Denkt ihr, ihr könnt auch von jüngere Menschen lernen?

19 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn man bereit ist was (neues) zu lernen, dann sollte das Alter keine Rolle spielen und man sollte diesbezüglich offen sein und keine Eifersucht zeigen, dass bspw jemand jüngeres besseres Wissen als man selbst besitzt.

7veren⁷

Man kann von jedem Menschen lernen. Das Alter spielt dabei überhaupt keine so große Rolle. Jeder Mensch hat persönliche Erfahrungen, die andere möglicherweise noch nicht gemacht haben, und dies tw. auch schon in sehr jungem Alter. Und jeder Mensch hat eigene Ideen, die mitunter so gut sind, dass sie auch für (wesentlich) Ältere hilfreich sein können. Voraussetzung für das Lernen ist vielmehr die Bereitschaft, Tipps und Ratschläge - auch von Jüngeren - anzunehmen und sich nicht kategorisch dagegen zu versperren, nur weil die ja jünger sind. Ich habe schon oft etwas von Jüngeren gelernt. Meine Eltern hingegen wären wahrscheinlich aufgeschmissen, wenn ich ihnen z.B. nicht immer wieder bei der Einrichtung ihrer Handys helfen würde. Das nur mal als Beispiel.

Von Experte rotesand bestätigt

Durchaus.

Finde es stets bemerkenswert, wie unvoreingenommen und offen Kinder Menschen begegnen, denen sie begegnen.

So auch die Tochter meiner Kollegin, ein wahrer Sonnenschein.

"Die verbraucht die Menschen so, wie sie sind!" - sagte die Kollegin.

Da könnten sich manche Erwachsene eine Scheibe von abschneiden...


rotesand  04.01.2024, 13:42

Das stimmt.

Zu viele Lebenserfahrungen sind auch nicht immer gut, sie können einem als ganz schön im Weg stehen.

ColleenChambers  04.01.2024, 13:48
@rotesand

ja, oder?

ich meine, wer kann schon von sich sagen, dass er WIRKLICH unbelastet und neutral-fröhlich an "egal welche" Menschen heran tritt...?

Die meisten Leute stecken schon in irgend einer Schublade drin, bevor sie mit dem Händeschütteln fertig sind...

Schön, dass wir dazu lernen - aber auch schade, dass wir die gespeicherten Daten nicht wirklich ignorieren können!

rotesand  04.01.2024, 13:56
@ColleenChambers

Ich versuche es zumindest und urteile erst über einen, wenn ich ihn wirklich kenne - aber es stimmt schon: Oft hat man Vorurteile, wenn man jemanden sieht, weil man an bekannte Personen der angenehmen oder unangenehmen Art denkt. Ich bin aber keiner, der irgendwie über Outfits Rückschlüsse zieht - weil ich weiß, wie es ist ... ich war Mitglied einer Emo-/Manga-/Gothic-Clique, die es heute im Grunde immer noch gibt und wir standen oft unter Beobachtung, obwohl wir friedlicher und toleranter waren als viele andere. In der Freizeit renne ich als heute noch so rum (siehe mein Profilfoto, das bin ich selber) und ich weiß, dass ich in meiner Heimatstadt mit der Kleidung "unseriös" wäre bzw. wahrscheinlich auch als so angesehen werde. Ist mir zwar egal, aber es ist bezeichnend.

aber auch schade, dass wir die gespeicherten Daten nicht wirklich ignorieren können!

Viele Erfahrungen, die ich gemacht habe waren zwar wertvoll gerade in meiner Zeit als Gemeinderat usw. - aber ohne sie würde es mir heute besser gehen.

ColleenChambers  04.01.2024, 16:42
@rotesand

Das "unter Beobachtung stehen" ist als Jugendlicher ganz sicher etwas ganz anderes als im Grundschulalter.

Da war ich zwar nicht in Sachen Look / Mode einer Randgruppe zugehörig, aber aufgrund der Startschwierigkeiten in Sachen deutsche Sprache "auffällig".

