Bin ich ein schlechter Mensch weil ich mein Oma den tot wünsche?

3 Antworten

Deine Oma benutzt da eine bekannte Strategie: Andere werden gelobt - es sind IMMER die gerade Abwesenden, bei den anderen Kindern wird vermutlich deine Mutter gelobt - der Anwesende aber kritisiert. Freundlichere Zeitgenossen kritisieren nicht und loben nur die Abwesenden.

Warum?

Der Anwsende soll so dazu bewegt werden, sich (immer) noch mehr anzustrengen! Er bekommt Schuldgefühle - "ich werde kritisiert, die anderen gelobt? Dann muss ich besser werden!" - und versucht viel, selbst Lob zu ernten.

Erkläre deiner Oma, dass das Pflegegeld, ja, für den Pflegenden gedacht ist. Es ist kein Taschengeld! Vom Pflegegeld können auch Pflegehilfsmittel angeschafft werden.

Aber: Das Pflegegeld ist das Äquivalent (nicht in gleicher Höhe!) des Geldes, das deine Oma zahlen müsste, wenn sie in einem Pflegeheim gepflegt würde. Von mehreren Menschen in drei Schichten - also: Deine Mutter leistet zur Zeit mehr, als eine Pflegekraft im Pflegeheim bei deutlich höherem Heimplatzgeld leisten müsste! (Ja, die Pflegekraft versorgt mehrere Menschen, aber eben auch nur 8 Stunden am Tag, keine 24!)

Bedenke aber auch, dass deine Oma pflegebedürftig ist! Das ist immer eine Belastung. Scham, Frust, Trauer, Unsicherheit - man schafft nicht mehr das gleiche wie früher, ist abhängig von anderen, oft bei intimsten Verrichtungen, die man Jahrzehnte lang alleine hinter verschlossener Tür verrichtet hat! Es entstehen automatisch Situationen, in denen man warten muss, während man sich früher sofort alleine geholfen hätte (Toilettengang, Waschen, Anziehen, körperliches Unwohlsein, Bewegung, Sozialkontakte usw.).

Bitte schau mal Dokus zum Thema Gewalt in der (häuslichen) Pflege/ bei Pflege von Angehörigen! Da kann (muss nicht, kann aber) sich eine Dynamik hochschaukeln. Pflegender und Pflegebedürftiger sind gestresst, frustriert. Der Pflegende hat keine Zeit für sich, der Pflegebedürftige hat zu viel Zeit für sich und zu wenig Ansprache/ Lob. Einer ist nur am Rennen, der andere ist frustriert, weil er trotzdem lange alleine ist und warten muss. Auch, wenn der Angehörige natürlich keine Ausbildung macht, einiges erst mal austesten muss, nicht sofort beherrscht, es zu Wartezeiten, Problemen, Fehlern kommt (ganz einfache Dinge wie Socken und Pullover anziehen, Hose bei Bettlägerigen anziehen usw.).

Und nein, du bist kein schlechter Mensch, aber du hast die Gefahr erkannt.

Deine Oma ist nicht zwingend ein schlechter Mensch. Es klingt so, als ob sie auch schon als Mutter früher überfordert war. Besser, man ist nicht da und gibt die Kinder zu Verwandten, als das man die Kinder ständig anschreit, beleidigt, vielleicht schlägt, mit Gegenständen wirft, den Kindern vermittelt, dass sie Störfaktoren sind!

Ich würde, mit deiner Mutter zusammen, die Situation analysieren. Wer braucht was? Was belastet wen? Gibt es Alternativen?

Es gibt z.B. manchmal Ehrenamtliche oder von der Krankenkasse bezahlte oder privat bezahlte (Pflegegeld!), die auf Stundenbasis mit dem Pflegebedürftigen reden, sich beschäftigen, Gesellschaftsspiele spielen, gemeinsam TV sehen usw. In der Zeit könnte deine Mutter etwas für sich tun.

