Bester Freund gestern gestorben... Ich kann nicht weinen....
Hallo,
mein bester Freund (18) ist gestern verunglückt, genau vor 23 Stunden.... Ich bekam am späten Nachmittag den Anruf.... Meine beste Freundin kam dann zu mir, als sie es erfuhr, von mir, hat sie hemmungslos geweint und ich habe sie nur in Arm genommen. Seit der Nachricht, habe ich nicht geweint und sonst weine ich bei Filmen, vor Rührung oder wenn jemand nur so traurig ist, doch jetzt.... Nichts. Ich fühle nur eine Gleichgültigkeit und Leere, starre seit zwei Stunden die Decke in meinem Zimmer an und kann nicht denken. Er ist mein bester Freund, ich liebe ihn wie einen Bruder...
Das ist doch nur ein Albtraum, oder? Der Realität kann es gewiss nicht entsprechen. Ich habe die ganze Nacht mich herumgewälzt....
Meine Schwester und ich wollten heute schwimmen gehen, doch sie meinte, wir sollten es lassen, weil ich nicht in der Lage dazu wäre. Ich habe gemeint wir gehen trotzdem.
Wieso bin ich nicht traurig? Ich müsste weinen und verzweifelt sein, doch ich fühle mich einfach nur leer, mehr nicht.
Was ist nur los mit mir?
Liebe Grüße
Friederike
15 Antworten
Liebe Friederike,
ich kenne das. Bei dem, was mich persönlich betrifft.. die Abschiede, die ich persönlich begehen "sollte", die bleiben aus. Ih saß in der ersten Reihe der Trauergemeinde und lauschte den Worten des Pastors, und empfand einfach nichts. Als würde mich alles nicht betreffen. Als säße ich in einem falschen Film. Ich habe einen mir so geliebten Menschen verloren, aber das Weinen blieb aus - beibt aus. Ich weine nicht. Doch der Schmerz bleibt bis heute.
Ich weiß auch, warum. Man kann nicht wahr haben, dass dieser Mensch einfach weg sein soll. Denn er ist es nicht. Du siehst ihn vor dir. Du weißt, wie er tickt. Du weißt, was er sagen würde. Seine Meinung ist wichtig. Er ist ja gar nicht wirklich weg. Es wäre viel zu unvermittelt, ihn aus dem Leben zu reißen. Aus deinem Leben zu reißen. Er ist nicht einfach weg, das kann nicht sein. Ohne Vorwarnung. Das geht nicht. Und es ist auch nicht so.
Vielleicht eine schlechte Therapie, vielleicht hilft es: mir hat es geholfen. Kurze Zeit nach dieser Beerdigung ging ich als Begleitung auf diejenige eines anderen, mir fremden Menschen. Damals war es Zufall, heute würde ich es wieder tun, nicht zufällig, sondern bewusst: An der Beerdigung eines Fremden teilnehmen, mir die Trauerrede eines Fremden anhören, wenn ein Freund stirbt.
Ich kann dir nicht erklären, was es in mir bewirkt hat: Ich konnte eine kurze Zeit lang weinen. Durch die Worte des Pastors über den Fremden konnte ich meinen Schmerz zulassen. Und das, obwohl sich die Verstorbenen nicht ähnelten. Es ist in etwa das gleiche, als würde man einen rührenden Film sehen, der einen zum Weinen bringt. Und gleichzeitig die Verbindung schaffen zu dem, was einen eigentlich bewegt. Und das ist nicht der Film. Das ist die eigene Trauer, der eigene Schmerz, die eigene Erfahrung.. Und die Erinnerung an vergangene Zeiten..
Ich finde es gut und richtig, wenn du nicht zur Beerdigung gehst. Egal was irgend jemand darüber denken sollte. Du gehst nicht auf die Beerdigung, weil du noch keinen Abschied genommen hast. Weil du noch keinen Abschied nehmen kannst. Es gibt noch so viel unausgesprochenes zwischen euch. Das musst du in Worte fassen. Ihr seid noch im Dialog. Den größten Dialog wirst du haben im Erklimmen der Zugspitze. Bis dahin gibt es noch viele Gedanken zu denken, viele Worte zu sprechen. Bis dahin kannst du deinen Freund nicht beerdigen.
Niemand kann dir vorschreiben, wie Trauer auszusehen hat. Jeder trauert anders.
Ich wünsche dir, dass du stark bleibst. Dass du den Verlust deines Freundes verarbeiten kannst. Deinen Hund behalten kannst. Dich mental von deinem Vater befreien kannst. Und ein eigenes - dir ganz eigenes - Leben leben kannst.
Anita
hoi,
in deinem kopf ist es knallhart und realistisch angekommen, aber dein gefühl wehrt sich gegen die realität. diese leere bei einem grossen verlust ist völlig normal.
geh morgen früh in die schule. sprich mit einem lehrer, dem du vertraust.
geh heim, wenn du es nicht mehr aushältst.
er war der erste, der ging. ihm werden viele folgen. der schmerz und die leere werden nicht weniger. mit jedem, der geht, bleibt eine lücke, die nie wieder ausgefüllt werden kann...
pflege deine erinnerung... nimm ein blatt papier, schreib kreuz und quer alles schöne aus dieser freundschaft darauf.
was trägt man bei einer beerdigung? das, wonach einem grad ist... du musst keine blume ins grab werfen, keine schaufel erde... du kannst auch ein foto von dir als letzten gruss wählen...
vielleicht hilft das wort BEERDIGUNG
um es wahr zu machen...
mein herzliches beileid!
das ist so schlimm, wenn ein junger mensch gehen muß, es tut mir so leid. das ist der schock...eine art von verdrängung. es gibt verschiedene trauerphasen, schock, wut, traurigkeit. jeder mensch geht anders mit so einer situation um und du brauchst auch eine weile bis es wirklich "ankommt" was da schreckliches passiert ist. drüber reden hilft. wenn du schwimmen gehen möchtest ist das auch ok. mach es ganz nach deinem bauchgefühl....an einem anderen tag magst du dich vielleicht lieber in eine stille ecke verziehen.
ich wünsche dir kraft. fühl dich gedrückt LG Tina
Nicht jeder ist am Boden zerstört, wenn Menschen sterben. So ist das nunmal, deswegen bist Du ja nicht gleich ein schlechter Mensch. Mich berührt es auch nicht wirklich, wenn jemand stirbt. Menschen sterben nunmal unweigerlich, der eine früher, der andere später.
Du stehst unter Schock, da ist deine Reaktion völlig normal. Aber dieser Schockzustand löst sind, dann wirst auch du trauern und weinen können. Jeder Mensch reagiert in solchen Situationen anders. Wünsche dir viel Kraft!