Gab aber nie hässliche Szenen oder Gelächter, wenn mir ein Wort fehlte oder ich in der Grammatik daneben lag :-)

Aber das alles 10 Jahre später erleben müssen - wäre ganz sicher weniger reibungslos verlaufen...

Und gerade in Deiner "Emo-Phase" warst Du in einem Alter, wo Äußerlichkeiten sehr viel zählen.

Da finden sich Gruppierungen nur aufgrund der modischen Orientierung! Später stellen die Menschen dann fest, dass sie gar nicht zusammen passen und knüpfen andere Freundschaften.

In dieser Richtung war ich immer "neutral" bis unmodern.

Das Geld für super-tolle Kleidung war nicht da und wir Kinder hatten begriffen, dass es wichtiger ist, überhaupt etwas zum anziehen zu haben, als den Fokus auf Markenklamotten zu legen.

Aber auch trotz dieser Jugend, wo wir gelernt haben, dass Äußerliches nicht viel zählt, kann ich mich gegen gewisse Einstufungen nicht wehren.

Oder vielleicht genau deswegen - weil ich miterlebt habe, dass besonders gestylte Menschen so viel Wert auf Dinge legen, die nicht wichtig sind und oberflächlicher sind...

Ich weiß auch nicht, ob Kinder heute gegenüber Kindern "damals" noch genauso unbelastet sind. Einige laufen ja schon in der Grundschule rum wie Modepuppen.

Aber das muss ja nicht immer so bleiben.

Als Gemeinderat hattest Du ganz sicher ein anderes Outfit als in der Gothic-Phase^^

rotesand  04.01.2024, 16:59
@ColleenChambers
Und gerade in Deiner "Emo-Phase" warst Du in einem Alter, wo Äußerlichkeiten sehr viel zählen. Da finden sich Gruppierungen nur aufgrund der modischen Orientierung! Später stellen die Menschen dann fest, dass sie gar nicht zusammen passen und knüpfen andere Freundschaften.

Sagen wir es mal so - in dieser Gruppe war das ganz besonders. Man war sich menschlich sehr ähnlich, stammte durchweg aus problematischen Familien, man hat sich gegenseitig gestützt und gehalten, es gab auch Parallelen bei den Interessen, beim Musikgeschmack ... wir hatten uns irgendwie gesucht und gefunden. Die Runde besteht heute generell immer noch sogar als WhatsApp-Gruppe, aber man wohnt nicht mehr im selben Umkreis und sieht sich nicht mehr so oft.

Aber auch trotz dieser Jugend, wo wir gelernt haben, dass Äußerliches nicht viel zählt, kann ich mich gegen gewisse Einstufungen nicht wehren.

So war es bei mir in der Grundschule, in der Realschule war es dann genau andersherum und da war ich der bildungsferne Loser, dem man seine provinzielle und einfache Herkunft anmerkte, der die angesagten Kleidungsmarken nicht mal dem Namen nach kannte, der in der Hauptsache mit der Familie oder Freunden verkehrte, der nie einen Fuß in die teuren Hotels auf den Dörfern gesetzt hatte, der nie im Ausland oder im Skiurlaub war und zur bekannten Keksmischung "Belvedere" nicht "Bell-we-der", sondern in Lautschrift "Bel-ve-de-re" gesagt hat, weil ich nicht wusste, wie man das ausspricht und alle lachten im Chor. Ich höre heute noch die beleidigenden Spottreime.

Ganz vergessen habe ich das nie; ich war der einfache Typ, der deutsche Schlager gemocht hat und lustige Kinderlieder, der gern Zeichentrickserien, die Astrid Lindgren Filme und "Forsthaus Falkenau" und "Unser Charly" sah, sonntags mit dem Opa in den Wald ging und in normaler Kleidung von Aldi usw. rumlief - und die anderen waren die "Coolen" mit ihren Superfamilien mit fetten Häusern in der Siedlung am Berg über dem Krankenhaus, wo zwei neuwertige große Autos vor den neuen Häusern standen, und wir hatten "nur" einen Opel Senator, der zehn Jahre alt war und wohnten in Miete. Wenn wir essen gingen, dann im Kaiser oder im Grünen Baum, aber so oft gingen wir nicht essen, weil wir lieber daheim in der Familie waren. Die anderen gingen sonntags geschlossen in die Kirche und die coolen Supermütter bedienten dann beim Kuchenverkauf der Frauengemeinschaft und dann ging es in ein feines Restaurant, wir aßen daheim und waren nicht in der Kirche und die Frauengemeinschaft ... ich glaube, wir wussten gar nicht, dass es so was überhaupt gibt, weil es so unwichtig war.

