bringen bachblüten überhaupt etwas?

5 Antworten

Hallo lou873,

Bachblüten sind Scheinmedikamente, also Placebos ohne gezielte Wirksamkeit. Es handelt sich um Produkte mit einem esoterischen, keinem wissenschaftlich sinnvollem Hintergrund.

Zur Erklärung:

Was sind Bachblüten?

Der Name "Bachblüten" hat mit einem Bach nichts zu tun, sondern stammt von ihrem Erfinder, einem Dr. Bach.

Die Bachblüten-Therapie zählt nicht zur Pflanzenheilkunde. Bach verwendete keineswegs Pflanzen mit bekannter Heilwirkung (Heilpflanzen); die Pflanzen wurden von ihm allein aufgrund seiner persönlichen, esoterisch geprägten Naturdeutung gewählt, nicht selten nach ihrem Namen. So soll die "Zitter"pappel bei der Angst vor dem Unbekannten helfen.

Hergestellt werden die Bachblüten, indem man sie nach rituellen Vorschriften sammelt, in Wasser einlegt und ein paar Stunden der Sonne aussetzt. Manchmal werden auch auch Äste und Blätter gekocht. Der so hergestellte Sud soll eine nicht näher quantifizierbare “Blütenenergie“? enthalten. Worin diese "Energie" bestehen soll, darüber schweigt sich das Verfahren bis heute, etwa 80 Jahre nach seiner Entstehung, aus. Oft liest man von "Schwingungen", wobei in guter esoterischer Tradition die Frage, was da denn eigentlich schwingen soll, ausgeklammert wird. Wissenschaftlich gesehen ist dieses ganze Konzept der reinste Unsinn.

Das Ganze wird zuletzt noch deutlich verdünnt, meist im Verhältnis 1:240. Der Name "Blütenessenzen" ist also schon mal irreführend - unter einer Essenz versteht man im Allgemeinen ein Konzentrat - nicht etwas, das bis zur pharmakologischen Unwirksamkeit herunterverdünnt ist.

Gibt es Wirkungsnachweise?

Nein. Im Gegenteil zeigen Studien eindeutig das, was man aufgrund der Unsinnigkeit des Konzeptes erwartet: Es handelt sich um reine Placebos. Hier zum Beispiel ein LInk, wo eine große solche Untersuchung beschrieben ist:

http://heilpflanzen-info.ch/cms/blog/archive/2009/08/12/studie-untersucht-bachblueten-wirkung-bei-pruefungsangst-und-adhs.html

Ich zitiere einmal den zentralen Abschnitt:

"Für das Review wurden drei Studien beigezogen, welche sich mit der Wirksamkeit von Bachblüten gegen Prüfungsangst befassten, und eine Studie, welche die Wirkung gegen ADHS untersuchte. (...) Alle vier Studien kamen zum Schluss, dass Bachblüten nicht besser gegen Prüfungsangst oder ADHS wirken als Placebo. Bei allen therapierten SchülerInnen und StudentInnen zeigte sich zwar eine Verbesserung der Symptome, aber diese Verbesserung stellte sich sowohl bei der Einnahme von Bachblüten als auch von Placebo ein."

Ist das wenigstens harmlos?

Die Produkte selber sind harmlos, die Versprechungen, das Weltbild und die antiwissenschaftliche Grundhaltung, mit der sie beworben werden, ist es nicht.

Bachblüten werden Eltern gegenüber beworben als "sanfte Stimmungsveränderer" ihrer Kinder. Kinder, die leicht gereizt reagieren oder trotzig sollen laut der Versprechungen der Bachblüten zugänglicher und pflegeleichter werden. Du selber möchtest sie wegen "Schüchternheit" einsetzen.

WENN Bachblüten tatsächlich das halten würden, was sie da versprechen, dann wären sie mit Sicherheit verschreibungspflichtig. Persönlichkeitsverändernde Medikamente wären mit Sicherheit nicht frei verkäuflich - ob auf pflanzlicher Basis oder nicht.

Schüchternheit und all die anderen Charaktereigenschaften sind KEINE Erkrankung. Eine Medikamentenheinnahme zur Persönlichkeitsveränderung ist grundsätzlich ein sehr bedenklicher Weg. Dass man den Kunden hier mit harmlosen Placebos abspeist, macht das Verwerfliche des Ansatzes nicht wett. An seinem Charakter arbeitet man... oder akzeptiert ihn. Er ist keine Krankheit. Wir können uns nun mal nicht durch das Einwerfen einer ach so natüüüürlichen Pille selbst einfach neu designen.

