Christentum und Buddhismus?
Seht ihr Gemeinsamkeiten zwischen der christlichen Religion und dem Buddhismus? Und wenn ja, welche Gemeinsamkeiten?
9 Antworten
Ich versuche mal meine Gedanken zur Thematik zusammenfassen und die Erkenntnisse, die ich während meiner Auseinandersetzung mit dem Thema gewonnen habe, zu teilen. Also der Buddhismus ist historisch aus dem Hinduismus hervorgegangen und entwickelte durch die Lehren von Siddhartha Gautama, besser bekannt als Buddha, um etwa 500 v. Chr. eigene Konzepte. Der Fokus liegt dabei auf der Mitte des Selbst. In der hinduistischen Vaishnava-Tradition wird Buddha als der neunte Avatar Vishnus betrachtet, der nach Krishna und vor Jesus sowie Gauranga Chaitanya auf die Erde kam.
Der Buddhismus selbst sieht seine Wurzeln im Sanātana Dharma nur als sekundär an und konzentriert sich hauptsächlich auf das individuelle Selbst und das Hier und Jetzt. Die Lehre ist stark auf das Diesseits ausgerichtet und zielt darauf ab, die Herausforderungen des Lebens im gegenwärtigen Moment zu überwinden, ein Ansatz, der auch in der Shaolin-Tradition zu finden ist. Der Buddhist glaubt, ähnlich wie der Hindu, an Samsara, das Rad der Wiedergeburten, sowie an die damit verbundene Reinkarnation und die Selbsterlösung, die nach Milliarden von Wiedergeburten zum Nirwana führen soll. Dies bedeutet, dass die Seele im Universum aufgeht und von der Existenz des Lebens befreit wird. In dieser Perspektive spielt Gott keine zentrale Rolle; alles dreht sich um den eigenen Weg zur Selbsterlösung. Es gibt jedoch Ausnahmen innerhalb der buddhistischen Strömungen, wie z.B. im tibetischen Buddhismus und insbesondere im Vajrayana, wo das Göttliche nicht vollständig ausgeschlossen wird und Elemente der transzendentalen und spirituellen Wesen aus den hinduistischen Wurzeln integriert sind.
Im Gegensatz dazu ist im Christentum, ähnlich wie im Hinduismus, der höchste Gott das Zentrum der Lehre. Wer sich theologisch und religionshistorisch etwas umfassender gebildet hat, erkennt, dass der höchste Gott im Sanātana Dharma identisch ist mit dem Schöpfergott im Christentum. Selbst die Genesis ist in beiden Traditionen gleichsam und umfasst die Erschaffung der Welt durch das Wort, den Menschen, den Baum der Erkenntnis bis hin zur Sintflut, den Sünden sowie Himmel und Hölle. Dies liegt daran, dass der Sanātana Dharma und seine Schriften wesentlich älter sind als das Christentum, und Religionen sich linear von seiner Primärquelle aus entwickeln, einschließlich ihrer kulturellen Erweiterungen. Daher ist es nicht groß verwunderlich, dass das Fundament des Christentums in der vedischen Tradition des Sanātana Dharma zu finden ist.
Aus dieser Perspektive betrachtet, ist das Christentum dem Hinduismus tatsächlich näher als dem Buddhismus zugewandt, insbesondere aufgrund des Konzepts der Selbsterlösung und der Abwesenheit Gottes, die im Buddhismus nicht vorkommen und mit den Zielen der christlichen Lehre unvereinbar sind. Natürlich kennt auch die alte christliche Lehre der Urgemeinden Konzepte wie die Karmalehre, die im Christentum als Tugend-Laster-Bilanz interpretiert wird. Ebenso wird die Reinkarnation, im Christentum als Seelenwanderung betrachtet, als eine dritte Chance und Weg zwischen Himmel und Hölle verstanden, insbesondere von den platonischen Christen jener Zeit. Diese Konzepte führen jedoch nicht zur Selbsterlösung, die unbiblisch ist, sondern bieten eine Möglichkeit zur Reflexion über das eigene Handeln. Demnach ist und bleibt Jesus der einzige Weg zur Erlösung für uns Christen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gemeinsamkeiten und Parallelen zwischen der Lehre des Christentums und des Buddhismus geringer sind als zwischen dem Christentum und dem Hinduismus. Dies liegt vor allem an der Verehrung und Hingabe an einen zentralen Gott im Christentum.
Dennoch lassen sich Parallelen finden, beispielsweise die Friedfertigkeit, die oft erwähnt wird und mit der Nächstenliebe in Verbindung steht. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die christliche Nächstenliebe, die Jesus lehrte, nachweislich ihre Wurzeln im Sanātana Dharma hat, wo sie als "Ahimsa" bekannt ist und wesentlich älter ist als der Buddhismus.
Meiner persönlichen Meinung nach sollten theologische und religionshistorische Arbeiten nicht nur an den Ästen und Blättern von Religionen nach Gemeinsamkeiten suchen, sondern vielmehr an den Wurzeln, und noch besser dort, wo der Same gepflanzt wurde – dem Moment, in dem Gott sich den Menschen zum ersten Mal offenbarte. Nur dies spricht von Originalität und Authentizität. Alles andere würde den Glauben austauschbar und beliebig machen, wie es im Religionspluralismus oft der Fall ist. Glücklicherweise stammen wir Christen von dieser Quelle Gottes ab.
Falls es dich interessiert, schau dir den Erstkontakt zwischen den buddhistischen Wandermönchen und den jüdischen Essenern an, mit denen auch unser Herr Jesus Kontakt, zumindest Kenntnis von hatte. Hier erkennt man die Schnittstelle und versteht, wie einige christliche Strömungen mit ihren Lehren entstanden sind.
Seht ihr Gemeinsamkeiten zwischen der christlichen Religion und dem Buddhismus?
Da beides Antworten auf die selben Fragen/ Situationen geben ( müssen) können nicht alle Erklärungen gegensetzlicher Art sein.
Ob man deshalb von Gemeinsamkeiten sprechen kann?
Nun, beide gehen von einer metaphysischen Dimension/Realität aus, welche die für uns wahrnehmbare Welt übersteigt.
Beide empfehlen den jeweiligen Anhängern eine ethische Lebensweise, die Einhaltung gewisser Gesetze und Richtlinien, Mitgefühl und Anteilnahme und eine friedfertige, auf Harmonie ausgerichtete Lebensweise.
Beide gehen davon aus, dass die eigenen Taten über den physischen Tod hinaus Konsequenzen haben werden.
Es gibt einen durchaus lebendigen christlich-buddhistischen Dialog, der u.A. die christliche Mystik beeinflusst hat. Die Wurzeln davon gehen bereits auf das Mönchtum des Frühchristentums zurück. Ein Anhänger dieses mystisch-kontemplativen Weges hat im Mittelalter das interessante Buch "Wolke des Nichtwissens" verfasst.
Gibt einige. Zum einen der Glaube, dass das Leben im Diesseits in beiden Religion als leidvoll angesehen wird. Und egal ob Nirvana oder das Reich Gottes, beide sehen darin die völlige Befreiung. Außerdem sind die 10 Gebote mit den 4 edlen Wahrheiten zu vergleichen. Der Achtsame Pfad MUSS aber im Buddhismus eingehalten werden. Im Evangelium stellt das nur eine Richtlinie da wie man sich verhalten soll
Nein, ich kenne grundsätzlich keine Gemeinsamkeiten. Das sind beides komplett unterschiedliche Religionen.