Ich bekam immer gezeigt, dass ich provinziell und bildungsfern sei, auch von Lehrern, obwohl meine Noten gut waren. Erst ab der achten Klasse wurde ich selbstbewusster, wahrscheinlich auch durch meine erste Freundin Katja und ein paar gute Lehrer und meinen besten Kumpel, dessen Einfluss dann immer stärker wurde - ich habe heute den Eindruck, ich blieb mir treu.. nur zur Info ----> eben höre ich bewusst einen alten Song von Andreas Martin. Den Sänger kannte ich schon in meiner Kindheit in den 90ern und ich finde ihn immer noch gut.

Bei den Mädchen bin ich damals sehr gut angekommen, sogar bei den "Coolen", das wunderte mich immer, aber ich war halt wirklich der Typ, mit dem man immer reden konnte, keinen Dünkel hatte und niemanden wegschickte, ich war kein Angeber. Aber das war irgendwie so ambivalent, es war suspekt.

Letztes Jahr war ich beim Klassentreffen dennoch der, der was Solides aufgebaut hat und sich alle Jugendträume erfüllt hat gegen sehr rauen Wind. Und darauf war ich irgendwie fast stolz, obwohl es mir indirekt unangenehm war, weil ich immer der ganz einfache Typ von nebenan sein werde, der gern in den Wald geht.

Oder vielleicht genau deswegen - weil ich miterlebt habe, dass besonders gestylte Menschen so viel Wert auf Dinge legen, die nicht wichtig sind und oberflächlicher sind...

Genau das habe ich in meiner Clique gemerkt, wenn ich spürte, wie andere auf uns reagiert haben und wie oberflächlich, materialistisch und banal die waren und wie wenig die eigentlich verband - denen waren wir menschlich haushoch überlegen und sind es immer noch. Ich glaube nicht, dass die "Coolen" von damals immer noch miteinander reden und telefonieren und sich besuchen.

Als Gemeinderat hattest Du ganz sicher ein anderes Outfit als in der Gothic-Phase^^

Teilweise :-). Ich musste mich zunächst "verkleiden", aber das war mir mit der Zeit zu doof - als ich dann wieder ich selber war, hielten mich andere für unseriös, aber ich war wenigstens wieder ich selber!

ColleenChambers  04.01.2024, 17:58
@rotesand

Da hast Du echt viel erlebt und mitgemacht...

Ich glaube, es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben.
Wenn man seinen Stil (nicht nur in Sachen Kleidung) gefunden hat und sich nicht von jedem Trend beirren lässt, von jedem reinreden oder gar veräppeln - dann kann man nicht verlieren.

Gerade Klassentreffen sind so eine "zeigen was man hat"-Versammlung, wo es beinahe Pflicht ist, andere zu übertrumpfen.

Das Treffen vor 5 Jahren habe ich noch besucht, dieses Jahr habe ich es ausgelassen.

aus gutem Grund...

Mein damaliger Freund war vielen noch bekannt, weil ich schon zu Schulzeiten mit ihm zusammen war.

Dem hatte ich allerdings wenige Monate zuvor die Fahrkarte gegeben, weil er so karrierebesessen war und sein Ding durchgezogen hat, ohne auch nur zu fragen, welche Rolle ich dabei spiele und ob ich überhaupt bereit war / gewesen wäre, mit ihm in den Süden zu ziehen. Lange Geschichte...

