Bringen 1 Euro Jobs dem Staat etwas?

4 Antworten

Das ist ein soziales Zugeständnis und eine Handreichung, um Langzeitarbeitslose wieder dem Arbeitsmarkt zuzuführen - so wie früher die ABM-Maßnahmen (ABM stand für Arbeitsbeschaffungsmaßnahme). Meist bringt es allerdings überhaupt nichts und stellt keinen Anreiz dar, sich in ein Beschäftigungsverhältnis zu begeben. Der Niedriglohnsektor steht nicht ohne Grund massiv in der Kritik von wegen moderner Sklaverei.

https://www.youtube.com/watch?v=RMllZ0BU-lE

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Jein. Sie bringen in erster Linie etwas den Unternehmen, die sie ausbeuten, z.B. Käseblätter von Zeitungen.

Sie bringen vielleicht Sauberkeit in die Städte, wenn sie Grünanlagen pflegen. Immerhin etwas. Aber dadurch kommen sie in keine reguläre Arbeit.

Wenn der Staat sie wirtschaftlich richtig einsetzen würde, hätte er auch einen fetten Gewinn. Wo sollen sie denn dann mehr kosten als wenn sie zuhause sitzen würden?

Solche Jobs sollten nur vom Staat angeboten werden und der Staat sollte sich begleitend im die Menschen kümmern und nicht nur abhaken.

Manche Menschen sind nicht in der Lage, sich selbst einen Job zu suchen oder eine Bewerbung zu formulieren. Denen sollte man eine Hand reichen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es führt dazu, dass sich Langzeitarbeitslose wieder in den 1. Arbeitsmarkt integieren lernen.

Früh aufstehen, regelmässig arbeiten, soziale Kontakte usw.

Das ist einer der Gründe.


holjan  16.07.2024, 13:30

Ich hatte eine Zeit lang im Rahmen von Vereinsarbeit mit Langzeitarbeitslosen zu tun und kann dazu nur sagen, dass es in erster Linie daran mangelt, überhaupt erstmal zu ermitteln, wer bezüglich der genannten Punkte überhaupt Defizite aufweist.

Es sind nicht die Menschen, die ihre Pflichten vernachlässigen und offensichtlich in irgendeiner Form Hilfe benötigen, wieder gewisse Strukturen zu erlenen, sondern im Regelfall werden explizit die Pflichtbewussten, also jene, die gar keine Defizite dahingehend haben, die zu solchen Maßnahmen (nichts anderes sind 1 Euro Jobs) geschickt werden.

Darunter häufig z.b. Alleinerziehende, welche allein schon der Kinder wegen, früh auf sind und einen strukturierten Tagesablauf pflegen.

Problematisch ist zudem, dass 1 Euro Jobs häufig auch keine realistische Arbeitssituation darstellen.

Oft gibt es gar keine Arbeit zu verrichten und die Teilnehmer sind dazu verdammt die vorgegebene Zeit irgendwie abzusitzen und fragen sich natürlich entsprechend nach Sinn und Unsinn der Maßnahme.

Mir blieb da ein besonderer Fall im Gedächtnis hängen, in dem 12 Teilnehmer in einem Internettreff eines Vereins als 1 Euro Jobber eingesetzt wurden.

Sie waren dort zuständig für die Betreuung der Kunden zuständig.

Interessant war, dass über ein Viertel der Teilnehmer weder über Hard- noch Software-Kenntnisse verfügte und auch keinerlei Affinität in diese Richtung mitbrachte.

Die Geräte, die im besagten Internettreff bereitgestellt waren, waren hoffnungslos veraltet - teilweise so alt, dass es nicht mal möglich war gängige Browser zu betreiben. Lizenzen für die unterschiedlichen Betriebssystemversionen waren nicht vorhanden - es handelte sich also um Raubkopien bzw. unlizenzierte Installationen.

Entsprechend gering frequentiert war diese Einrichtung auch. Der Besucherschnitt lag bei durchschnittlich 0.5 Personen pro Tag (und das auch nur dank eines Stammkunden, der fix 2x die Woche zum Checken seiner Emails kam).

Die Teilnehmer ''arbeiteten'' in 3 Schichten, wobei sich immer 2 Schichten zeitlich um 2 Stunden überschnitten. Sprich - es waren immer mindestens 4, in der Überschneidungszeit hingegen 8 Teilnehmer gleichzeitig vor Ort.

Deren Arbeitsalltag bestand daraus, am Morgen die Kasse zu eröffnen, ne Kanne Kaffee zu kochen für potentielle Gäste, am Abend das genutzte Geschirr zu spülen und am letzten Arbeitstag der Woche die Räumlichkeiten zu reinigen.

Wenn dann mal ein Kunde kam, war einer für 5 Minuten beschäftigt damit ihm einen PC zuzuweisen und nach Nutzung abzurechnen.

Das die Maßnahmeleiter nur einmal die Woche für 20 Minuten vor Ort waren, um nach dem Rechten zu sehen, setzte dem Ganzen dann auch noch die Krone auf.

Long story short. Die Leute saßen dort lediglich ihre Zeit ab. Die PC Affinen, surften im Internet oder zockten irgendwelche Spiele, soweit die Technik das überhaupt zu ließ und die nicht PC Affinen saßen mit Strickzeug oder einem Buch in der Ecke, um sich irgendwie zu beschäftigen und das jeweils ein ganzes Jahr lang.

Und solche Fälle sind alles andere als Ausnahmen.

Die Maßnahmeträger kassieren pro Teilnehmer monatliche Gelder und die Jobcenter freuen sich, wieder die Statistik geschönt zu haben.

Die Leute selbst haben nichts davon, außer ein bisschen mehr Klimpergeld in Form einer Aufwandsentschädigung in der Tasche.

Diese 1 Euro Jobs führen nicht dazu, dass Teilnehmer in richtigen Jobs landen, noch das sie irgendwelche nützlichen Kenntnisse erwerben. Sie sind in den meisten Fällen reine Zeit- und Geldverschwendung.

Die, die es wirklich nötig hätten, weil Struktur fehlt, schickt man dort nicht hin, eben weil sie unzuverlässig sind oder sich nach kurzer Zeit Dauerkrankschreiben lassen, sodass sie eh zwangsweise wieder aus der Maßnahme fallen und der Maßnahmeträger deshalb mit ihnen nichts verdient bzw. das Jobcenter die Leute nicht längerfristig aus der Statistik bekommt.

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Sabina985 
Beitragsersteller
 16.07.2024, 20:52
@holjan

Ja viele Stellen bieten gar keine regulären Arbeitsplätze z.B Tierheim.

Oder der Kindergarten ohne entsprechende Ausbildung.

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Sabina985 
Beitragsersteller
 16.07.2024, 11:00

Und das bringt dem Staat meistens etwas?

Also es gelingt den Leuten dann auch?

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Na ja zum Teil kann man dafür reguläre Arbeitskräfte einsparen.