Hilfe bei Gedicht von Rilke?

1 Antwort

Ich bin nicht der Typ Vorkauer, aber ich biete Dir an, dieses Gedicht gemeinsam mit Dir zu erarbeiten, und zwar so, wie ich bei Gedichten vorgehe: in drei Schritten. Zunächst assoziiere ich, ohne auf sprachliche Mittel oder Form zu achten. Es geht um eigene Ideen, das eigene Verständnis beim ersten Lesen. Dann analysiere ich, und dabei bleibt der Inhalt eher außen vor. Zu der Königsdisziplin, die Interpretation, kommt es meiner Meinung nach in der Schule gar nicht - da werden oft einfach nur die Ergebnisse der formalen und der sprachlichen Analyse aufgezählt und die eigenen Assoziationen als Interpretation hingestellt. Bei einer Interpretation werden jedoch das eigene Verständnis und die Ergebnisse der Analyse miteinander verknüpft.

Zu A: Assoziationen:

  • Was denkst Du zu diesem Gedicht?
  • Was von diesem Gedicht verstehst Du?
  • Worum geht es Deiner Meinung nach?
  • Nenn mal Schlagworte. In Beziehung setzen kann man die später.

Zu B: Formale und sprachliche Analyse:

Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht.
Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht,
und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.
Und machst du nachts deine Stube licht,
um Menschen zu schauen ins Angesicht,
so musst du bedenken: wem.

Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt,
das von ihren Gesichtern träuft,
und haben sie nachts sich zusammengesellt,
so schaust du eine wankende Welt
durcheinandergehäuft.
Auf ihren Stirnen hat gelber Schein
alle Gedanken verdrängt,
in ihren Blicken flackert der Wein,
an ihren Händen hängt
die schwere Gebärde, mit der sie sich
bei ihren Gesprächen verstehn;
und dabei sagen sie: Ich und Ich
und meinen: Irgendwen.

  • Wie viele Strophen?
  • Sind die Verse regelmäßig?
  • Sieh Dir das Markierte an und schreibe in Buchstaben, welche Zeilen sich reimen. Beispiel Strophe 1: a a b c c b. Zweite Strophe Du, beginnend mit d.

Das sind natürlich nur erste Fragen, aber irgendwo muss man ja anfangen ;))