Auf dem Klassentreffen zählte das alles nicht. Ob mich meine Familie gerade gebraucht hat, ob ich irgendwo in Bayern leben möchte, was aus MEINEM Job wird... Da wurde ich nur für blöd erklärt, dass ich diesen tollen Typen habe sausen lassen, der so viel Geld hat (hat er tatsächlich...) und so ein Vorzeige-Schwiegersohn ist, dass man sich nichts besseres wünschen kann.

Äh, hallo...?

Ich hatte wenig Lust, diese Gespräche noch einmal zu führen.

Komm, ich bestaune noch mal Deine Perlenkette und Dein schickes Cabrio, aber dann muss ich leider wieder los!

Und weg.

Ich sehe sie da noch alle rumstehen, die blöden Hühner in ihren feinen Kostümen mit Sektglas in der Hand.

"Also, wir haben jetzt ein Steuerbüro mit 12 Angestellten und nebenbei ist mein Mann ja noch an der Geflügelzucht von seinem Bruder beteiligt..." ach, was haben wir viel Geld und ein Bilderbuch-Jet-Set-Dasein...!

Und zwei Jahre später hat ihr Mann sie so verprügelt, dass sie im Krankenhaus lag. Alkohol, fremdgehen, ... ja, läuft super bei dir!

Aus meiner Schulzeit, die ja nun gerade mal etwa 10 Jahre her ist, habe ich noch einen einzigen echten Kontakt.

Der Rest kann gerne da bleiben, wo er ist.

Ist allerdings nach meinem Umzug vom Raum Hannover ins Münsterland auch wesentlich einfacher, da einen Strich drunter zu machen. Man läuft sich nicht mehr über den Weg oder begegnet sich ungewollt bei Veranstaltungen...

Ich hatte nie das Bedürfnis, irgendwo mithalten zu müssen.

Wenn andere das Leben im Luxus brauchen und es sich leisten können: prima.

Ich bin weder neidisch noch traurig, sondern zufrieden mit dem, was ich habe - auch wenn es nicht viel ist.

Ich bin nicht mal schadenfroh, wenn einer von den erfolgreichen Gewinnertypen so richtig am Boden ist, wie einer aus meinem Jahrgang, der super viel Geld gemacht hat in der Modeschmuck-Branche - dann kam Corona und seine Haupteinnahmequelle, der Karneval, hat für 2 Jahre aufgehört zu sprudeln...

Und trotzdem (oder deshalb?) bin ich bei solchen Treffen im Brennpunkt und alle haben das Recht, an meinem Leben herum zu kritisieren und zu befinden, dass ich es ja wirklich nicht zu viel gebracht habe??

Ja, kann sein, dass ich mit meinem 20 Jahre alten Polo etwas dumm auffalle zwischen euren dicken Kisten - aber mein Auto ist BEZAHLT.

Hm, ich sollte mich besser etwas einbremsen - erstens geht das alles ja nicht jeden was an (aber jeder kann es lesen^^) und zum anderen verpasse ich sonst den Feierabend.

Liebe Grüße!

Grundsätzlich ja, aber man muss dazu bereit sein - und das kann nicht jeder: Erwachsene sind oft auf unmöglichste Weise von sich überzeugt und eingenommen und gehen nach dem Motto vor, dass jeder, der jünger ist "noch soooo viel lernen muss" - das ist Quatsch.

Ich (33) habe über die Feiertage unter anderem Besuch von meiner Cousine (22) gehabt, die einen zwar durch ihre fast überschwänglich heitere und unbeschwerte Art (aber so ist sie) manchmal herausfordert - aber durch diese ich sage mal "Leichtigkeit des Seins" kann man auch lernen, manche Sachen lockerer zu sehen nach dem Motto ... wird schon werden; komm ich heute nicht, komm ich halt morgen. Und in dem Sinne muss ich sagen, dass sie mir schon geholfen hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

norbertk62  04.01.2024, 13:45

In diesem Fall stimme ich dir zu.

Beides. Die meisten Leute wollen nur nicht, dass ein Jüngerer etwas besser weiß und lehnen diese Aussagen dann immer ab.

Ein großes Problem wenn man jugendlich ist und man nicht für voll genommen wird.

Egal wie recht man hat...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung