Darf der Hausarzt einem schmerzkranken Schmerzmittel verweigern?
Hallo, ich hab mich heute mit einem Bekannten unterhalten, der durch einen Arbeitsunfall nun eine kaputte Wirbelsäule hat, doch sein Hausarzt weigert sich, ihm schmerzlindernde Schmerzmittel zu verschreiben, mit Verweis auf seine angegebene Drogensucht. Er verschreibt ihm zwar Tramadol (ein schwach wirksames Opioid), doch das Mittel kommt gegen seine Schmerzen bei weitem nicht an, wie er sagt.
Handelt dieser Hausarzt noch im "legalen" Rahmen seiner Kompetenzen, wenn er ihm kein stärkeres Medikament verschreibt? Darf er seine Drogenvorgeschichte als Anlass nehmen sich zu verweigern? (ps. er hat seit letztes Jahr sowieso ein gerichtliches Drogenkonsumverbot im Rahmen seiner Bewährungsauflagen auferlegt bekommen, wenn er dagegen verstösst, fährt er für 6 Jahre ein).
10 Antworten
Je nachdem, welche Drogen er genommen hat, muss der Arzt tatsächlich abwäfen, was schwerer wiegt. Wenn Gefahr besteht, dass der Patient durch die Medikamente rückfällig wird, muß er nach einer Alternative suchen.
"er hat seit letztes Jahr sowieso ein gerichtliches Drogenkonsumverbot im Rahmen seiner Bewährungsauflagen"
Süchtige agieren nicht rational, nur, weil er eine gerichtliche Auflage hat, heißt das nicht, dass er sich daran halten kann. Und die Medikamente können dann erst recht einen Rückfall auslösen.
Es stehen 6 Jahre Freiheit auf dem Spiel, er wird also einen Teufel tun und gegen seine Auflagen verstossen, er hat schließlich alle 6 Wochen Termin wo er Urin abgeben muss. Er war kein Heroinsüchtiger, hat gekifft und Pulver, das wirkt ganz anders als Opioide, also fällt der Punkt rückfällig werden zu können schon von alleine weg. Ich finde es schon erschreckend, wenn man als ehem. Drogenkonsument bei Schmerzen einfach so ignoriert werden kann, er wird ja quasi behandelt wie ein Mensch 2. Klasse deswegen.
Gutes Recht, m.E. sogar Pflicht des Arztes, erst mal unten anzufangen
Kompletter Unsinn. Warum nicht gleich Morhium-Sulfat, auch da schrauben sich die Junkies die Dosis immer höher.
Du hast definitiv keine Ahnung von chron. Schmerzkrankheit. Da geht es nicht darum, sich einen Kick zu verschaffen, sondern Schmerzen zu lindern. Einen Schmerzkranken mit einem Junkie gleichzusetzen ist wirklich unterirdisch. Sorry.
und du schriebst doch selber das dein angeblicher Bekannter die Dosis immer höher schraubt
Natürlich wegen der Schmerzen! Und es ist kein angeblicher Bekannter von mir, ich bin selbst Schmerzpatient und werde ganz sicher nicht mit Tramadol abgespeist, wovon man epileptischartige Anfälle bekommen kann und was nicht noch alles.
Und soll es so wie in den USA enden die mitlerweile 50.000 Drogentote jährlich haben.
Das begann mit Ärzten die belieibig Opiode verschrieben haben und endete mit Städten voller Drogenabhängige.
In den USA haben die Ärzte meist Oxycodon oder Fentanyl verschrieben, schon bei Angabe von Kopfschmerzen, solange der Patient sich das Rezept leisten konnte. Das ist in Deutschland, wo die meisten Patienten gesetzl. und nicht privat versichert sind, in diesem Ausmaß ja gar nicht möglich. Unsere Ärzte verschreiben Opioide eher nur sehr, sehr widerwillig, aber wenn einer vor Schmerzen kaum noch klar kommt, finde ich es unverantwortlich, ein gelbes Rezept aus so einem Grund zu verweigern.
Tramadol ist ein hochwirksames Mittel bei mitleren und starken Schmerzen. Auch wenn du es kaum glaubst, das Schmerzemfinden ist rein pschosomatisch, Boxer die lassen sich regelrecht verprügeln und emfinden nur wenig schmerz.
Du vergleichts grade Äpfel mit Birnen. Chron. Schmerzen verschwinden im Vergleich zu den Schmerzen, die ein Boxer nach einem Kampf davonträgt, nicht nach 2 Tagen wieder, die hat man 24 h am Tag und die bildet man sich bei Verletzungen wie an der Wirbelsäule, Arthrose etc. ganz sicher nicht ein.
Das ist ja genau das Problem, das ehemals Drogenabhängige haben. Eine Dosis, die bei jedem anderen wirken würde ist bei ihm nutzlos.
So funktioniert Abhängigkeit. Der Körper gewöhnt sich daran, und verlangt immer höhere Dosis. Wenn der Patient dagegen verstößt, verfällt seine Bewährung.
Auch der Arzt kann sich strafbar machen, wenn er diese Umstände kennt.
Jein. Der Arzt ist gegenüber dem Patienten verpflichtet, nicht gegenüber den Strafverfolgungbehörden, darf aber auch nicht fahrlässig handeln
Er hat in seinem Leben noch kein Heroin konsumiert, eine Rückfallgefahr ist daher gar nicht gegeben, weil er nur weiche Drogen konumierte, die ganz anders wirken.
Die ehem. Drogenabhängigkeit sollte bei seinem Krankheitsbild überhaupt nicht relevant sein, ein Schmerzpatient ist zuerst Schmerzpatient, auch wenn er in seinem früheren Leben mal Drogen konsumiert hat (selbst wenn es Heroin gewesen sein sollte).
Es sollte in erster Linie darum gehen, einem schmerzkranken seine Schmerzen zu lindern, ganz egal, was mal war. Ich finde das grenzt an unterlassener Hilfeleistung, wenn es das nicht bereits ist. Ich denke das es eigentlich nur an seinem jetztigen Arzt liegen kann. Mit dem Tramadol macht er sich jedenfalls völlig kaputt.
Es gibt spezielle Schmerzärzte, da kann er hingehen. Und als Arzt wäre ich bei einer solchen Vorgeschichte auch vorsichtig und mit Rückenschmerzen gehört er zum Orthopäden und nicht zum Hausarzt.
Er bekommt Tramadol schon seit einem Jahr, d.h. er muss um eine schmerzlindernde Wirkung zu erhalten, die Dosis immer höher schrauben, das ist mit Tramadol nicht gerade ungefährlich, wenn man sich die Nebenwirkungen davon einmal durchliest. Ein stärkeres Opioid wäre definitiv besser verträglich, als Unmengen Tramadol.