnte, Dank dem Video jetzt schon.
Ich arbeite selbst mit analogen und digitalen Synthesizern. Ganz einfach auf den Nenner gebracht : ein digitaler Synthesizer erzeugt alle Klänge rein rechnerisch und ein analoger Synthesizer per Hardware, also elektronischen Bauteilen.
Unter den Fachleuten gibt es einen erbitterten Streit, was "besser" klingt. Aufgrund der rasanten Entwicklung der CPUs höre ich kaum noch einen nennenswerten Unterschied zwischen den beiden Technologien, zumal das Ausgangssignal spätestens als CD oder MP3 sowieso digital gewandelt wird.
Ich nutze inzwischen nur noch digitale Synthesizer, weil sie preislich um Faktoren günstiger sind. Es gibt auch digitale Synthesizer zum "Stöpseln", z.B. "Bazille" von der Firma UHE www.thomann.de/de/u_he_bazille.htm
Da stehen sich dann 120 Euro gegen 3000 Euro für einen analogen gegenüber ...
Ein Nachteil der analogen Synthesizer ist die Frage nach Ersatzteilen bei einem Defekt, ganz zu schweigen vom Reparaturaufwand. Das einzige, was für analoge Synthesizer spricht, ist die Haptik, also dass man die Stellknöpfe anfassen kann, während die bei einem digitalen mit der Maus bedient werden.
Ausserdem sind viele analoge Synthesizer monophon bis maximal 4-stimmig. Bei einem digitalen Synthesizer setzt hier nur die verwendete CPU die Leistungsgrenzen.
Danke für deinen hilfreichen Comment.
Gerade mal auf deinen Link geklickt, ein bisschen auf der Seite gestöbert. Da gibt es echt preiswerte Synths. Ziehe in Betracht mir eventuell einen Synth zu kaufen. Vorher würde ich so ein Gerät selbstverständlich testen, mich für ein günstiges Modell entscheiden.
'Sowieso bevorzugen viele Künstler einen analogen Synthesizer.'
Ob analog oder digital: Der Kunst droht ein grausames Ende.
Danke für deinen informativen und aufschlussreichen Kommentar, weiß deine Mühe wirklich zu schätzen!
Spiele übrigens mit dem Gedanken mir einen Synthesizer zu kaufen. Gerne würde ich meine eigenen Tracks (Stil Aphex Twin, Autechre, ambientartige Songs mit Soundscapes, aber auch Gabba mit dunklen Flächen, Drum & Bass etc.) basteln, denn es würde mir großen Spaß bereiten mit Sounds und Beats zu experimentieren.