Wenn deine Oma geistig klar ist, kann man auch (freundlich, ruhig) mit ihr reden: "Ich pflege dich und ich mache das gern, aber unter folgenden Bedingungen: Du redest sachlich mit mir über Dinge, die dich stören. Einige Dinge KÖNNEN wir nicht ändern, damit müssen wir lernen, zurechtzukommen. Wenn es dauerhaft zu Beleidigungen und andere unhaltbaren Verhaltensweisen kommt, müssten wir überlegen, ob ein Pflegeheim nicht besser für dich wäre. Das wäre KEIN Abschieben, in einigen Fällen ist es besser, wenn Pflege von Menschen übernommen wird, die nicht persönlich betroffen oder belastet sind. Es kann auch für dich besser sein, wenn du mit Profis zu tun hast und es keine Scham oder Misstrauen gibt. (Misstrauen, ob etwas richtig oder mit böser Absicht ausgeführt wurde.)

Ich bekomme jetzt Pflegegeld für mein Zeitinvenstment. Wenn du in ein Pflegeheim umziehen würdest, bekäme das das Pflegegeld, aber vermutlich müssten wir noch ziemlich viel Geld zuzahlen. Dafür hättest du distanzierte, professionelle Pfleger, die dir nichts Böses wollen und ich könnte dich besuchen und nur Tochter sein. Das könnte uns beide entlasten und zu einem besseren Verhältnis führen!"

Versuche, trotz allem, die Lage deiner Oma auch zu sehen, überlege oder recherchiere (Gespräche mit ihren Kindern und ggf. Geschwistern), ob es Gründe für ihr Verhalten gab, ob sie überfordert war. Bedenke, dass sie damals nicht so einfach Hilfe hätte bekommen können wie heute. Depressionen, Burnout, Überforderung in der Erziehung etc. waren damals bestimmt kein Thema und es gab keine oder wenige Anlaufstellen dafür - stattdessen Stigmata - so dass jeder mit dem Problem allein klarkommen musste.

Wie gesagt - lieber die Kinder zu Verwandten geben, als den eigenen Frust oder die Überforderung an ihnen auszulassen!

Vermutlich hat deine Oma nie Bewältigungsstrategien gelernt und weiß gar nicht, wie sie Frust, Stress, Ohnmacht anders ausleben soll, ohne jemandem zu schaden!

Krass. Das Selbe ist bei meiner Großmutter und meiner Mutter genauso, ich hab deswegen kaum Kontakt zu ihr. Den Tod wünsche ich ihr zwar nicht, ich habe aber ganz klar eine Abneigung ihr gegenüber und zeige das auch. Meine Mutter steht ihretwegen kurz vorm burnout und wird von ihr dazu noch gedrängt, sich um die kinderlose Schwester meiner Großmutter zu kümmern- deshalb habe sie schließlich auch zwei Kinder bekommen (???). Meine Tante hingegen hat den Absprung geschafft und ihre Mutter quasi aus ihrem Leben gestrichen.


Iamhere98 
Beitragsersteller
 17.06.2022, 00:49

Dann weißt du ja wie es ist..

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Also das ganze hört sich sehr nach einer Toxsichen Familie an ich kann dich sehr gut nachvollziehen weil ich ebenfalls in einer aufgewachsen bin. In dir steckt sehr viel wut was auch komplett normal ist, du bist nicht verrückt oder so. Wenn du alt genug bist versuch dich davon abzugrenzen und Therapeutische hilfe zu suchen um deine inneren Konflike zu lösen. Natürlich ist dir deine Oma und deine Familie wichtig weil Sie deine Familie sind. Der hass wegen deren verhalten ist aber trotzdem in dir.

LG


Iamhere98 
Beitragsersteller
 17.06.2022, 00:57

Oh ja da hast du recht.

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UberfahreNN  17.06.2022, 00:59
@Iamhere98

Mach dinge die dir Spaß machen wenn es da welche gibt. und grenz dich ab sobald wie möglich. Meine Mutter opfert sich ebenfalls für meine Oma und mein Vater auf, ständig diese streiteren und schreieren täglich zu hören und dann noch zudem angeschissen zu werden und das jeden tag 19 Jahre lang ist die Hölle haha

LG

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