"Danke für Ihre Rücksicht" - Was ist ein sinnvoller Spruch am Ende einer Straßenbaustelle?
Ich habe vor kurzem am Ende einer Autobahnbaustelle mal wieder das Schild "Danke für Ihr Verständnis" gesehen. Irgendwie finde ich das merkwürdig. Für was für ein Verständnis wird mir gedankt? Verständnis wofür? Dass gebaut wird, ist ja eine absolute Notwendigkeit, denn Straßen unterliegen Verschleiß und müssen instand gehalten werden. Dafür, dass dies geschieht, bin ich eher dankbar als verständnisvoll. Und es ist ein Service, den ich mir als Verkehrsteilnehmer eigentlich wünsche.
Am Ende von schwedischen Straßenbaustellen sind mir vor ein paar Jahren Schilder aufgefallen, die ich viel sinniger finde. Da steht immer: Tack för (visad) hänsyn. Auf Deutsch: Danke für (erwiesene) Rücksicht. Manchmal steht das da mit dem "visad", manchmal ohne.
Während ich das deutsche Wort Rücksicht etymoligisch eigentlich schon sehr schön finde (zurück schauen), passt m.E. hier das Schwedische hänsyn besonders treffend. Es bedeutet im Prinzip das gleiche, wie die deutsche Rücksicht. In dem Wort steckt aber auch hin-schauen, aufpassen. Und die Intention ist völlig klar: Es gab und gibt in Schweden (wie auch in Deutschland) massive Beschwerden von Bauarbeitern, die sich großen Gefahren dadurch ausgesetzt sahen, dass Autofahrer in Baustellen viel zu schnell und viel zu dicht an ihnen vorbeifuhren - in Extremfällen sogar mit Gegenständen nach ihnen warfen.
Daher: "Danke für Ihre Rücksicht" ist aus meiner Sicht das sinnvollere Schild an einer Straßenbaustelle als "Danke für Ihr Verständnis".
Mich würde interessieren, wie andere das sehen.
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5 Antworten
Du hast völlig Recht. Vielleicht zeigt sich in diesen Schildern (unbewußt von den Schildermachern?) aber ein Mentalitätsunterschied. Der Deutsche fühlt sich von der Baustelle zuvorderst gestört, er regt sich darüber auf. Daher wird ihm nach der Baustelle dafür gedankt, dass er Verständnis gezeigt hat, oder mit anderen Worten, sich nur mäßig über die Störung des Autofahrens erbost hat. An Rücksicht auf die Bauarbeiter ist da nicht zu denken.
Der Schwede ist ruhiger, entspannter, zudem gibt es ohnehin Tempolimits in Schweden. Man muß also weniger befürchten, dass der schwedische Fahrer sich über die Baustelle aufregt, demzufolge muß man ihm auch nicht für sein Verständnis danken. Das wird vorausgesetzt. Deshalb kann man ihm für die (vermutlich) gezeigte Rücksichtnahme gegenüber den Arbeitern danken.
Natürlich sind das Klischees und treffen auf einzelnen Personen nicht unbedingt zu. Dennoch erlebe ich es nach wie vor so, dass viele Deutsche im Straßenverkehr nicht die Entspanntesten sind, um das mal vorsichtig auszudrücken.
Ich frage mich immer, warum am Ende für etwas gedankt wird, worum am Anfang nicht gebeten wird. Wenn man etwas möchte (gerade wenn es selbstverständlich sein sollte, aber nicht mehr ist), dann sollte man das am Anfang kommunizieren: Also vielleicht: "Mit Rücksicht sicher durch die Baustelle."
Am Ende könnte dann "Geschafft!" (und vielleicht "Bis gleich...") stehen.
ich finde, das ist ein interessanter Punkt. Wenn die Leute rücksichtslos und verständnislos die Baustelle durchfahren haben, kann es für die Vermeidung fataler Ereignisse unter Umständen schon zu spät sein.
Und bei der nächsten Baustelle haben sie es schon wieder vergessen.
In Deutschland haben Baustellen nunmal einen schlechten Ruf. Und klar ärgert man sich, dass seit Monaten oder Jahren an einem MINI-Straßenabschnitt herumgebaut wird, ohne dass jemand einen Fortschritt sieht.
Da ärgern sich Viele. "Danke für ihr Verständnis" sollte zwar dranstehen, aber vielleicht noch, wann die Baustelle weg ist. Ich freu mich mehr, wenn ich weis, dass die nurnoch 1 Monat da ist.
Ich würde schreiben: Gewöhnt euch dran die bleibt die nächsten 3 Jahre
Für Urlaubsreisende: "Wir würden uns sehr freuen, Sie und Ihre Kinder auch im nächsten Jahr wieder an dieser Baustelle begrüßen zu dürfen."
;) ich glaube, das möchte nicht wirklich jemand, auch die Bauarbeiter sind wahrscheinlich froh, wenn sie weiter kommen und in einem Jahr woanders arbeiten.
Danke für deine Antwort! Über deinen Ausdruck "der Deutsche" und "der Schwede" musste ich schon ein wenig schmunzeln, denn unter dem Schweden und der Schwedin hab ich auch schon Hitzköppe erlebt und wir haben sicherlich auch in D besonnene Leute :). Aber insgesamt sehe ich es ähnlich wie du, dass der Straßenverkehr in Schweden wirklich deutlich ruhiger läuft. Und ich glaube auch, dass es in Schweden ein größeres Verständnis für die ownership aller an der Infrastruktur gibt: Das sind unsere Straßen und unsere Jungs und Mädels auf den Baustellen halten die für uns in Ordnung.
Wobei ich mir schon auch vorstellen kann, dass auch in Schweden Leute genervt sind, wenn sie - sagen wir - zwischen Linköping und Stockholm auf der E4 daher kommen und plötzlich heißt es statt der sonst gestatteten 110 km/h auf einmal für 20-30 km nur 70 km/h (Straßenbaustellen können ja dort gewaltige Längen haben). Aber wie du schon schreibst, viele bleiben deutlich länger gelassen.