Darf ein 1.Klasse-Zeugnis so schlecht sein?
Hallo zusammen!
Mein Sohn ist im Sommer eingeschult worden. Er hatte von Anfang an Probleme sich einzuleben, weil er die Kinder noch gar nicht kannte. Die ersten Wochen wars so schlimm, dass er schreiend die Nacht wach geworden ist, weil er solche Bauchschmerzen hatte. Ich hatte deswegen auch ein Gespräch mit der Schulleiterin und der Lehrerin, die mir aber sagten, dass er immer freundlich ist und ihm überhaupt nix anzumerken ist, warum er nicht in die Schule will. Aber nach einigen Wochen gings dann..er sagte dann zwar immer, ihm ist langweilig in der Schule und er möchte viel lieber wieder in den Kindergarten, damit er da spielen kann, aber das geht nun mal nicht. Im Elterngespräch wurde mir gesagt, dass er eigentlich alles kann, aber dass er extrem überheblich und "hinterlistig" ist und dass er mit seinem Banknachbar nicht klar kommt (mittlerweile sitzt er alleine und findet das sehr viel besser). Die Wochen vergingen..mittlerweile geht er ganz gern in die Schule..glaubte ich zumindest...Wenn ich ihn fragte, wie es in der Schule war, sagt er immer gut. Jetzt aber kam die Halbjahresinformation und ich bin echt geschockt, wie man sowas in das allererste Zeugnis schreiben kann, zumal die Lehrerin wusste, wie schwer ihm die Eingewöhnung fiel.
Hier der Text:
"XXX ist ein höflicher und wissbegieriger Schüler. Die Eingewöhnung in die Schule fiel ihm schwer. Er hat seinen festen Platz im Klassenverband noch immer nicht gefunden. Ihm fällt es schwer, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche hinter denen der Gruppe zurückzustellen. XXX muss noch lernen, hilfsbereiter zu sein und sich nicht in den Vordergrund zu stellen. Tagesformabhängig ist er nicht jederzeit zur Zusammenarbeit mit Schülern und Lehrern bereit. XXX versteht es nur selten, seine sehr guten Vorkenntnisse in den Unterricht einzubringen. (Anm.: dieser Satz ärgert mich am meisten, weil sie aus was Positivem gleich wieder was Negatives macht) Das Erlesen von bekannten exten fällt ihm sehr leicht. Er kennt alle erlernten Buchstaben und die dazugehörigen Laute. Auch formähnliche Buchstaben unterscheidet er sicher. Beim Drucken der Buchstaben hält er das Zeilensystem meist ein und schreibt formgetreu. XXX kann aus Wörtern alle Laute sicher heraushören und erfasst viele Wörter bereits ganzheitlich. Im Fach Mathematik beherrscht XXX die Grundaufgaben bis 10 und kann sie auch in Analogieaufgaben anwenden. Die Zahlen bis 20 kann er fehlerfrei schreiben, benennt Vorgänger/Nachfolger und vergleicht die Zahlen miteinander. Logisch und verständlich beschreibt er die Rechenwege. Bei schriftlichen Aufträgen arbeitet er zu langsam. Durch eine kontinuierliche und motivierte Arbeitsweise könnte XXX schnell zur Leistungsspitze der Klasse gehören. In den Fächern Sport, Kunst, Werken und Musik zeigt XXX viel Spaß und Einsatzfreude."
Seine Leistungen sind ja sehr gut...das ist ja nicht das Thema. Aber die obigen Negativformulierungen in der 1. Klasse?!? Find ich absolutes No Go. Gruß
18 Antworten
Ich sage Dir ganz ehrlich; es ist mittlerweile nichts Neues mehr. Heutzutage werden die Kinder schon wie Erwachsene behandelt. solche Texte und Bewertungen gab es zu meiner Zeit ganz bestimmt NICHT. Es ist einfach nur noch traurig, aber leider die heutige Realität. Solch ein Zeugnis sehe ich leider nicht zum ersten Mal und ich kann Dir versichern, Du bist nicht die Einzige die das schockierend findet.
Das absolut nichts damit zutun. Das ist mehr als nur Schwachsinn was Du da schreibst.
Ich kenne solche Zeugnisse auch Kindern mit Geschwistern. Das ist einfach Charakter. Und auch mit der Hilfe von Eltern haben sich die sozialen Fähigkeiten bis zu 4. Klasse nicht geändert. Trotzdem hat das Kind eine Empfehlung fürs Gymnasium. Bleibt die Beurteilung aber bis zu 4. Klasse so, dann wird das Kind ab der 5. Klasse von neuen Lehrern eher "unter die Lupe" genommen und das ist nicht unbedingt vorteilhaft. Aus dem Grund sollte man versuchen die sozialen Fähigkeiten in den nächsten 4 Jahren aufzubauen.
Richtig genau! Wenn ich mein eigenes Zeugnis von früher entgegen halte, dann kann ich sowas erst recht nicht nachvollziehen. Klar, ist er eine eigenständige Person, aber wie gesagt in der 1. Klasse sowas zu schreiben, finde ich echt krass.
Meine Schwester ist auch Lehrerin und sie kann einige Kollegen nicht verstehen, genau aus denselben Gründen. Die Sache ist einfach nur, laut der Meinung meiner Schwester, dass immer mehr "falsche" Leute diesen Beruf ausüben. Zu wenig Geduld, umso mehr Erwartungen. Es ist völlig normal, dass das Kind nicht direkt "Lust" auf alles dort hat oder mit jedem klar kommt. Das tut niemand. Ich würde mit den Lehrern sprechen.
ich finde es besser wenn man gleich die Wahrheit sagt. Eltern und kinder müssen auch mit Kritik leben können. Bei meienm Sohn, der auch in der ersten Klasse ist, gibt es auch Eltern die damit schwer umgehen können. Ich finde es so besser.
