Deutschland hoch und runter - ist die Sprache kartenorientiert?

4 Antworten

Ich denke schon, dass das etwas mit der Orientierung der Karten (und mit der Orientierung des Magnetfeldes) zu tun hat. Man sagt ja auch "Im hohen Norden" - im Gegensatz zu "Im tief(st)en Süden". Und auf einem Globus ist die Nordhalbkugel eben auch dessen obere Hälfte. Ebenso, wie Kompassnadeln, die sich nach Norden ausrichten, nach vorne bzw. oben zeigen. Und weil auf der Nordhalbkugel schon immer deutlich mehr Menschen leben, weil sich die Landmassen eben dort konzentrieren, hat sich deren Sichtweise auf den Planeten mehr oder weniger natürlich durchgesetzt.

JWDHF 
Fragesteller
 29.04.2024, 21:20

Das mit dem Globus wird wohl die Antwort sein, denn den gibt es schon lange. Meine Idee ist wohl zu lokal (2 D) betrachtet, aber global (3 D) gesehen ist das Meer von München aus oben. Die Sprache hat als Mass die Erde als ganzes genommen.... Danke!

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Ja, ich denke, dass sich die heutige deutsche Sprache schon recht stark an der Landkarte orientiert. Und Landkarten werden normalerweise "genordet", d.h. der Norden ist "oben". Eine interessante Frage wäre, ob das im Mittelhochdeutschen auch schon so war oder nicht.

Der Begriff "im hohen Norden" findet sich aber auch im Schwedischen "i högan Nord". Im Finnischen bedeutet "pohjoinen" nördlich, allerdings ist dort - im Gegensatz zu den germanischen Sprachen - "pohja" der Grund, der Boden eines Behälters, das Fundament, also der unterste Teil von etwas. Die Komi in Russland singen aber "ylin ylin vojbylyn" = "oben oben im Norden" (vgl. finnisch yli = über). Wie das früher dort war, weiß ich nicht.

In den gälischen Sprachen ist der Norden "unten" (also im gälischen Irisch und im gälischen Schottisch), d.h. es gibt dort nicht "rechts" und "links" wie bei uns, sondern nur die Begriffe, die dies stets an der - immer im Bewusstsein gehaltenen - Richtung "Nord" = "unten" orientieren. Menschen, die Gälisch als Muttersprache hatten, sollen angeblich noch als Erwachsene Probleme mit Anweisungen nach dem Muster "to the right" oder "to the left" haben.

Im Arabischen denkt man jedoch anders, der Blick geht gen Osten, in Richtung des Sonnenaufgangs, der Süden liegt also "rechter Hand". Somit ist "Benjamin" der Sohn der rechten Hand oder Sohn des Südens ("Jemen/Jamin" = Süden, und der Jemen liegt von Mekka aus gesehen im Süden). Der Norden liegt dort also "links".

Das ist also von der Sprache abhängig, und womöglich auch davon, von welcher Zeit wir sprechen.

Es gibt dazu tatsächlich Dialektbezogen regeln aber die sind z.b. im bayrischen sehr kompliziert und heute kennt die auch kaum noch wer aber wenn du da Interesse hast es gibt z.b. Podcasts dazu oder auch Menschen die das erforschen und Bücher drüber schreiben

Ich glaube im bayrischen kommen da viele Faktoren zusammen wie Höhe der Orte aber es kann auch mal um die Größe gehen

Man sagt: hoch zur Nordsee. Aber bei Flüssen würde ich das nie sagen. In Fließrichtung ist "runter". Egal wie rum die Karte liegt und in welche Himmelsrichtung der Fluß fließt.