Moralisch noch problematischer ist die Implikation, wenn Eltern ihren Kindern die Blüten geben: Was muss das Kind denken, wenn ihm seine Mutter nach jedem "Versagen" demonstrativ ein Medikament einflöst, damit sich endlich, endlich seine kleine Persönlichkeit in die Richtung verändert, die die Mutter wünscht? Denn das ist genau das, was das Kind aus seiner Perspektive erlebt. Für das Kind ist es eine Behandlung - dass die Datenlage eindeutig ist, dass es sich nur um Placebos handelt: das weiß das Kind nicht.

Wenn das Placebos sind, warum hört man dann trotzdem Erfolgsgeschichten?

Dass Erfolgsgeschichten ein stichhaltiger Hinweis auf eine Wirksamkeit wären, ist ein ganz weit verbreiteter Irrtum. Fast alle nicht wissenschaftlich ausgebildeten Menschen gehen davon aus, dass es sich nicht um Placeboeffekte handelt, wenn sie "nach" der Einnahme eines Mittels eine Veränderung bemerken.

Das ist aber falsch. Man kann auch nach der Einnahme eines Placebos einfach von selber oder aufgrund ganz anderer Begleitumstände gesund werden, besserer Laune oder weniger gestresst sein. Der Placeboeffekt selbst (das beruhigende Gefühl, nicht tatenlos zu sein, sondern aktiv eine Besserung herbeizuführen) ist nur eine von vielen möglichen Ursachen.

Also: Einfach nur schauen "was passierte nach der Einnahme" führt uns bei der Bewertung eines Verfahrens in die Irre. Wir deuten allzu leicht einfach alles, was nach der Einnahme passierte als Folge der Einnahme.

Deswegen untersucht man Wirksamkeiten immer mit Vergleichsgruppen: Die Hälfte der Leute nimmt Placebo - keiner weiß, wer etwas bekommt. In beiden Gruppen treten natürliche Besserungen und Placeboeffekte auf. WENN das Mittel mehr ist als ein Placebo, dann treten in dieser Gruppe mehr uóder schnellere Besserungen auf. Andernfalls sind die Veränderungen in beiden Gruppen gleich.

Und genau das hat man als Ergebnis in Untersuchungen zu den Bachblüten gefunden: In beiden Gruppen treten Besserungen auf - in beiden Gruppen sind sie vergleichbar. Bachblüten sind Placebos. Und genau das war das Ergebnis der Untersuchungen von Bachblüten.

Lohnt sich das also?

Du unterstützt mit Deinem Geld ein den Endverbraucher mit unhaltbaren Wirksamkeitsversprechen täuschendes, moralisch nicht einwandfreies, antiwissenschaftliches Denken unterstützendes esoterisches Verfahren... und bekommst nichts als Placebo (Scheinmedikament) für's Geld.

Placebos bekommt man auch ohne diesen Überbau, wenn man auf Placeboeffekte setzen will. Ich würde so was nicht unterstützen.

Näheres zu den Bachblüten kannst Du auch hier nachlesen:

http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Bach-Bl%C3%BCtentherapie

Grüße

Hallo!

bringen bachblüten überhaupt etwas

Ja - für die Bilanz eines Unternehmens. Verweise hier mal auf das Buch von Dr. Theodor Much

"Der große Bluff: Irrwege und Lügen der Alternativmedizin"

Es handelt sich um eine Nonsense-Therapie, eine Geldverschwendung und auch deswegen nicht unbedenklich, weil bei derartigen Scheintherapien bei ernsten Erkrankungen wertvolle Zeit vergeudet wird." <

Sagt eigentlich schon alles. Und bei Tieren wirkt Placebo nicht

Schöne Woche.

ich habe nie an Bachblüten geglaubt- bis ich sie für meinen Hund bekam. Hunde können sich nichts einbilden. Ich in diesem Fall auch nicht (übertriebenes Sexualverhalten). Seidem kann er im Rudel laufen.

Und das kann nicht an mir bzw meiner Einbildung liegen, da er auch mit Fremdgruppen fährt- ohne mich.

Testen würde ich es.


uteausmuenchen  19.02.2018, 17:10

Placebo ist nicht gleichbedeutend mit "Einbildung".

Auch beim Tier belegen Besserungen, die zeitlich irgendwann nach der Gabe eines Placebos erfolgten, nicht, dass tatsächlich eine Wirksamkeit vorliegt. Auch Tiere können ihr Verhalten aufgrund anderer Umstände ändern. Danach ist NICHT deshalb...

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Der Glaube kann Berge versetzen.