Es kann dadurch auch besser an den schwächen gearbeitet werden.
Noch schlimmer ist es, wenn die Kinder in der Schule nicht gut sind, und die Eltern die Schuld immer bei den Lehrern suchen.... (schockierend finde ich das überhaubt nicht)
Ich finde das Zeugnis eigentlich gar nicht schlecht. Schließlich werden Deinem Sohn gute Leistungen bescheinigt.
Allerdings hat Er deutliche Defizite im Sozialverhalten: Er stellt seine Bedürfnisse über die der Gruppe, ist nicht hilfsbereit und auch nicht immer zur Zusammenarbeit mit anderen Schülern und den Lehrkräften bereit. Dementsprechend isoliert er sich (Du schreibst selber dass er es viel besser findet, alleine zu sitzen).
Das Zeugnis macht Dir nur deutlich dass Dein Sohn mindestens auf dem Wege dazu ist ein zwar schlauer aber egoistischer Einzelgänger zu werden.
Nicht die Formulierungen sind ein No-Go, sondern das Verhalten des Kindes!
Anstatt hier auf die Schule und die Lehrer zu schimpfen solltest Du dem lieber entgegenwirken.
Folgende Aussage bestätigt das zusätzlich:
Im Elterngespräch wurde mir gesagt, dass er eigentlich alles kann, aber dass er extrem überheblich und "hinterlistig" ist und dass er mit seinem Banknachbar nicht klar kommt.
Solange der Empfehlung für ein Gymnasium nichts im Weg steht solltest du dir keine Sorgen machen.
Darum gehts mir ja nicht. Mir gehts darum, dass man doch nicht so negativ über einen Erstklässler schreiben kann/sollte. Meine Mutti (selbst Lehrerin) meinte, das ist nicht zulässig. Wenn es Negatives gibt, muss es weggelassen werden. Und alleine vom gesunden Menschenverstand finde ich, dass man so etwas nicht schreiben sollte. Gerade in der Grundschule.
Wenn es Negatives gibt, muss es weggelassen werden
Diese Information ist nur für dich. Du willst einfach alles negative ausblenden? Das löst das Problem nicht. Solche Formulierungen sind absolut legitim. Und man stellt das Kind nicht an den Pranger, sondern gibt den Eltern einen Einblick in das Schulverhalten des Kindes.
@ Laenaja
Ich glaube du sieht das aus der Sicht von einer Mutter und bedingt ist das auch richtig.
Alles Negtive wegfallen lassen und dann? Wie willst du denn dann eingreifen, wo man etwas verbessern kann, wenn du nur Gutes zu hören bekommst?
Das ist vollkommen richtig, wenn man Schwachstellen weis und man kann rechtzeitig eingreifen, bevor es zu spät ist.
Man sollte nicht jede Kritik als Negtiv ansehen, sondern eher als Hilfestellung um seinem Kind zu helfen.
Sehe es doch mal von der Seite aus an.
Die Negativformulierungen sind nicht dazu da, um Deinen Sohn zu ärgern, sondern um die Eltern auf die Leistungsfähigkeit, bzw. auf das Verhalten des Kindes hinzuweisen, damit diese die Möglichkeit haben, pädagogisch auf das Kind einzuwirken.
Ich selbst erkenne hieraus keine Negativformulierungen, sondern eine objektive und sachliche Einschätzung.
Hat Dein Sohn Probleme in der Schule, ist die Lehrerin verpflichtet, dich darüber aufzuklären.
Soll die Lehrerin schreiben, dass alles "Friede, Freude, Eierkuchen" ist, obwohl das in Wirklichkeit vielleicht nicht wirklich zutrifft?
Zb der Satz: "XXX versteht es nur selten, seine sehr guten Vorkenntnisse in den Unterricht einzubringen" Nach dem ganzen vorherigem Mist...was bitte ist daran so schlimm, das Positive positiv sein zu lassen und einfach zu schreiben "XXX verfügt über sehr gute Vorkenntnisse."..aber nein, muss gleich wieder was Negatives draus gemacht werden.
Weil er eben seine sehr guten Vorkenntnisse nicht einbringen kann... deswegen ist da auch etwas negatives. Würde er seine Intelligenz (die er ja auch hat und bescheinigt bekommt) einbringen, dann wäre das eben nur 100% positiv.
Es ist eben nicht so, deswegen auch was negatives.
...was bitte ist daran so schlimm, das Positive positiv sein zu lassen und einfach zu schreiben "XXX verfügt über sehr gute Vorkenntnisse."..
Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Ein Zeugnis dient eben dazu, den Schüler, bzw. seine Leistungen einzuschätzen. Was hast Du davon, wenn dort nur positive Sachen stehen und Du somit einen falschen Eindruck von seinen Leistungen erhältst? Wie soll sich Dein Sohn ändern, wenn Du gar nicht weißt, was zu ändern ist?
Solche Beurteilungen sollten dazu dienen, Leistungen kritisch zu betrachten, um hieraus eine Verbesserung zu realisieren.
Vermutlich gab es solche Formulierungen nicht, weil die Kinder sich früher noch besser benommen haben und keine verwöhnte Einzelkinder von Helikopter-Eltern waren. Da wuchsen Kinder bereits in einem Familienverband mit Geschwistern auf und haben dadurch Sozialverhalten gelernt. Sie verbrachten nicht den Tag vor dem TV und am Handy, sondern spielten mit anderen Kindern.