Der Sieger schreibt die Geschichte? :D

3 Antworten

Es gibt ja die berühmte Anekdote über Alexander dem Großen, der einen Piraten zum Tode verurteilte, worauf dieser (sinngemäß) zu ihm sagte: "Du machst die ganze Welt mit deinen Kriegen unsicher, aber weil du eine riesige Flotte hast und dadurch ein mächtiger Mann bist preist man dich einen Eroberer. Ich mache die See unsicher aber weil ich nur ein Schiff habe schimpft man mich einen Banditen."

Jeder Mensch hat seine eigene Meinung zu einem Ereignis, aber die Meinung des Stärksten und Mächtigsten setzt sich in der öffentlichen Wahrnehmung als Art "Leitmeinung" durch, die alle als solche anzuerkennen haben womit der oder die "Mächtigen" bzw Machthaber auch eigene Interessen verknüpfen.

In Indonesien z.B. wurden in den 60er Jahren zahllose Massaker an völlig unschuldigen Menschen verübt. Und weil die Mörder von damals heute noch an der Macht sind lassen sie sich als Helden feiern, anstatt dass sie als Kriegsverbrecher verurteilt wurden.

Genauso die Nazis in Deutschland - eben weil sie die Macht hatten ihre Sicht der Dinge durchzudrücken, während man sie im Ausland richtigerweise als dreckige Verbrecher sah. Und hätten die Nazis den 2. WK gewonnen und wären heute noch an der Macht, würde Hitler in den Schulbüchern wahrscheinlich als Held gepriesen werden.

Übrigens glaube ich aber nicht, dass deine Lehrerin mit ihrer Aussage so Recht hat. Die Geschichtswissenschaft ist hier meistens eine neutrale Angelegenheit, so viel anders kann man die Ereignisse von damals auch nicht interpretieren. Also es stehen jetzt keine Lügenmärchen im Geschichtsbuch.

Problematisch ist es, wenn Historiker ganz verschiedenen Ideologien angehören, also ein kommunistischer Historiker wird manche Ereignisse ganz anders einordnen und interpretieren als meinetwegen ein Zionist, oder ein Demokrat oder ein Anhänger einer faschistischen Ideologie.

Das ist eine beliebte Behauptung, die aber nicht stimmt. Gerade was die Geschichte des Ersten Weltkriegs anbelangt, bin ich der Meinung, haben die Verlierer sehr viel Einfluss auf das heutige Geschichtsverständnis und die Kriegsschuldfrage erfolgreich zerredet. In der Zwischenkriegszeit beschäftigten sich viele Deutsche Historiker damit, die Kriegsschuldthese zu widerlegen.

Sicher, inder Antike, da gab es wohl von den Verlierern nicht viel geschriebenes, in späteren Phasen war es ähnlich. Andererseits kann man Jesus Christus als "Verlierer" betrachten und er hat Geschichte geschrieben wie kein anderer.

Die entscheidende Frage ist, inwieweit der Sieger tatsächlich die Geschichtsschreibung der verlierenden Seite beeinflusst - das ist oft nicht gegeben.

Hier wird das auch diskutiert: http://geschichte-forum.forums.ag/t530-schreiben-sieger-die-geschichte#5089

Jein. Die Sieger würden sich ja bestimmt nicht als Kriegstreiber in Geschichtsbüchern schreibern lassen, egal welche Übel sie verrichtet haben (UdSSR mit ihren Arbeitslagern waren auch nicht das humanistische). Hätten die Mittelmächte gewonnen, dann würde Frankreich heute als Schwächlinge in den Büchern geschrieben stehen und die Deutschen würden sich auf dem hohen Ross setzen. Die Historiker sind neutral, zumindest meist. Es gab mal ein russischer Historiker, der mal die Ermordeten in den Arbeitslagern (UdSSR) und KZs (Nazi-Deutschland) zusammengezählt hat. Dabei kam heraus, dass in den Gulags mehr umgekommen sind, als in den KZs. Die Sowjets brachten ihn unverzüglich zum Schweigen, indem sie ihn eingesperrt haben, wird zumindest so gemunkelt. Ich habe davon mal gehört, aber nicht weiter recherchiert. Kann auch ein Gerücht sein, dass den Mann überhaupt gab (sehr wahrscheinlich). Es ist gutes Anzeichen dafür, dass die Sieger sich nicht so schlecht gegenüber der Verlierer gestellt wird. Dennoch war dieses systematisches Ermorden schlimmer als jedes andere. Ich könnte weiter schreiben, aber deine Frage wurde beantwortet.