Der Lindenbaum-Interpretation

2 Antworten

Du verstehst das Gedicht besser, wenn du es im Zusammenhang mit den anderen Gedichten der "Winterreise" liest. https://de.wikipedia.org/wiki/Winterreise

Ein paar Gedanken: 1823, als das Gedicht entstand, war alleine das Wort "Winterreise" eine Provokation. Im Winter reiste man nicht, das war viel zu gefährlich.

Man konnte damals ja nur per Kutsche reisen - wenn man Geld hatte. Wer keins hatte, musste zu Fuß gehen. Stell dir vor, wie jemand im klammen Wollmantel (es gab noch keine Regenmäntel aus Gummi) und mit durchnässten Lederstiefeln durch den Schnee stapft. Wenn der in einer einsamen Gegend ausrutscht und sich den Knöchel verstaucht, bedeutet das den Tod durch Erfrieren.

"Der Hut flog mir vom Kopfe, ich wendete mich nicht". Er geht ohne Hut weiter - wie verzweifelt muss man sein, wenn man im Winter ganz allein und ohne Hut eine Reise zu Fuß antritt!

Der Held der Geschichte hat seine Liebste verloren, sie wird einen anderen heiraten. Er will nur eins - weg aus der Stadt. Beim Vorbeigehen am Lindenbaum kommen die Erinnerungen an frühere, bessere Tage wieder hoch. Aber er kann nicht bleiben.